>85.Kapitel<

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Loreen

Kurz nach dem Verlassen des Raumes und somit nach der erneuten Auseinandersetzung zwischen uns atme ich erstmal laut aus, ehe ich nur kopfschüttelnd die Treppe herunterlaufe. Jedoch bleibe ich auch direkt stehen, als ich nur mitbekomme, wie Shayenne zu ihrer Mum warnend sagt: “Mum, sie kommt...”, was mich nur die Augen verdrehen lässt. Na, toll... da geht man gerade den einem aus dem Weg, der nicht mit einem reden will und dann rennt man direkt zwei andere in die Arme, die ebenfalls nicht mit einem reden wollen und noch dazu aus dem Weg gehen. Man merkt, dass dies eine Familie ist! Wieso kann man nicht mit mir reden? Aber diese Heimlichtuerei bringt mich echt an die Grenzen, denn ich versuche so sehr, dass ich hier keinen Aufstand mache, dabei ist mein Geduldsfaden bald am Ende. Im selben Moment kommt mir Shayenne schon überrascht entgegen: “Oh, Loreen... du bist ja noch wach! Ich dachte, dass ihr schon schlafen seid. Aber dann wünsche ich euch schon mal eine gute Nacht, denn ich gehe nun schlafen.”, bis Angela hinter ihr hervortritt, welche sich zu ihrer Tochter wendet: “Schlaf gut, mein Schatz. Ich werde auch schlafen gehen!”, ehe sie mich auch bemerkt: “Achso ja... und dir auch eine gute Nacht, Loreen.”, sodass ich mir echt weiteres verkneifen muss. Denn ich bin ja nicht mal 12 Stunden hier und wollte nicht direkt einen Streit anzetteln, aber diese Familie bringt mich noch zur Weißglut... vor allem der männliche Part dieser Familie! Während sich Angela und Shayenne schon längst schlafen gelegt haben, bleibe ich zunächst noch in der Küche sitzen, was sie mir gestattet hat. Und somit sitze ich hier um 23:56 Uhr und warte einfach ab, denn ich wollte nicht nach oben gehen, solange Wincent noch wach ist. Denn am liebsten hätte ich einfach meine Sachen gepackt und wäre gegangen, auch wenn es etwas übertrieben wäre! Aber was würdet ihr machen, wenn ihr wie ein schwarzes Schaf in einer weißen Herde angeschaut werdet? Aber ich kann nicht gehen, denn ich habe es Wincent ja versprochen. Im selben Moment gähne ich erneut auf und schließe zum zehnten Mal mein E-Mailprogramm, denn alle wichtigen E-Mails sind bereits beantwortet.  Ich würde so gerne diesen Stuhl gegen ein warmes, weiches Bett mit einer noch kuscheligeren Decke eintauschen, aber dafür müsste ich zurück nach oben. Jedoch möchte ich dort einfach nicht auf Wincent treffen, der eventuell sehnsüchtig auf mich wartet, um mir erneut zu sagen, wie leid ihm das tut. Immer dieselbe Leier, aber daran wird sich nie irgendetwas ändern. Auch nach einer weiteren halben Stunde und dem erneuten Aufgähnen rapple ich mich langsam auf, um mich dem Unausweichlichen zu stellen, auch wenn ich mir eigentlich sicher bin, dass er bereits schläft, weil es im kompletten Haus ruhig ist. Und genau das stelle ich wenig später fest, als ich mich soeben wieder in den Raum reinschleiche, wo ich mir die Bettdecke und das Kissen neben ihm wegnehme. Jedoch bleibe ich für einen Moment stehen, in dem ich erblicke, wie der scheinbar seelenruhige und tiefschlafende Wincent vor mir liegt, weswegen ich die Decke kurz absinken lassen. Auch, wenn er soeben noch komplett ruhig geschlafen hat, vernehme ich inzwischen, wie er anfängt zu nuscheln: “Lass mich... nein... nein... “, und immer mehr mit seinen Armen um sich schlägt. Dies bringt mich sofort dazu, dass ich mich einbringe, indem ich nach seinen Armen greife, mit denen er mich auch fast geschlagen hätte. “Wincent, wach auf! Du träumst... Wincent...wach auf... los!”, bringe ich hervor, als ich mich neben ihm ins Bett sinken lasse, ehe er nun panisch die Augen öffnet, die sich zumal noch mehr weiten. Es dauert zwar etwas, bis er ins Hier und Jetzt angelangt ist, aber umso erleichterter ist er, als er mich erblickt. Und damit lässt er seine Arme neben sich fallen, wo er erneut hörbar ausatmet, weswegen ich erneut mit der Frage komme: “Was ist denn los mit dir?”, jedoch sollte ich auch darauf keine Antwort bekommen. Stattdessen lenkt er nur seinen Blick von mir ab, weswegen ich nur kopfschüttelnd aufstehe, um nach meiner Decke und meinem Kissen zu greifen, weswegen ich ausspreche: “Ich schlafe woanders, bis du deine Worte wiedergefunden hast und mit mir reden willst!”. Doch ich werde selbst überrascht, bevor ich das Zimmer verlassen kann, spüre ich nur, wie er seine Hand an meine Schulter legt und dabei meint: “Loreen, bitte bleib’ bei mir... ich brauche dich... Loreen, verstehe einfach, dass ich nicht mit dir reden kann! Kannst du bei mir schlafen?”. Sofort drehe ich mich um, wo ich mir noch sicher bin, dass ich ihm gleich die Meinung geige, aber dieser sehnsüchtige und auch gebrochener Blick in seinen Augen lässt mich etwas besänftigen. Trotz dessen schaffe ich es noch, dass wenigstens ein Teil mit rauskommt: “Du willst einfach nicht drüber reden! Das habe ich schon bemerkt, aber wenn du meinst, dass dies alles besser macht, dann mach ruhig so weiter! Dann fresse doch ruhig alles weiter in dich herein, aber beschwere dich im Nachhinein nicht, dass niemand für Dich da war! Ich will nur helfen, aber egal, was ich mache, wird von dir mit den Füßen getreten! Du willst scheinbar nicht, dass es dir besser geht.”, jedoch unterbreche ich kurz ab, bevor ich noch etwas klarstelle: “Okay, ich schlafe ausnahmsweise hier... mit einer Bedingung: Du lässt mich in Ruhe und fass mich nicht an!”. Somit schmeiße ich mein Kissen und meine Decke neben ihm, sodass er mich erleichtert anschaut und beobachtet, wie ich mich neben ihm hinlege. Und damit hat er es wieder geschafft, dass ich neben ihm –okay, mit dem Rücken zu Wincent- liege, der mir nur fremd vorkommt, obwohl wir uns doch schon so nahe waren. Was ist bloß mit ihm passiert? Oder eher: Was hat seine Mum zu ihm gesagt? Vielleicht sollte ich mir mal seine Mum vorknöpfen, um sie zur Rede zu stellen! Was meint ihr? Schließlich ist er seit dem Abendessen so abweisend und in sich gekehrt, sodass er nicht mit mir reden kann. Dabei hat er mir doch wegen allem anderen, besonders wegen seiner Ex, so oft die Ohren vollgeheult -wortwörtlich. Woher kommt denn dieser Sinneswandel? Und ja, wir kennen uns erst seit paar Wochen... okay, ehrlichweise schon seit paar Monaten, weswegen wir noch lange nicht alles voneinander wissen, aber diese Seite an ihm beunruhigt mich sehr. Er versucht irgendetwas vor mir zu verheimlichen, aber ich wäre nicht Loreen, wenn ich dies nicht rausfinden würde!! Und dann kann er sich nicht mehr herausreden, sondern muss sich dem stellen, egal ob er dies möchte oder nicht...

Vielleicht im nächsten Leben 1.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt