Ich stehe gerade vor dem Regal mit den Teddybären, einen flauschigen mit roter Schleife um den Hals in der Hand, als es dunkel wird. Mit einem Mal sind plötzlich alle Lichter, die zuvor noch so grell strahlten, dass es fast in den Augen weh tat, aus. Nur die spärliche Notbeleuchtung wirft noch ein flimmriges Leuchten durch die Gänge. Erstaunt blicke ich umher, genau wie die vielen anderen Menschen, die sich in dem großen Kaufhaus wimmeln. „Stromausfall! In der ganzen Stadt", ruft jemand, der vermutlich direkt sein Smartphone gezückt und nachgeschaut hat.
Mein eigenes Handy hat sich bereits vor einer Stunde verabschiedet, weswegen ich Daniel nicht mehr Bescheid geben konnte, dass ich noch einkaufen gehe, um dies nicht morgen, am letzten Samstag vor Heiligabend erledigen zu müssen. Schon heute war es in der Innenstadt so voll, dass man sich eigentlich nur von der Masse weiterschieben lassen konnte, wer in die andere Richtung wollte, hatte nahezu keine Chance. Vorweihnachtszeit, ach so ruhig und besinnlich. Jeder will nur möglichst schnell möglichst viele Geschenke besorgen, ja nicht zu viel Zeit verlieren, bei all dem Plätzchen backen und etwaigen Weihnachtsveranstaltungen bleibt nicht viel Platz um durch die Stadt zu schlendern, deswegen bringt man den Geschenkekauf lieber noch schnell nach dem Feierabend hinter sich.
Und dann gibt es ausgerechnet einen Stromausfall. Das in einem Einkaufszentrum mal die Sicherung rausfliegt kommt wahrscheinlich nicht so selten vor, aber ein Stromausfall in der Stadt? Was den wohl ausgelöst hat? Ein Stenkelfeld ähnliches weihnachtliches Wettbeleuchten? Bei unserem Nachbarhaus, welches voll von Lichterketten und Sternen hängt würde es mich kaum wundern, dennoch gibt es dadurch eigentlich noch lang keinen Stromausfall. Doch ich habe momentan keine Möglichkeit, das herauszufinden, ich will einfach nur raus und nach Hause, den Einkauf zu Ende zu führen ist so definitiv nicht möglich und Daniel ist Zuhause wahrscheinlich schon völlig verzweifelt, die beiden Kleinen bei Laune zu halten. Er würde mir sowieso schon vorhalten, dass ich erst so spät komme, mal wieder die Arbeit vor die Familie stellen würde.
Also bewege ich mich in Richtung Ausgang, so wie auch die meisten Anderen. Doch auf einmal stoppt der Fluss und es geht nicht mehr weiter. Ich stelle mich auf Zehenspitzen, um über die Menge schauen zu können, kann jedoch auf Grund eines Mannes, der mindestens zwei Meter groß und fast halb so breit ist, nichts erkennen. Da kommt eine Securityfrau und weist alle an, von der Tür wegzutreten und sich zu verteilen. Die Tür funktioniert elektrisch, deswegen lässt sie sich gerade nicht öffnen und der physische Schlüssel ist momentan nicht auffindbar. Auch dasnoch, mir entfährt ein genervter Seufzer.
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich immer noch den kleinen Stoffbären in meiner Hand halte, treudoof starrt er mich aus seinen Knopfaugen an, so als sei er verwundert darüber, dass ich genervt bin. Er ist wohl noch vom friedlichen Weihnachten überzeugt, weiß nichts von den vielen Menschen, die verhungern, während wir uns die Bäuche mit Weihnachtsgans und Plätzchen vollschlagen, aber natürlich nur LED-Weihnachtsbeleuchtung benutzen, um das Klima nicht allzu sehr zuzerstören, es muss ja noch genug vom Nordpol übrig bleiben, damit der Weihnachtsmann dort die vielen, in unserer Konsumgesellschaft benötigten, Geschenke dort produzieren kann. Unwillkürlich murmle ich dem Teddy ein „Sorry" zu, um mich für meine Gedanken und nicht ganz so glanzvolle Stimmung zu entschuldigen, wodurch ich mir einen seltsamen Blick, von der Person neben mir einfange.
Da ich wohl wieder zurück zu den Stofftieren muss, um den Kleinen dort abzuliefern und es sowieso nicht sinnvoll ist, hier weiter zu stehen, bahne ich mir meinen Weg. Dann stehe ich erneut vor dem Regal, setze den Teddy neben seine Freunde und lasse mich selbst auf dem Boden nieder. Hinter einer Ecke kommt eine Frau hervor und lächelt mir zu: „Na, auch so verzweifelt?" Kurz bin ich versucht eine pampige Antwort von wegen„Nein, ich sitze gerne zum Spaß in dunklen Kaufhäusern herum." zu geben, doch dann erinnere ich mich daran, dass ich nicht weiß, wie lange ich mich noch hier aufhalten muss, da kann ich mich auch mit jemandem unterhalten.
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Kekssuchti Adventskalender 2021
Sonstiges24 Tage Adventszeit. 24 Tage die es zu warten gilt. 24 Tage voll Weihnachtsmagie. 24 Tage mit Lichtern, Liedern und mit Plätzchen. Und jeden Tag ein weiteres Türchen. Dieser Adventskalender wird von den Kekssuchtis, @DisconeliDrache, @Sojasahne @ch...