Kapitel 13

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Justin

"Wenn er dich nicht mögen würde, würde er dich einfach ignorieren.", erklärt Luke. Leon stimmt ihm zu und fragt dann: "Magst du ihn überhaupt noch? So wie du dich immer aufregst, wenn er was macht. Andere würden sich ja darüber freuen." Ich werfe ihm einen bösen Blick zu: "Du verstehst es nicht. Wenn ich ein Mädchen wäre, würde ich mich natürlich freuen! Aber ich bin nun mal keins und was kann ich denn dafür, dass ich in seiner Gegenwart immer so nervös werde. Er verarscht mich ja auch nur."
"Naja, ich wette er schenkt dir nur so viel Aufmerksamkeit, gerade weil du dich so aufregst. Willst du nicht mal versuchen, ihn dazu zu bringen, sich in dich zu verlieben? Ich hab das Gefühl, dass du etwas Besonderes für ihn bist und mehr daraus werden kann."
Ich schaue ihn entgeistert an und zeig ihm 'nen Vogel. "Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. Ich bin doch nicht verr-" Leon unterbricht mich: "Ach komm, wieso nicht? Wie lange stehst du schon auf ihn? Es wird mal Zeit, dass du die Zügel in die Hand nimmst!"

Die haben wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank! Nein danke, ich hab echt kein Bock auf 'ne Abfuhr.

"Ach komm, was kann denn im schlimmsten Fall passieren? Willst du, dass alles ewig so weiter geht? Wir werden euch auch zur Hand gehen, nicht wahr, Luke?"
Bevor dieser antworten kann, kommt Trice wieder aus dem Bad. Aber statt das Thema fallen zu lassen, wirft Luke mir diesen eindringlichen Blick zu. Ganz so als würde er sagen: 'Du weißt was zu tun ist!'

Als ob sich Trice jemals ausgerechnet in mich verlieben würde! Aber was wenn die beiden doch recht haben? Sie sind doch meine Freunde, wieso sollten sie mich verarschen bzw wollen, dass ich verletzt werde? Argh, ich hab keine Ahnung was ich tun soll. Wie soll ich das überhaupt anstellen? Ich beschließe das Thema vorerst fallen zu lassen.

In der Nacht kriege ich kaum ein Auge zu. Immer wieder gehen mir deren Worte durch den Kopf, während ich Trice beim Schlafen zu sehe. Soll ich wirklich um ihn kämpfen und sein Herz erobern? Wie lächerlich das schon klingt.

Am nächsten Tag ist erstmal keine Exkursion geplant. Wir sollen uns von der Wanderung erholen. Leon scheucht mich aus dem Bett und meint wir gehen jetzt einen Esstisch reservieren, was mir total komisch vorkommt, da jeder eigentlich schon seinen Stammplatz hat. Trotzdem folge ich ihm müde. Einpaar Meter von unserem Zimmer bleibt er jedoch stehen. "Justin, Kumpel, ich kann das echt nicht mehr mit ansehen. Wenn du Trice nicht haben willst, dann kralle ich ihn mir eben.", er dreht sich zu mir um und schaut mich ernst an. Ich kann nicht anders als zu lachen. Das passt überhaupt nicht zu ihm und ich weiß, dass er das nur sagt, um mich anzustacheln. "Netter Versuch, Leon.", erwider ich deshalb nur. Er schaut mich beleidigt an: "Ich meine es ernst!" Wenn er ihn wirklich wollen würde, dann wäre Trice schon lange in seinen Händen. So eine Person ist Leon. Plötzlich reißt er mich aus seinen Gedanken, und zwar wortwörtlich. Er zieht mich zu sich und hält mein Gesicht ganz nah an seins. Dann haucht er mich an. Einfach so. "Was soll das, Leon?", frage ich ihn irritiert. Aufeinmal setzt er ein erschrockenes Gesicht auf. "T-Trice, was machst du denn hier?", stammelt er und kratzt sich verlegen seine Wange. Instinktiv drehe ich mich um. Tatsächlich steht Trice direkt vor mir. Das Blut schießt mir direkt ins Gesicht. Er hat doch nicht etwa-?

"Ich dachte ihr wolltet schon mal vorgehen?", sagt er nur gleichgültig, so als wäre nichts passiert. Ist ja eigentlich auch nichts, und doch ist etwas an ihm anders als sonst, ich kann es nur nicht greifen. Wir gehen nebeneinander zum Essraum. Als ich mich zu Leon umdrehe, grinst dieser fast schon böse vor sich hin. Was ist los mit ihm? Sag mir nicht, er hat das ganze geplant...

Beim Frühstück ist es ungewöhnlich still. Keiner aus unserer Gruppe sagt etwas. Ich frage mich immer noch, was die Aktion von Leon vorhin sollte. Wir stehen uns schon ewig nahe, trotzdem gibt es auch Grenzen! Mitten beim Essen steht Trice plötzlich auf: "Muss noch einen Anruf betätigen." Leon und Luke werfen mir daraufhin eindringliche Blicke zu und wollen mir weis machen, ich ihm zu folgen. Entsetzt schüttel ich meinen Kopf. Was wollen die von mir? Kann denen doch egal sein, wie es zwischen Trice und mir läuft! Aber ich will mal nicht so sein. Widerwillig gehorche ich ihnen und folge Trice kurze Zeit später aufs Zimmer. Er steht am Fenster und telefoniert tatsächlich. Sofort komme ich mir total bescheuert vor. Was mache ich eigentlich hier? Da ich nicht weiß, was ich machen soll, setze ich mich auf ein Bett und warte bis er fertig ist. Echt toller Plan.

Nachdem Trice endlich aufgelegt hat, gesellt er sich zu mir. "Geht's dir wieder schlecht?", fragt er. Hä? Wie kommt er darauf?

Trice

Völlig verdattert sitzt Justin vor mir. Er wirkt ziemlich abwesend und verträumt. Woran er wohl denkt? Ja, ge, was geht eigentlich immer im Kopf dieses Jungen vor? Wieder bekomme ich dieses erdrückende Gefühl und Bilder von heute morgen schießen mir durch den Kopf... Wie er und Leon behauptet haben, sie würden einen Tisch reservieren, nur um... Wie lange geht das wohl schon zwischen den beiden? Dass sie sich auch noch trauen, sich mitten auf dem Flur zu küssen! Was wenn nicht ich der gewesen wäre, der sie erwscht hat? Wieder komme ich mir so richtig dumm vor. Wie konnte ich je auch nur für eine Sekunde denken, dass Justin in mich veliebt wäre? Aber wieso hat Leon nichts dagegen gemacht, als ich ihm so nahe gekommen bin? Es ergibt alles einfach keinen Sinn!

"Alles okay bei dir?", Justin schaut mich mit einer besorgten Unschuldsmiene an, was mich sauer macht. Als würde er wissen, was ich gerade denke und sich über mich lustig machen. "Was sollte denn sein?", frage ich ihn leicht provoziert, packe ihn an den Armen und drücke ihn aufs Bett, sodass er sich hinlegen muss. "Bei mir ist alles bestens.", presse ich hervor und beuge mich über ihn, während ich auf die übliche Reaktion warte, die Leon wahrscheinlich immer zu Gesicht bekommt. Aber es kommt nichts. Justin liegt einfach nur da und schaut mir ruhig in die Augen, sein Blick leicht vernebelt. Ich frage mich, ob wirklich alles okay bei mir ist, denn ich kann ihn nicht normal ärgern. Es scheint mir einfach keinen Spaß zu machen. Bevor ich weiter denken kann, spühre ich, wie ich unsanft nach unten gezogen werde und plötzlich Justin über mir liegt.

Reverse (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt