Teil 5

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Sahra Wagenknecht

Ich war sprachlos als sich plötzlich doch noch die Türen öffneten und Alice eintrat. Sie trug einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd, das sie nicht ganz zugeknöpft hatte, sodass man ihre Perlenkette sehen konnte. Wenn ich jetzt sagen würde, dass sie in diesem Moment nicht wahnsinnig gut aussah, würde ich lügen.  Ich war fasziniert davon, wie selbstbewusst sie aufgetreten war, trotz der ganzen Blicke. Aber das musste sie wahrscheinlich schon gewohnt sein. Trotzdem faszinierte es mich irgendwie.

Alice Weidel

Sahra Wagenknecht hatte wieder begonnen zu lesen, aber ich spürte die Blicke der Menschen noch immer auf mir. Natürlich war es mir unangenehm aber ich ließ es mir nicht anmerken. Außerdem hoffte ich, dass sie die Blicke nicht bemerkten, sie ich Sahra immer wieder zuwarf.

Sie hatte ein rotes enges Kleid an, in dem sie verdammt umwerfend aussah und ich konnte die Augen einfach nicht von ihr lassen. In diesem Moment war ich fest davon überzeugt, dass ich ihr noch stundenlang zuhören könnte. Ich bekam gar nicht so viel von dem Inhalt des Buches mit, was wahrscheinlich auch besser so war. Die ganze Zeit über hing ich förmlich an Sahras Lippen, ich konnte gar nicht genug von ihr kriegen. Ihre Unterlippe sah so weich aus...

...

Vor lauter Gestarre bekam ich erst gar nicht mit, dass sie aufgehört hatte zu lesen. Dann hörte ich einige Stühle rücken und merkte, dass es wohl eine Pause gab. Einige der Zuhörer gingen nach vorne und stellten Fragen oder diskutierten. Ich holte mein Handy raus und spielte Candy Crush. Da ich das auch den größten Teil meiner Arbeitszeit im Bundestag mache, bin ich ein ziemlicher Profi in dem Game.

Plötzlich merkte ich, dass ich beobachtet wurde. Zwei Frauen und ein Mann kamen auf mich zu. Sie waren noch nicht einmal bei mir angekommen, als eine der Frauen mich dumm anmachte "was machen SIE eigentlich hier?!". Ich beschloss vorerst ruhig zu bleiben und antwortete: "Die Lesung von Frau Wagenknecht anhören, wie sie alle. Ich verstehe nicht, wo das Problem ist?" Nun sprach einer der Männer, der mir mittlerweile, wie die anderen drei, ziemlich auf die Pelle rückte. "Das Problem, Frau WEIDEL ist, dass sie Mitglied einer rechtsextremen Partei sind."
"Eine Partei die keiner braucht" mischte sich nun die dritte Frau ein.

Ich musste mich sehr kontrollieren, immer noch ruhig zu bleiben und antwortete: "okay, das ist ihre Meinung" aber die drei wurden immer wütender und rückten mir immer weiter auf die Pelle, wenn das überhaupt möglich war. Sie redeten wirr, wütend und durcheinander auf mich ein.

Ich bekam es langsam mit der Angst zu tun, als ich plötzlich eine vertraute Stimme vom anderen Ende des Saals hörte. "Hey, was wird das hier?! Weg da! Was soll das?!"
Frau Wagenknecht war aufgestanden und kam nun mit langen Beinen auf uns zu. Sie wirkte plötzlich so groß und stark.

Auch die drei Kommunistenärsche wirkten eingeschüchtert. Allein der Mann fragte noch, warum Sahra jemanden wie MICH hierhatte. Aber Frau Wagenknecht entgegnete nur, dass das nicht seine Sache sei und sie mich jetzt in Ruhe lassen sollten. Daraufhin zischten die drei beleidigt ab und Sahra stand nun unmittelbar vor mir. Ich nahm plötzlich ihren Geruch war und blickte an meiner Retterin hoch. Unsere Blicke trafen sich und wir schauten uns einige Zeit lang in die Augen.

Ich versank in ihren dunkelbraunen Augen, ich verlor mich in ihnen und auch als sie sich umgedreht hatte und wieder zurück an ihren Platz schritt, hatte ich noch immer ein leichtes Kribbeln im Bauch.

Knecht WeidelbrechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt