Kapitel 7

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„Danke", er nahm die warme Holzschüssel entgegen. Lächelnd deutete der Einwohner eine Verbeugung an und ging aus der Steinhütte. Percy sah in die Schüssel und verzog das Gesicht, in der Schüssel schwamm eine braune Brühe mit Wurzeln und - er kniff die Augen zusammen – waren das Käfer?
Sirlo schob den Eingangsteppich zur Seite und stellte vor ihm einen Krug ab. „Wasser. Es ist sehr rein. Probiere mal.", forderte er ihn auf.
„Gerne."
„Schmeckt dir die Suppe?", Sirlo nahm vom Tisch eine Schüssel und trank diese aus, „Du solltest sie wirklich probieren, sie ist köstlich." Erwartungsvoll sah er ihn an.
Pevcy schluckte und verzog vor Ekel das Gesicht, das konnte niemals gut schmecken. Eher zögerlich führte er die Brühe an seine Lippen, eine Frau schürte gerade das Feuer nach. Um nicht undankbar zu wirken schloss er die Augen und schluckte die Brühe hinunter. Erstaunt sah er das bisschen Brühe in der Schüssel an, sie schmeckte nicht ansatzweise so wie sie aussah. Der Geschmack von frischen Kräutern und Rinde klebte ihm am Gaumen als er sich aus der kristallenen Kanne Wasser ausschenkte, dieses schien genauso rein zu sein wie die Kanne. Er nahm einen großen Schluck, das kalte klare Wasser verstärkte den Geschmack der Suppe. Es war ganz anders als er es kannte.
„Bitte noch eine Portion, Süße."
„Du bist wirklich ein Schleimer Sirlo", sie nahm Sirlo die Schüssel aus der Hand und füllte nach, dankend küsste er ihr zu beiden Seiten des Kopfes, dann verließ sie die Steinhütte. Sirlo folgte ihr mit seinem Blick als sie verschwand.
„Sag mal", Percy durchbohrte ihn mit seinem Blick, „kann es sein, dass du dich in sie verliebt hast?"
Amüsiert zog Sirlo eine Braue hoch. „Vater hat mich zynisch erzogen", meinte er und trank seine zweite Portion. „Auch wenn es für einen Sterblichen wie dich komisch klingt, aber ich würde jeden meiner Partner überleben. Jeder mit violetten Augen tut das."
Er sah ihn misstrauisch an, das würde heißen, Akarian war nicht in der Lage zu lieben. Davon war aber nie etwas zu merken.
„Wie ich deiner Bemerkung entnehmen darf bist du wieder bei Kräften", Sirlo legte die Schüssel hin und stolzierte zum Ausgang. „Ich bringe dich jetzt nach Paz."
„Paz?"
„Friede. Corelè nennt das Gebiet Friede."
Friede? Der Engel war ein gnadenloser Krieger! Mit einem dankbaren Nicken verabschiedete sich Sirlo von den Einwohnern und trat durch den Teppich hinaus.
Schnell lief er Sirlo hinterher, dieser schien plötzlich in Gedanken versunken. Kalter Wind blies ihnen entgegen, schien, als wäre Sirlo doch nicht so emotionslos wie er vorhin behauptete.
„Komm jetzt!"
Erschrocken sprang Percy zurück als Sirlo plötzlich direkt neben ihm stand, rutschte aus, wurde aber noch im Start aufgefangen. Da hatte es aber jemand eilig.
Sirlo gähnte, kalter Wind blies gegen seine Flügel. „Hier bist du übrigens eingestürzt."
Percy sah nach unten, sie flogen gerade über den See, die Einschlagstelle zeichnete sich noch leicht ab. „Das ging aber schnell", antwortete er verwundert.
„Wir waren auch bloß einen Kilometer weiter", kam die genervte Antwort. „Mal sehen ob..." Ohne Vorwarnung stieg Sirlo höher, dann glitt er auf der Stelle. „Die Entfernung reicht, die Energie dürfte auch reichen.", stellte er fest und stieg weiter. „Percival bleib jetzt still!"
Sein Herz begann zu rasen, was hatte Sirlo jetzt wieder vor?
Tief atmete Sirlo ein, dann ging er in einen steilen Sturzflug und schlug durch eine Barriere. In dieser blieb er auf selber Höhe, dann gab er einen missbilligten Laut von sich und warf Percival gezielt durch das Fenster eines Hochhauses. Percy rollte sich vom Holzboden ab und sah Sirlo hinterher, ein sehr schriller Laut ließ den Boden erzittern, dann schoss aus dem Nichts ein goldener Lichtstrahl auf Sirlo zu. Dieser wirkte nicht sonderlich überrascht, leuchtete kurz auf dann durchzogen ihn sichtbare Energieströme und weg war er, der goldene Strahl schoss ins Nichts. Beinahe eifersüchtig starrte er auf die Stelle an der Sirlo verschwunden war. Sirlo hatte gerade wieder einmal bewiesen dass er Ethans Sohn war. Der Glückliche.
Der Lichtstrahl war mittlerweile wieder still geworden und verglühte. Corelè schwebte stattdessen in der Luft und sah sich wütend um, es passte ganz klar nicht zu dem Gebietsnamen. Als Corelès Blick in seine Richtung wanderte ging er in die Hocke um nicht gesehen zu werden. Mit lauten Flügelschlägen flog Corelè schließlich davon.
Percy richtete sich auf und sah das erste Mal richtig auf die Stadt. Vor ihm lag eine Großstadt, unter ihm zogen Personenmassen vorbei. Er ging durch das Zimmer auf den Holztisch zu, im Gegensatz zu Nicolaes Büro war diese Höhe nichts. Jemand schmatzte laut. Erschrocken drehte er sich in die Richtung und stutzte. Sirlo saß auf der dunkelgrünen Couch und aß genüsslich die Weintrauben aus der Obstschale des davorstehenden Mosaiktischs. „Sirlo?", er sah schnell auch dem Fenster, dann wieder zu Sirlo. „Aber wie...?"
„Mmh", Sirlo nahm einen Apfel aus der Schale und verputzte ihn in drei Bissen, „die Energie hat mich zwei Minuten zurückgebracht. Corelè hat wie Tushar das Gebiet von der normalen Raum Zeit abgezogen. Es war schwer diesen verdammten normalen Energiestrom zu finden."
„Du kannst Energieströme sehen?", fragte Percy verwundert, „Wohl kaum."
„Genauso wenig wie es Visionen gibt, hm?", Sirlo schlug auf den Tisch, "Verdammt, hätte ich das richtige Gen von meinem Vater geerbt könnte ich auch hier die Zeitreise antreten, ohne Strom. Aber nein, ich muss mir die passenden Energieströme suchen, der hier ist schon nach zwei Minuten eingebrochen und hat mir noch dazu eine gescheuert!"
Percy rümpfte die Nase, Sirlo sollte froh sein überhaupt Zeitreisen zu können, er würde alles dafür geben. „Warum bist du überhaupt hier?", presste er unter zusammengebissenen Zähnen hervor, während er den großen Tisch nach Tushars Auftragszettel absuchte.
„Du sollst Nathan ausschalten", meinte Sirlo in sehr gelassenem Ton, als wäre es das normalste der Welt.
Er starrte auf das Blumenmuster des großen Tisches. „Wieso weißt du das?"
Ein Seufzen. „Tushar hatte damals Rache geschworen, deshalb ist Nathan nach Paz geflohen. Alle Einwohner von Paz sind ehemalige Krieger oder deren Nachkommen, alle unter Corelès Schutz."
„Verstehe", nachdenklich runzelte er die Stirn, „das erschwert die Sache erheblich."
„Weintraube?"
Er drehte sich zu Sirlo um: „Gerne." Sirlo machte eine kurze Schwungbewegung, dann warf er eine Traube nach ihm. Percy fing die Traube ohne Probleme mit dem Mund und zerdrückte sie mit der Zunge.
„Noch eine?", fragte Sirlo mit einer weiteren Traube in der Hand.
Mit einem: „Nein, danke.",setzte er sich neben Sirlo, der die Traube selbst aß.
„Was hast du vor?", Sirlo legte die Füße auf den Tisch, nahm einen Apfel aus der Schale und begutachtete ihn, „Wir befinden uns in einer Kriegergemeinschaft. Jemanden zu töten wird nicht leicht und ich kann dir auch nicht helfen.", sagte er und schob das Kinn vor, „Erschwerend kommt noch hinzu dass Nathan in einer höheren Position ist." Er zerdrückte den Apfel, Saft lief den Arm hinunter. „Ich muss jetzt gehen", meinte er, legte einen Umschlag auf den Mosaiktisch und schwang sich elegant aus dem Fenster.
Percival nahm den Umschlag und riss ihn auf, Sirlo hatte Tushars Anweisungen die ganze Zeit bei sich. Er hielt einen dicken Bündel Blätter in der Hand und fächerte sie auf dem Tisch auseinander. Es waren eine Menge Fotos von einem älteren charmant aussehenden Mann der ganz klar aus Tushars Welt kam, der Kleidungsstil und die seidigen Haare verrieten ihn. Sonst waren es nur Stadtpläne und einen Messergurt, welchen er sofort umlegte. Er zog eines der Messer, spielte es durch die Finger und warf es in Richtung Wand. Laut atmete er aus als das Messer an der Wand abprallte und zerbrach. Ausbalanciert war es, fliegen konnte es, aber verdammt zerbrechlich war es auch.

Elemantary Chroniken Buch 2 - PercivalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt