16.Kapitel

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"Meghan." Seine Stimme klingt fast panisch. "Meggie." Er rennt mir nach, ich höre die Stufen knarzen. Sein Arm packt den meinigen und eine Sekunde lang denke ich, gleich das Gleichgewicht zu verlieren als er mich zu sich herum reißt.

"Nein. Das kannst du nicht tun." Normalerweise ist Frederick gefasst, man erkennt nur die Emotionen die er zeigen will, doch gerade brodelt das blau in seinen Augen.

Sein Atem geht schnell und etwas unregelmäßig, während seine zusammengezogene Stirn ihm einen hilflosen Ausdruck verleiht. "Meghan bitte. Wir können darüber reden, wir kriegen das hin. Wir kriegen das geklärt." Sein Blick ist eindringlich, flehend.

"Wieso sollten wir? Es wird nie etwas wirkliches zwischen uns sein und ich bekomme ein Kind." Ich lege eine Hand an seine Wange, was ihn dazu bringt, seine Augen zu schließen und sich gegen meine Warme Handfläche zu drücken. Langsam steigen die Tränen wieder in meine Augen. Während ich hier im dunklen Treppenhaus stehe, so dicht an Freddy, dass ich seinen Atem fühle und seine Barstoppeln an meinen Fingern ertasten kann. Fast aus Reflex beginne ich sanft über sein Gesicht zu streichen. Sein kantiges Kiefer, die kleinen Lachfältchen neben seinen Augen, die Grübchen neben seinem Mund, die nur auftreten, wenn er mich anlächelt.

Bei dem Gedanken an unser erstes Zufallsdate muss ich ein wenig grinsen. Damals als ich wegen der Schule in Frankreich war. In diesem kleinen Süßen Café direkt an der Seine. Ich hab gelesen, als er mich angesprochen an. "Meghan?" Ich hab aufgeschaut und ihn mit offenem Mund angestarrt. Niemand wusste wo er war. Ich bin grinsend aufgestanden und habe ihn umarmt. Es tat gut, ich hatte Heimweh und die Umarmung hat mir gut getan. Ich habe das erste mal den Geruch nach Tannennadeln, Gebäck und frischem Kaffee wahrgenommen der mir auch gerade noch in die Nase steigt. "Was machst du hier?" Seine Stimme hat so unbeschwert geklungen. "Lesen." Ich habe das Buch hochgehalten und erst als er gelacht hat erkannt, was er wirklich meinte. Ich bin rot geworden und habe etwas beschämt auf den Boden gespannt. "Hey alles gut, ich sollte wirklich spezifischere Fragen stellen." Das war das erste mal, dass er mein Kinn sachte angehoben hat und da war es. Dieses freche Grinsen, als wäre die Welt in Ordnung. Es hat mir das erste mal den Atem geraubt und es war der Moment als ich ihm verfallen bin. Der Kellner hat uns damals aus unserem Starren gerissen und gefragt, wo Frederick jetzt sitze. Ich habe ihm meinen Tisch angeboten. Wir haben geredet, gelacht und genossen. Da ich nicht so viel gesehen habe hat er mir die Stadt besser gezeigt. Scheinbar war er in Paris, als die Stadt gerade erst gegründet wurde und kennt allerhand Geheimnisse. Am Abend hat er mir seine Jacke geliehen die noch heute in meinem Zimmer liegt und mich zum Essen ausgeführt. Ganz der Gentlemen hat er mich danach durch romantisch beleuchtete Parks geführt, in denen Straßenmusiker aufgespielt haben. Wir haben getanzt und Macrons gekauft. Er war so anders als ich ihn bisher kannte. Der kühle, abgewandte Frederick den ich anfangs kennengelernt habe ist verschwunden. Er hat mir sein Hotel gezeigt, mit dem wundervollen Ausblick über die Stadt, wenn man auf dem kleinen Balkon stand. Ich erinnere mich daran, wie er mich von hinten umarmt hat, als ich fröstelte. Ich erinnere mich an das leuchten in seinen Augen, an das glühen als er mein Gesicht mustertet und an meinen Lippen hängen blieb. Ich erinnere mich die Schmetterlinge in meinem Bauch, als ich mich zu ihm wandte. Ich erinnere mich an den Inneren Frieden als er mich endlich küsste. Ich erinnere mich an die erste Nacht mit ihm, ohne all die Fragen ob es passt, ohne die Angst etwas falsch zu machen, ohne all den Scham. Ich erinnere mich an den Morgen, als ich zum ersten mal in seinen Armen aufwachte, als wir Frühstück ans Bett bestellten.

Doch jetzt bin ich hier. In der Realen Welt. Schwanger. "Freddy es geht so nicht. Du willst dich nicht binden und ich kann nicht so halb weitermachen. Versteh das doch." Ich habe das Gefühl, ein Messer steckt in meinem Herzen. Ich werde taub vor lauter Schmerz. Ich muss auf meine Lippe beißen um nicht zu schreien. "Es tut einfach so weh." Er lehnt seine Stirn gegen meine. "Ich kann mir nur nicht vorstellen dich nicht zu lieben." Ich sehe ihn an. Wut kriecht in mir nach oben. Wieso ist es dann so schwer es zu tun? Wieso kann er mich nicht lieben? Wieso kann er nicht meiner sein? Wieso ist das alles so kompliziert, obwohl wir uns lieben? Doch ich Frage nicht, denn ich kann mir keine Antwort dazu ausdenken.

"Wir schaffen das schon." Ich lächele ihn an, während ich sein Gesicht in meine Hände nehme und ihn zu mir heranziehe. Seine Lippen liegen weich auf meinen, als wären sie dafür gemacht. Er schmeckt nach Wald und Freiheit und endlich, nach all diesen Wochen herrscht Ruhe in mir. Absolute Stille.

Da jetzt lang kein Kapitel mehr kam, ein etwas längeres.

Was denkt ihr steckt hinter Freddys Verhalten?

Red-RidingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt