>94.Kapitel<

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Wincent
Bisher verläuft der Geburtstag meiner Schwester eher holprig statt mit einer ausgelassenen Stimmung, denn ein dunkler Schatten scheint sich über uns gelegt zu haben. Oder eher nach der Konfrontation zwischen meiner Oma und Loreen, welches all dies ausgelöst hat, auch wenn meine Mum scheinbar versucht irgendwie die Stimmung wieder aufzubauen, was sie bei meiner Oma und allen anderen wirklich schafft. Jedoch sitzt Loreen neben mir sichtlich angespannt und scheinbar so, als würde sie flüchten wollen, wobei ich ebenfalls feststelle, wie sehr sie versucht sich zusammen zu reißen. Vielleicht, weil sie die Stimmung nicht noch mehr killen möchte oder gar mich weiter in die Zwickmühle zu bringen, denn am Ende des Tages würde ich derjenige sein, der zwischen beiden Parteien steht. Noch bevor ich mich weiter in meine Gedanken vertiefen kann, spricht mich mein Opa an: “Wo bist du denn ganz, mein Junge?”, woraufhin ich nun aufhorche und erkenne, wie mich jeder anschaut, weswegen ich ausspreche: “Kurz in Gedanken... aber ich werde mal nach Loreen schauen.”, die schon mehr als zehn Minuten telefonieren müsste. Auch, wenn sie zu mir sagte, dass es beruflich sei, mache ich mir Sorgen oder eher ich vermisse sie schon. Deswegen laufe ich wieder ins Haus herein, wo ich relativ schnell ein Rascheln aus der Küche höre, welches ich folge, ehe ich Loreen erblicke. Zwar steht sie mit dem Rücken zu mir, trotzdem erkenne ich, wie sie fleißig dabei ist das Geschirr abzuwaschen. Diesbezüglich schleiche ich mich an Loreen heran, wo ich meine Arme um ihre Mitte schlinge, um ihr in den Nacken zu flüstern, während ich anfangen diesen zu liebkosen: “Hat dich meine Mum zum Geschirrspülen eingestellt? Dabei könnte ich mir gerade etwas anders mit dir vorstellen...”, als ich meine Küsse in Richtung ihres Ohres vertiefe. Jedoch löst sie sich ohne Worte von mir und trocknet lieber das Geschirr weiter ab, wobei sie mich nicht mal einen Blick würdigt. “Was los?”, bringe ich über die Lippen, weil ich ihr anmerke, dass sie ganz angespannt ist und sich womöglich versucht sich abzulenken. Noch ehe ich mich darauf vorbereiten kann, lässt Loreen die ganze angestaute Wut aus sich herausplatzen: “Was los ist?! Ich werde hier angeschaut, als hätte ich sonst etwas verbrochen! Wenn sie mich nicht akzeptieren können, dann sollen die mir das gefälligst ins Gesicht sagen und nicht ständig herabwürdigende Blicke zu wenden, als würde ich das nicht mitbekommen! Ich bin nicht blöd, auch wenn manch einer das denkt, sodass ich mir anhören muss, dass ich meinen Job nicht mache! Aber scheinbar merkst du es nicht oder willst es nicht?!”, woraufhin sie mich anschaut, als würde sie auf eine Antwort von mir warten. Aber was soll ich denn dazu sagen? Ich verstehe Loreen zu 100 Prozent, aber anderseits weiß ich auch, wieso meine Familie so reagiert. Doch bevor ich noch irgendetwas hervorbringen kann, zischt Loreen wütend hervor: “Das war ja mal wieder klar!”, weswegen sie das Geschirrhandtuch auf die Küchenzeile pfeffert, um sich folglich umzudrehen. Ehe sie an mir vorbei stürmen kann, halte ich sie auf, indem ich mich ihr in dem Weg stelle, wo ich ausspreche: “Loreen, ich glaube... es hat nichts mit dir zu tun... aber die können nicht anders...”, aber selbst das versteht sie sofort falsch: “Aha, die können nicht anders? Und deswegen verhalten die sich so?”. Kurz schaut sie mich an, bevor sie ihren zweiten Versuch startet, aber selbst den kann ich mit meinen Worten bremsen, weswegen ich nur ausspreche: “Es liegt an mir, Loreen... die denken, dass ich mir zu viel zu mute.”, womit ich hoffe, dass sie es einfach versteht, ohne dass ich weiter ins Detail gehen muss oder noch schlimmer riskiere, dass ich ihr die ganze Wahrheit sagen muss... die Wahrheit vom kürzlich Abend! “Jaja, wegen deiner Ex.”, kommt es fast schon unverständlich von Loreen, was ich ihr keinesfalls verüble, denn schließlich habe ich in den letzten Tagen ziemlich gekniffen, wenn ich feststelle, wie meine Familie mit ihr umgeht. Denn ich wollte keinen Stress mit meiner Familie und nun habe ich es scheinbar mit Loreen provoziert, dass wir uns mal wieder streiten. Und erneut versucht Loreen an mir vorbeizukommen, um mir somit aus dem Weg zu gehen, aber ich will dies nicht zulassen. Und damit wird mir immer bewusster, dass ich dies nur klären kann, wenn ich ihr die Wahrheit sage... die schmerzliche Wahrheit, die mich zu tiefst verletzt und ja –ich will es ungern zugeben-, auch ziemlich verunsichert hat... und genau dieses Gefühl will ich ihr nicht geben. Ich will ihr nicht zeigen, dass ich sie angelogen habe oder noch schlimmer, dass sie mir nicht vertrauen kann, weil sie mir etwas bedeutet... vielleicht mehr, als ich mir bisher eingestehen kann! Und der Moment des vollständigen Eingeständnis kam, als ich vor paar Tagen in ihrer Wohnung stand, wo wir geredet habe, bevor wir wieder im Bett gelandet sind und sie mit mir das Geschenk meiner Schwester gekauft hat. Dort ist mir bewusst geworden, was sie mir wirklich bedeutet. Und genau dieses Eingeständnis sollte etwas später schon wieder ins Wanken geraten, obwohl ich mir so sicher war. Ich war mir felsenfest sicher, dass ich Gefühle für jemanden habe- nicht irgendwer, sondern für Loreen! Und dies hat meine Mum ausgelöst, als sie mir dies gesagt hat... und weil es von der eigenen Mum kommt, hört man auch drauf, weil sie doch nur das Beste will? Sie will das Beste für mich und das ich glücklich bin, aber wieso sieht sie nicht das, was ich sehe? Bin ich blind vor Liebe? Oder einfach total geblendet? Ich weiß es nicht... ich weiß es nicht, was ich glauben, fühlen oder denken soll, dabei bin ich mir so sicher gewesen... und das, was die Mum sagt, ist doch Gesetz? Schließlich haben Mütter immer recht und täuschen sich wirklich nie. Erneut schließe ich meine Augen, wo ich versuche tief in mich hineinzuhorchen, wo sich erneut zwei Gegensätze bilden, genauso wie meine bisherige Wahrnehmung und die meiner Mum- mein Kopf, der sich meiner Mum anpasst und mein Herz, welches für mich und somit für diese Frau schlägt-. Es schlägt, klopft und springt auf, wenn ich nur Loreen sehe, sprechen hören und spüre... aber wieso hört es sich in meinem Kopf so falsch an? Dabei schafft sie es doch mein Herz wieder zum Schlagen zu animieren? Sie hat mein Herz reanimiert und meine langersehnten Gefühle wieder in mir ausgelöst... doch trotzdem fühlt sich alles so falsch an! Wieso? Und erneut holt sie mich nur mit ihrer Stimme zurück: “Was hat deine Mum letztens wirklich zu Dir gesagt? Und lüge mich nicht an...”, was sie mich einem gewissen Nachdruck von sich gibt, weshalb ich meine Augen wieder öffne, um sie anzuschauen...

Vielleicht im nächsten Leben 1.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt