15.Kapitel

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"Die Liebe aus deinem Herzen bannen?" erschrocken fährt der Geist meiner Mutter zurück, wodurch im ganzen Zimmer ein kalter Hauch entsteht. ihre durchsichtigen weißen Hände sind vor ihren sprachlosen offenen Mund geschlagen.
"Wieso würde man so etwas wollen?" Ihre Augen suchen mich ab, als wäre die Antwort auf meiner Haut geschrieben.
Eine meiner Hände liegt schützend auf meinem Bauch. Dort wo mein Baby friedlich wächst und gedeiht.
"Willst du es antreiben?" "nein!" meine Stimme klingt schrill und ich lege schützend eine zweite Hand auf meinen Unterleib. "Nein, ich behalte mein Baby." ich senke den Kopf.

Die kühlen Finger meiner Mutter, welche sie an mein Kinn legt bringen mich dazu wieder aufzusehen. So wie ich es als Kind immer getan habe.
"Von wem willst du deine Liebe nehmen?" Sie sieht mich so liebevoll und besorgt an, wie in jener Nacht als ich von ihrem Unfall träumte. Damals hat sie mich in die Arme genommen, wir haben über meinen Traum geredet und eine beschützende Formel ausgesprochen, doch es half nichts. Ihr Leben war besiegelt.
Ich hoffe das es dieses Mal anders ist, dass der Zauber seine Wirkung tut. Ich halte diese Schmerzen nicht aus. ich schaffe es nicht dagegen anzukämpfen.

"Von Freddy." ich räuspere mich "Frederick. Von Frederick" Ich knete meine schweißnassen Hände und versuche tief genug zu atmen, dass meine Tränen nicht fließen. Ich konzentriere mich sehr auf meinen Atem, so sehr, dass ich Mamas Worte wie aus weiter Ferne wahrnehme.

"Dafür brauchst du ihn. Dafür muss er das Ritual mit dir durchführen." Sie lächelt mich an. Der Schmerz über mein Leid verzieht ihre Gesichtszüge und verätzt ihren mütterlichen Blick.

" Ich brauche ihn?" Angst kriecht in mir hoch. Wenn er da ist überlege ich es mir vielleicht doch noch anders.
Andererseits sitzt der Schmerz so tief, dass ich beinahe alles tun würde um ihn aufzuheben. Aber nur beinahe. Ist es nicht eine Erniedrigung ihm zu gestehen was ich vorhabe?

Ich beiße mir auf meine Lippe und streiche über meinen Bauch. Diese Anziehung zwischen Frederick und mir muss aufhören, auch für mein Kind. Ich habe die Verantwortung für mein Baby, ich kann doch nicht jemanden anders lieben.
Die Worte hören sich so falsch in meinem Kopf an und doch schleichen sie sich in mein Unterbewusstsein, vergiften leise meine Hoffnung auf eine Liebe zu Freddy die ohne Schmerz ist.

"Wie gehts das Ritual?" Frage ich meine Mutter nachdem ich mich gesammelt habe. Mein Blick wird kühler und ich versuche mich zusammenzureißen, während meine Mutter wiederstrebend erklärt, was ich von ihr verlange.
Wenn man Geister ruft und sie etwas fragt hat man eine gewisse Macht über ihre Taten. Sie können nicht lügen, sind aber dazu genötigt zu antworten.

"Meggie?" Ich höre schwere Schritte aud der Dachbodentreppe. Kräftige Schritte. Ich weiß auch wem die Stimme gehört, die einen kalten Schauer über meinen Rücken schickt. Ich sehe angespannt zur Tür. Er klopft. "Meggie" "ich komme gleich" Rufe ich und beginne die Kerzen auszublasen. Meine Mutter wird mit jeder erloschenen Flamme etwas durchsichtiger. "Meghan was machst du da?" Freddy öffnet die Tür einen kleinen Spalt. Das alte Holz knarzt.
Verwundert sieht er meine Mutter an, die ihn neugierig mustert.
"Machs gut Mama." Flüstere ich, ehe ich die letzte Kerze ausblase und eilig aufstehe.

Mir wird schwarz vor Augen, weil ich zu schnell aufgestanden bin, doch Frederick
steht rechtzeitig neben mir und fängt mich auf. Ich fühle die wärme seines Körpers nach der ich mich so sehne, die Arme aus denen ich nicht befreit werden will und den Herzschlag der so vertraut ist, als wäre es mein eigener.

"Was hast du gemacht?" Er hat ein ungutes Gefühl, seine Stimme und sein Blick sind misstrauisch als er auf mich herunter sieht. "Einen Zauberspruch gesucht der uns voneinander befreit." Damit löse ich mich aus seinen Armen und gehe zur Treppe. "Was heißt das?" Angst liegt in seiner Stimme, ich muss aktiv dagegen ankämpfen nicht umzudrehen, mich in seine Arme zu werfen und zu sagen, dass ich es nicht machen werde.
"Das du mich bald nicht mehr lieben wirst und ich dich nicht mehr." Damit beginne ich die Treppe hinunter zu gehen.

Red-RidingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt