>78.Kapitel<

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Wincent

Immer noch starre ich diese kleine, fast schon unscheinbare Schachtel an, die ich in meinen Händen halte... ruhig... ohne Bewegung und ohne einmal zu zucken, schaue ich es an... bevor mich nur ihre Stimme aus meinen Gedanken reißt, denn ich werde innerlich bereits durch die emotionsgeladene Achterbahn meiner Angst kapituliert:

Kleines Geburtstagsgeschenk,
Für deine Schwester, ihr zartes Handgelenk,
Bedank’ dich, dass ich an dich denk’
-CU

In diesem Bann gezogen, öffnet sich zeitgleich die Schachtel in meiner Hand. Und nun wird mir jegliche Chance genommen, dass ich noch irgendetwas sagen kann. Es ist weg... leer und fort... ich kann es nicht, als ich innerlich durch die Achterbahn rase. Durch die unheimliche Angst in mir, die furchtlos durch meine Adern schießt. Die Angst teilt sich mit meiner Panik gerade meine Adern, die voller Erregung schmerzend pochen und dies unerträglich - oder eher mit einem unerträglichen Schmerz, der durch die Angst entsteht und somit sofort meine Kehle zuschnürt, was mir ebenfalls sämtliche Luft aus meiner Lunge heraussaugt -erbarmungslos und mit vollster Missgunst zieht sich meine Kehle zusammen. Mein Herz pocht immer schneller, doch dieses Pochen erreicht nicht mal mehr meine Arme, die sofort schon ein erdrückendes Kribbeln der Taubheit ausstrahlen. Diese Taubheit verstärkt meine Panik und die Angst in mir, was zu einer Kettenreaktion führt: das Zuschnüren meiner Kehle verstärkt sich, das unaufhaltsame Pochen meines Herzens intensiviert meine Panik und damit auch die Taubheit in mir. Es ist ein Kreislauf- ein Teufelskreislauf - und erneut erblicke ich in dieses hässliche Gesicht -das hässliche Gesicht meines selbst-, welches durch das zittrige Schwindelgefühl in mir immer mehr verstärkt wird. Ich kann nicht mehr, bricht es aus mir heraus, ehe alles schon schwarz wird und ich nur noch merke, dass ich mich meiner Angst hingebe... kraftlos. Zeitgleich vernehme ich, wie die letzte Kraft aus meinen Beinen fließt. Meine allerletzte Kraft in mir wird von diesem hässlichen Gesicht- meiner Angst- genommen. Und das letzte, was ich noch wahrnehmen kann, ist ihr Gesicht, die sich immer näher zu mir bewegt. Bevor ich meine Augen wieder für einen Moment öffnen kann und mich damit spüren lässt, wie sich wieder samtweiche Lippen von meinen lösen und mit einem leichten Verzweifeln in der Stimme murmeln: “Wincent, schaue mich an... bitte”, welches ich hallend in meinen Kopf vernehme. Zunächst versucht mein Kopf alles, dass ich mich dem nicht hingebe und gibt wirklich alles, da ich zumal mein Herz angstlösend pochend vernehme, besonders, als ich anfange zu spüren, wie sie über meine Wangen streicht. “Wincent...”, kann ich erneut ihre Stimme wahrnehmen, als ich meine Augen öffne, um in ihr Gesicht zu blicken. Erneut vernehme ich, wie sie mit ihren Händen über meine Wange streicht. Zeitgleich fange ich an meine Hände wieder zu spüren, die ich langsam anfange wieder zu bewegen. Fortan lege ich meine Hand an ihre, die sich an meiner Wange befindet und somit ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht ausbreiten lässt. Nun scheint sie erst zu merken, dass ich sie anschaue und somit bemerkt habe Diese wunderschöne Frau, die auch gleich anfängt zu sprechen: “Wincent... hey, was machst du denn?”, was ich nur schulterzuckend beantworten kann, bevor ich ihren unwiderstehlichen Duft verstärkt wahrnehme, da sie sich sofort an mich schmiegt, wo ich meine Hand an ihrem Hinterkopf in ihre Haare vertiefe. Sofort schließe ich meine Augen, denn die allerletzte Ruhe durchzieht zumal durch meine Adern, nachdem sie leise in mein Ohr murmelt: “Wolltest du das auch draufschreiben?”. Damit öffne ich nur meine Augen, um Loreen anzublicken, die sich zeitgleich von mir löst, um die schwarze Schachtel neben mir aufzuheben, die wohl bei meinem Zusammenbruch neben mir gefallen ist. Jedoch schaffe ich es nur, dass ich ihr dies nickend bestätige, nachdem sie ihren Blick zur Schachtel wendet, weswegen ich nuschle: “Ich kann ihr das nicht schenken.”. Und es scheint wohl Gotteswillen zu sein, als zumal mein Handy klingelt, welches uns fragend anschauen lässt, weswegen sie sich aufrichtet, um vom Esszimmertisch mein Handy zu nehmen. Nachdem ich es mit meiner Face-ID entsperrt habe, nimmt Loreen das Handy zurück bis sie mich nur anschaut, um etwas später vorzulesen:

Lass es bei Dir, sonst handle ich,
Sonst schicke ich deine Schwester auf den Strich,
Ich hab’ Dich im Auge, lass mich bloß nicht im Stich,
Das rate ich dir herzlich.
-CU

Erneut schlucke ich, als ich ausspreche: “Ich muss es ihr wohl schenken...”, worauf Loreen nur sagt: “Naja, wenigstens hast du jetzt ein Geschenk...”, welches ich nur mit einem: “Witzig...” ablehne, denn ich fühle mich überhaupt nicht wohl damit- gar nicht wohl-‚wenn ich ihr diese Kette mit der Gravur: “Nur einen ❤ entfernt. -W.” schenke. Denn dies verängstigt mich einfach zu sehr, vor allem wenn dies genau das Geschenk ist, welches ich ihr schenken wollte. Und es ist nicht nur die Armkette, die ich wollte, sondern auch mit der Gravur, die ich haben wollte. Und nun halte ich es von ihr/ihm in meiner Hand. [Swipe zur Seite] Und noch besser: Ich werde regelrecht dazu gezwungen, dass ich ihr dies schenke. Auch wenn ich die Kette am liebsten verbrennen würde, um jegliche Chance zu vermeiden, dass man meiner Schwester etwas antun kann. Aber dies werde ich wahrscheinlich erst recht provozieren, wenn ich ihr dies nicht schenke... bitte lass meine Schwester raus, bete ich innerlich. Werde ich recht behalten? Oder ist meine Schwester damit die nächste, die durch diese Hölle fahren muss? Was macht die Person damit erreichen? Und vor allem, woher wusste die Person davon?

Vielleicht im nächsten Leben 1.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt