Teil 2

733 48 24
                                    

Sicht Sahra Wagenknecht

Als ich aufwache geht gerade die Sonne auf. Oscar schläft noch und ich schäle mich vorsichtig aus seinen Armen, bevor ich meinen roten Schlafanzug ausziehe, mir eine Hose und ein Shirt anziehe und leise durch die Haustür gehe.

Die sitzungsfreien Wochen tun mir gut. Ich habe weniger Stress und muss mich nicht mit diesen Kapitalisten abgeben. Und vor allem nicht mit der AfD und ihren verkorksten Anhängern. Es gibt abgesehen von Multimillionären niemanden der mich mehr auf die Palme bring als diese Menschen. Ständig dumme Kommentare und Zwischenrufe, was anderes können die gar nicht. Wie eine Horde wilde Tiere verhalten sie sich. Nunja, die meisten zumindest.

Zum Beispiel bei dieser Talkshow letztens wo die Weidel dabei war. Ich verabscheue die AfD und alle ihre Mitglieder aber die Frau hat ausnahmsweise wirklich mal einen guten Job gemacht. Sie war erstaunlich ruhig und gelassen in ihrer Argumentation und hat somit dem aggressiven Klischee der AfD entgegen gewirkt. Generell widerspricht diese Frau einigen Klischees. Warum ist man als Homosexuelle und dann auch noch als Frau in der AfD? Alice Weidel ist und bleibt ein Rätsel.
Aber ich kann nicht abstreiten, dass ich ihre Gründe gerne kennen würde. Ihre Geheimnisse aufdecken, durch ihre Fassade hinvordringen.

Irgendwas muss ihr doch passiert sein. Als Jugendliche war sie offensichtlich in linken Kreisen unterwegs. Was ist mit ihr passiert, dass sie jetzt in so einer Partei sitzt, dass sie so denkt? Ich denke mehr darüber nach als ich sollte.

Auf jeden Fall hat sie offensichtlich versucht, sich bei mir einzuschleimen, vielleicht hat sie sogar versucht mich anzumachen, ich weiß es nicht. Aber zugegeben war es mir nicht mal unangenehm. Der Gedanke, von einer Frau angemacht zu werden, die auch noch 10Jahre jünger ist, wirkt tatsächlich gar nicht mal so abschreckend. Vor allem im zunehmenden Alter. Männer werden mit dem Alter immer schrumpeliger und hässlicher, Frauen hingegen bleiben einige Zeit länger schön. Und wenn wir ganz ehrlich sind kriegt Oscar schon seit Ewigkeiten keinen mehr hoch und wenn dann nur in den unpassendsten Momenten. So wie letztens beim Zahnarzt. Er ist mittlerweile 78, was erwartet man da anderes. Ich bin deswegen nicht böse, ich liebe ihn. Aber manchmal fehlt mir der Sex.

Ich lief durch die Gassen von Jena, die Straßen waren noch relativ leer. Nur hier und da lagen ein paar Obdachlose. Ich gab jedem von ihnen 10€ und sagte ihnen dass die Kapitalisten Schuld sind, dass sie kein zuhause haben.

Dann bog ich in eine kleine Seitengasse und ging zum Bäcker. Ich führte eine kurze Unterhaltung mit der Verkäuferin, die mir von den Problemen ihres Alltags berichtete. Unpassende Arbeitszeiten, zu wenig Gehalt und keine Zeit für die Kinder. Außerdem versuche sie seit einigen Wochen eine neue Wohnung zu finden, aber ihr ausländischer Nachname mache ihr das noch schwieriger.

Ich musste wieder an Alice Weidel denken. Wie könnte sie jetzt argumentieren. Diese nette, fleißige Frau hatte offensichtlich nichts falsch gemacht und wurde trotzdem so benachteiligt. Für einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken, Alice nach einem Treffen zu fragen um einmal privat mit ihr darüber zu diskutieren. Aber ich schob diesen Gedanken bald wieder weg. Wollte ich wirklich nur mit ihr diskutieren oder vermisste ich sie irgendwie und konnte es mir nicht eingestehen? Trotzdem wurde ich den Gedanken nicht ganz los.

Sorryyyy dass sich das so zieht bis jz im nächsten Kapitel gehts mal langsam ab i promise

Knecht WeidelbrechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt