Kapitel 9.1.2 Innere Leere (Handlungsstrang 1)

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Hallo zusammen,

ich hab mich richtig über das zahlreiche Feedback gefreut! <3 Danke Euch :)

Jetzt geht es erstmal weiter und ich hoffe, euch gefällt dieses Kapitel genauso gut.

Habt einen schönen Start in den November,

Mona

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Die Umgebung um mich herum verschwamm.

Immer wieder drückte ich meine Hände auf ihren Brustkorb. Keine Ahnung, wie lange ich es tat.

Ich spürte wie sich eine Hand auf meine Schulter legte.

„Hey man....., es ....es bringt doch nichts..."

Ich schlug seine Hand weg und machte weiter und immer weiter.

Warum zur Hölle hatte sie denn nicht auf mich hören können?! So durfte es einfach nicht enden!

Irgendwann hatte Dan mich dann doch dazu gebracht aufzuhören.

Hier saß ich nun und starrte auf die reglose Leiche der Frau, die ich liebte.

Ihre Lippen waren blau, die Haut blass und irgendwann in den letzten paar Minuten hatte die Leichenstarre eingesetzt. Mein Kopf war vollkommen leer. Ich hatte das Bedürfnis mich hinzulegen und nie wieder aufzustehen.

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„Hey!", rief eine weitentfernte Frauenstimme. „Was machst Du denn hier ?!"

Ich blickte nicht auf. Es war ohnehin alles egal.

„'ne lange Geschichte.", rief Dan zurück.

„Ich komm' rüber!"

„Jessy, Kleines, lass' es lieber."

Aber sie hatte seine Worte ignoriert und irgendwann hörte ich wie sich ihre leichten, hüpfenden Schritte näherten.

„Hey! Oh Jake, richtig?! Was machst du hier ....hmmmm,....egal.... Sagt mal, habt ihr Mona gesehen, ich wollte sie hier treffen, sie war nicht da."

Keiner antwortete und ich sah aus dem Augenwinkel, wie Dan links von mir unruhig mit den Füßen schlurfte.

Dann hörte ich einen Schrei und wie Jessy in Richtung Ufer stürzte.

„Oh mein Gott!!!.....Wa-warum tut ihr denn nichts?!?!"

Irgendwann sah ich auf. Jessy hatte sie umklammert und weinte laut. Ihr war wohl auch klar geworden, dass sie nie wieder aufwachen würde.

Ich hatte nicht geweint, nicht geschrien, ich saß einfach nur da und starrte in die Ferne, während ich neben mir Dan sanft auf Jessy einreden hörte.

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Perspektivwechsel Jessy

Nachdem ich die Leiche entdeckt hatte, war ich zu nichts mehr in der Lage gewesen. Dan hatte die Polizei gerufen und Jake und mich dann bei sich zu Hause einquartiert. Nichts war mehr so wie es vorher war. Tagelang hatte ich da gesessen, ich konnte mich nicht mehr bewegen, nicht atmen. 

Wir wussten, dass er zu so etwas fähig war, aber wir hätten nicht gedacht, dass es soweit kommt. Obwohl Jake in Dans Schlafzimmer war, hörte und sah man nicht viel von ihm. Einige Tage später musste er wortlos das Apartment verlassen haben.

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Von Richy hatten wir Tage später erfahren. Er hatte sich in der Familienscheune fernab an einem Balken erhängt. Viele in der Stadt spekulierten, dass er der Mann ohne Gesicht gewesen sein musste und mit der Schuld nicht habe leben können.

An ihrer Leiche war ein Handy gefunden worden, das Richys Nummer eingespeichert hatte. Nach einigen Versuchen Jake zu erreichen, hatten wir es jedoch dann irgendwann aufgegeben. Er hatte sich komplett abgeschottet.

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Wir waren alle gemeinsam gefahren, Thomas war zuhause geblieben und hatte sich nicht mehr gemeldet. Es fehlte immer noch jede Spur von Hannah und als Richys bester Freund hatte er die Nachricht ähnlich schlecht verkraftet.

Niemand von uns sprach auf der Fahrt ein Wort. Wir saßen nur da und ließen die Landschaft an uns vorbeiziehen. Ich war nie in Düsseldorf gewesen, wusste nur, dass es eine Großstadt war.

 Ich war nie in Düsseldorf gewesen, wusste nur, dass es eine Großstadt war

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Die Veranstaltung war sehr ruhig verlaufen, es gab ein Buffet...Wer auch immer nach so einer Veranstaltung essen konnte. Wir standen vor dem Loch im Boden und starrten auf den Sarg. Ich spürte Lillys Griff an meiner Schulter, ich sah sie müde an. Meine Augen waren unglaublich schwer. Ich weinte nicht mehr, ich hatte meine ganzen Tränen wohl bereits aufgebraucht. Sie wollten gleich in ein Café, um eine Tasse Tee zu trinken. Ich sagte ihnen, dass ich noch einen Moment bräuchte und gleich nachkäme.

Während der Beerdigung hatte ich einige Meter von uns entfernt eine Baumreihe entdeckt. Ein Mann hatte aus der Ferne das Geschehen beobachtet. Als Lilly, Cleo und Dan in Richtung Café gingen, näherte ich mich unauffällig. Ich erkannte den Mann, der dort mit gesenktem Blick zwischen den Bäumen stand. Er bemerkte mich zunächst nicht, aber dann lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Er erschrak nicht einmal, sondern starrte weiter auf den Grabstein. Tiefe Schatten waren unter seinen stark geröteten Augen zu erkennen. Wir sprachen einige Zeit nicht.

Ich bemerkte einen kleinen Zettel, den er zwischen seinen Händen rieb und dann irgendwann in seiner Hosentasche verschwinden ließ.

Sanft sagte ich nach einigen Minuten „Ich weiß, dass sie dich so geliebt hat, wie du sie....-... Ich hab sie auch sehr geliebt." 

Er antwortete nicht sondern ließ seinen Blick zu Boden sinken.

Wir standen nur so da und schwiegen uns an.

Plötzlich hörte ich ein leises Schluchzen. Tränen, die leise auf die Erde fielen und drehte ihn zu mir, um ihn in den Arm zu nehmen und plötzlich konnte ich auch wieder weinen.

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Ich ging nicht mehr zu den Anderen zurück, sondern ließ mich von ihm zurück nach Duskwood fahren. Während der Fahrt hatten wir nicht viel gesprochen, jedoch hatte ich ihm angeboten mir zu schreiben, oder mich anzurufen, wenn ihm danach war. Immerhin hatten wir das gleiche Trauma durchgemacht. 

Er lehnte ab.

Nach einigen Wochen erfuhren wir von Hannah. Sie war in einem abgelegenen Keller an Eisenketten gefesselt zurück gelassen worden und elendig verdurstet.

Später am Abend bekam ich eine Nachricht von Jake. Er erzählte mir, dass er Hannahs und Lillys Bruder war und wie leer er sich nach allem, was passiert war, fühlte. Monatelang schrieben wir. Wir konnten uns den Schmerz gegenseitig nicht nehmen, aber die Gespräche machten es leichter. Ich denke nicht, dass er jemand anderen zum Reden hatte und ich fühlte mich nach alldem ebenfalls von der Gruppe entfremdet. Nur Dan hatte mich immer wieder besucht und versucht mich aufzuheitern, doch das gelang ihm nicht. 

Nichts konnte das ungeschehen machen, was passiert war und ich fragte mich, ob wir es doch irgendwie hätten vermeiden können.

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Vielen Dank für's Lesen.

Wenn ihr hier angekommen seid, ist Euer Pfad beendet, aber ihr könnte natürlich zur Geschichte zurückkehren, indem ihr euch entweder in Kapitel 2 dafür entscheidet, ins Auto zu steigen, oder euch in Kapitel 6 für die Wanze entscheidet und auf Handlungsstrang 1.1 bleibt.


Duskwood - Zeit der EntscheidungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt