Kapitel 9

3 0 0
                                    


„Hey", Sirlo schüttete über ihm einen Eimer mit kaltem Wasser aus. „Aufstehen. Du musst mir einen Kaffee holen."
Murrend stand Percival auf, er war klitschnass. „Und was, wenn nicht?"
„Dann mach ich dir die Hölle heiß."
Erschrocken sprang Percival auf, zog sich beinahe im Laufen an und stürmte zum Café. Mit Sirlo wollte er sich nicht anlegen. Keuchend kam er beim Café an, er konnte noch nicht einmal die Bestellung aufgeben.
„Nein!", hinter ihm brüllte ein Mann in sein Telefon. „Nein! Nein. Nein. Ich sagte altmodisch, nicht aufmotzen!"
Er drehte sich um und grinste unmerklich. Nathan saß hinter ihm und regte sich über jemanden auf. Das war einfach gewesen! Jetzt musste er ihm nur noch folgen. Schien, als müsse er sich bei Sirlo bedanken. Hätte dieser ihn nicht ins Cafè gescheucht, wäre er Nathan heute nicht begegnet.
„Okay, ich komme." Nathan legte einen Schein auf den Tisch und stand schweigend auf. Percival folgte ihm unauffällig, was durch die Personenmenge erheblich erschwert wurde. Er folgte Nathan über mehrere Ampeln, Kreuzungen und Brücken bis dieser schließlich in ein sehr hohes Gebäude ging. Er blieb stehen und prüfte das Gebäude, dann entfaltete er die Karte und markierte sowohl das Gebäude als auch den Weg. Sirlo behielt Recht, Nathan war auf einer sehr hohen Position. Ein unbemerkter Mord war beinahe unmöglich. Er musste sich etwas ausdenken, was Mögliches.
Während er den Weg zurückging prägte er sich alles ein, jedes Haus, jede Gasse und alles was er bei der Flucht brauchen würde. Nachdenklich ging er die Treppen zu seinem Apartment hoch, vielleicht konnte er Sirlo dazu bringen ihn wenigstens hinzufliegen – er schloss die Türe auf und seufzte – oder das Bett zu räumen. Leise schloss er die Türe hinter sich und mahlte mit dem Kiefer, wie bekam er Sirlo am besten aus dem Bett? Vielleicht mit Feuer? Er suchte nach einem langen Stab, rieb ihn mit Wachs ein und zündete ihn an, dann ging er mit vorgehaltener Flamme in Sirlos Richtung.
Dieser schreckte hoch, verwandelte sich wieder zu einer Person und klammerte an der Decke. „Geh mit der verdammten Fackel weg!", fauchte er.
Interessant, er stand zwei Meter von Sirlo entfernt, dennoch reagierte er schon auf diese Weise. Das sollte ihm mal jemand erklären. Lachend löschte er den brennenden Stock.
Sirlo löste sich von der Decke und landete mit verschränkten Armen auf dem Bett. „Was soll das?"
„Ich bin müde und du hast dich in meinem Bett breitgemacht", er verschränkte die Arme, „ganz einfach."
Sirlo zog eine Braue hoch. „Arbeitest du erstmal an einem Plan, schlafen kannst du später."
Percival seufzte, Recht hat er. Leise murmelte er: „Kannst du mir helfen?"
„Können schon, aber ob ich will? Nach der Aktion?", leise fügte er hinzu, „Außerdem hast du meinen Kaffee nicht dabei."
Er fuhr sich durch die Haare. „Was willst du? Mein Blut? Meine Haare? Messer?"
Angewidert verzog Sirlo das Gesicht. „Igitt, nein, was soll ich denn damit? Ich brauche einen Rat von Mann zu Mann."
Erleichtert atmete er aus, den Rat sollte Sirlo gerne haben, also fragte er: „Was für einen?"
Mit ausgestreckten Beinen rutschte Sirlo zur Bettkante und starrte den Fußboden an. War er verlegen? „Wie kann man seinem Crush die Liebe gestehen?"
Percy stutzte, das war eine schwere Frage, eine sehr schwere. Er wiegte seine Antwort ab. „Es kommt auf die Person an", begann er vorsichtig, „Aber auch auf dich." Eine Pause. „Wenn du schüchtern bist, versuch es mit heimlichen Briefen und gib dich später zu erkennen, wenn selbstbewusst ansprechen und Zeit verbringen, wenn..."
„Und wenn bereits genug Zeit vergangen ist?", fragte Sirlo gereizt.
„Sirlo, du musst mir schon etwas von deinem Geliebten erzählen, rein aus dem Wind kann ich dir nicht wirklich helfen. Aber meintest du nicht, du überlebst ihn oder sie sowieso?"
Sirlo sah ihn bedrückt an. „Schon gut.", antwortete er in einem seltsamen Ton, „ich weiß schon wie ich es anstelle." Sirlo ging zum großen Tisch und rollte eine große Version des Stadtplans aus, daneben legte er Zettel, Zirkel und Stift. Percival stellte sich neben ihn. „Mach das Licht an", befahl Sirlo forsch, „schwarze Wolken ziehen sich vor die Sonne, es wird gleich dunkel."
Schnell lief er zum Lichtschalter und sah vor dem Aktivieren aus dem Fenster, der Horizont schwamm in rotem orange.
„Hast du den Weg markiert?", fordernd streckte Sirlo die Hand aus. Percival ging zurück zum Tisch und entfaltete seinen Plan über dem Anderen. „Gut, gut", murmelte Sirlo als er die Karte musterte, „das ist perfekt! Du bist ein Sprinter, oder? Wenn ich mich recht entsinne heißt das, du hast mit laufen und klettern keine Probleme."
„Stimmt."
„Das heißt auch dass du über die Dächer fliehen könntest.", überlegte Sirlo laut, „Ein Fluchtplan ist somit unnötig."
„Moment mal", mischte Percy sich jetzt ein, „das hier ist eine Großstadt mit Höhen und Tiefen. Ich werde bestimmt nicht Flummi spielen und über die Dächer hüpfen."
„Wenn du meinst", Sirlo klang enttäuscht, „wäre bestimmt lustig gewesen anzusehen."
Genervt verdrehte er die Augen. Sirlo hatte denselben Humor wie Ethan.
„Scherz beiseite.", Sirlo holte aus seinem Umhang eine Tasche und aufgerollte Blaupausen. Percival runzelte die Stirn, was hatte Sirlo da sonst noch drinnen? „Mein Chef hatte mit vorhin die Blaupausen des Gebäudes gegeben.", er warf die Tasche zum Sofa und rollte die Blaupausen auf dem Tisch aus. „Den Plan musst du ausarbeiten", sagte Sirlo und ging zum Fenster, „Ich darf dir nicht helfen. Viel Glück", ein vorwurfsvoller Blick aus violetten Augen, „und stirb."
„Was?" Erschrocken trat er einen Schritt nach hinten. Sirlo lächelte ihn kurz an und schwang sich endlich aus dem Fenster. Er schüttelte den Kopf und setzte sich an den großen Tisch. Was sollte Sirlo von seinem Tod schon haben, mächtig war er nicht und besitzen tat er auch kaum etwas. War ja auch egal. Er musterte die Pläne. In dem Gebäude gab es bei jeder Etage Lüftungsschächte, allerdings nur jeweils zwei Verbindungen während jeder Etage. Noch dazu zwei Aufzüge, einer im und der andere außerhalb vom Gebäude. Viele Stockwerke wurden als Lagerräume genutzt, der Rest waren nur Büros. Er gähnte, wie langweilig. Mühsam schaffte er es sich weitere nützliche Informationen rauszuschreiben. Als es dunkel wurde ging er zum Lichtschalter, machte ihn aus und zündete eine Kerze an, um weiterzuarbeiten. Nach ein paar Zeichnungen und Berechnungen spürte er erneut wie die Müdigkeit in ihm wuchs. Er legte den Stift weg, löschte die Kerze und machte sich auf den Weg zum Sofa. Morgen würde er weiterarbeiten.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 10, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Elemantary Chroniken Buch 2 - PercivalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt