>115.Kapitel<

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Wincent

Zwar habe ich es geschafft, dass ich mit ihren Eltern an einem Tisch sitze und mit denen esse, aber meine Gedanken kreisen immer wieder um die vorherige Situation, wo ihr Vater etwas gehört hat, was nicht für seine Ohren bestimmt war. Jedoch verhält sich dieser genauso locker, wie zuvor, als ich erneut meinen Blick auf ihn werfe und dieser mich nur anlächelt, ehe er anfängt zu sprechen: “Ich weiß eigentlich, dass es unangenehm ist und man normalerweise nicht so ausgefragt werden will... aber was machst du eigentlich beruflich? Schließlich muss ich doch sichergehen, dass du meine Tochter gut geht, wenn man nur eine hat.”, was er lächelnd hervorbringt, bis Loreen sich einspannt: “Hey, jetzt mach ihm mal kein Druck, dass kann ich ihm schon selbst machen, oder Schatz?”. Nun schaut mich Loreen lächelnd an, als ich soeben die Gabel in meinen Mund schiebe, bevor ich nickend antworte: “Das glaube ich dir aufs Wort, Schatz.”. “Wenigstens weiß du, worauf du dich einlässt, Wincent.”, bringt ihre Mum hervor, was Loreen ironischerweise ergänzt: “Ich glaube, dass tut er nicht.”, bevor sie anfängt zu lachen, sodass ich sie kopfschüttelnd anschaue und meinen Blick kaum mehr von ihr lenken kann, weil sie mich einfach verzaubert. Jedoch besteht ihr Vater immer noch auf eine Antwort, weswegen ich erwidere: “Naja, ich bin eigentlich Sänger-Songwriter... aber ich mache momentan eine Auszeit, um mich von all den Trubel zu erholen und um mich auf mein Privatleben zu konzentrieren, auch wenn ich es kaum erwarten kann wieder auf der Bühne zu stehen.”, woraufhin ich nur leicht nicke, bis ich verunsichert meinen Kopf neige, denn schließlich malt es sich in meinem Kopf schon selbst aus, wie ihre Familie darauf reagieren könnte. Vielleicht kennen sie mich sogar oder nicht, wobei mir letzteres schon lieber ist... irgendwie. Denn ich hoffe immer noch, dass ich wie ein normaler Mensch behandelt werde, auch wenn ich dazu normalerweise gerne verschweige, was ich beruflich wirklich mache, bevor ich sofort als der Sänger abgestempelt werden. Trotzdem flammt in mir eine gewissen Unsicherheit auf, was ihr Eltern denken könnten, dass ich eben nur Sänger bin und nicht einen orts- sowie zeitgebundenen Job habe, so wie es man seinem Kind doch wünschen würde... Erneut atme ich laut aus, ehe ihre Mutter sagt: “So eine Auszeit braucht jeder mal und das heißt ja nicht, dass du nie wieder anfangen kannst? Außerdem ist Sänger doch auch ein interessanter Job und man sieht viel von der Welt. Und solange ihr beide glücklich seid, sind wir beide schon zufrieden. Und alles weitere werdet ihr beiden schon managen, da habe ich keine Bedenken, dass ihr das nicht hinbekommt! Aber ich habe eine Bitte, wenn du irgendwann wieder spielst, dann möchte ich meinen zukünftigen Schwiegersohn mal auf der Bühne erleben.”, woraufhin ich zunächst meinen Blick zu Loreen wende, die nach meiner Hand auf meinem Oberschenkel greift, bevor ich erleichtert hervorbringe: “Klar, gerne...”. “Bisschen mehr Optimismus, Schatz... wie ich schon gesagt habe: die Zeit wird kommen, in der du die Liebe zur Musik wieder ausnutzen kannst.”, bringt Loreen hervor, sodass ich sie anschaue, weswegen ich offenbare: “Naja, jetzt habe ich erstmal dich an meiner Seite.”, welches mich sofort lächeln lässt, auch wenn ein Hauch von Unsicherheit in mir bleibt, denn ich bin mir immer noch unsicher, ob ich je in mein “altes” Leben zurückkehren will. Zurück zu dem Leben, wo ich fast wochenlang unterwegs bin und einem Termin nach dem anderen hinterherhetze, wobei ich mir vorgenommen habe, dass ich es ruhiger angehen wollte, aber bis ich dort ankomme, liegt noch ein langer Weg vor mir. Während ich in meine Gedanken über die Zukunft nachdenke, bekomme ich nur halbwegs mit, wie Loreen mit ihren Eltern redet, wobei ich mich immer wieder knapp einbringe. Dabei liegt es nicht daran, dass ich mich so kurz einbinde, weil ich denke, dass die mich als der Sänger-Songwriter sehen, denn sie haben mir sofort das Gefühl gegeben, dass sie mich als ein Mensch sehen. Und wieso bin ich trotzdem so in Gedanken? Ich weiß es nicht... vielleicht keimt in mir wieder etwas von meiner kalten Seite auf. Und dieses Gefühl schiebe ich wieder in den Hintergrund, als unsere kleine gemütliche Runde gestört wird, als ein junger, durchtrainierter Typ auf der Terrasse auftaucht. Zunächst bin ich der Einzige, der ihn wahrnimmt und wir uns nur anschauen, wobei er mich mehr kritischer anschaut, als es mir lieb ist. Dabei geht es mir kaum anders, als ich bemerke, wie alle anderen an diesen Tisch reagieren, als sie ihn bemerken... besonders, als eine Person ihn erblickt, kann ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Denn sofort schreit Loreen vorfreudig neben mir auf, schiebt ihren Stuhl euphorisch zurück, wo sie ihn sofort mit den Worten: “Maxi, was machst du denn hier?”, um den Hals fällt. Dabei muss ich sofort scharf einatmen, als ich bemerke, wie er seine Hände um Loreen legt... beruhige dich, Wincent, versuche ich auf mich einzureden... immer wieder. Jeder war über seine Ankunft erfreut... nur ich nicht, denn ich weiß nicht, wer dieser Typ ist, der meine Freundin derartig umarmt, sodass ein Hauch von Eifersucht durch meine Adern hervorkommt, besonders, als er seine Hände am Rücken meiner Freundin platziert, um sie noch näher an sich heranzuziehen. “Was machst du denn hier? Ich habe kaum damit gerechnet, dass du hier bist! Dann hätte ich mir noch etwas Schöneres angezogen.”, woraufhin er auf sich deutet, denn er hatte eine kurze Shorts mit einem engen Shirt an, welches seine Muskeln fast schon aufdringlich präsentieren. Doch das Härteste sollte mich noch treffen, sodass er sofort weiterschleimt: “Du bist noch viel schöner, als in meinen Erinnerungen.”, welches mich nur laut ausatmen lässt, sodass ich meine Hände zu Fäusten balle. Kann der mal aufhören meine Freundin so anzugaffen, woraufhin ich ihn angespannt anschaue, jedoch weicht er jeglichen Blick von mir gekonnt aus und fängt direkt mit ihren Eltern zu reden an, als sei ich völlig Luft. Ich könnte den Typ jetzt schon in der Luft zerreißen, auch wenn wir noch kein Wort gewechselt haben und das nur, weil er Loreen so in seinen Armen hält! Ich könnte platzen vor Wut...

Vielleicht im nächsten Leben 1.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt