Das doppelte Lottchen

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Wir sahen uns tief in die Augen, welche total gleich aussahen.

Gleich waren.

"Wir sollten Reingehen", schlug Kia schließlich vor. "Vielleicht können deine - ähm vielleicht auch unsere Eltern - uns erklären, was los ist."

"Das die gelogen haben, sehen wir doch gerade. Die haben uns auf jeden Fall etwas verschwiegen.", erklärte ich ihr meine Meinung.

Wir waren Zwillinge und haben nichts davon gewusst. Unsere Eltern hatten definitiv gelogen. Sie hatten uns jeweils unsere Schwester verschwiegen.

"Lia, die beiden haben vielleicht gelogen, aber wenn wir zusammen reingehen, werden sie uns bestimmt etwas mehr erzählen.", redete Kia auf mich ein, doch ich war mir da nicht so sicher.

"Woher willst du das wissen? Vielleicht lügen die uns wieder was vor. Das haben die schon seit 14 Jahren gemacht. Seit wir Babys waren. Älter können wir nicht gewesen sein, denn sonst würden wir uns aneinander erinnern und hätten voneinander gewusst. Denkst du wirklich, dass sie ehrlich wären, wenn wir zusammen reingehen?", fragte ich sie in ernstem Ton, obwohl ich ihre Antwort schon ahnte.

"Ja", meinte Kia. "Wenn wir zusammen reingehen, sehen die sofort, dass es aus ist. Das ist doch logisch. Wir sind hier nicht bei 'Das doppelte Lottchen' oder so. Wir müssen mit den beiden reden!"

"Kia, ich habe nicht vor, die Rollen zu tauschen, aber glaubst du wirklich, dass es was bringt? Ich meine, diese ganze Situation ist doch der eindeutige Beweis dafür, dass unsere Eltern gelogen haben.", redete ich auf sie ein.

"Wenn wir zusammen reingehen, merken die, dass sie aufgeflogen sind. Sie müssen uns dann die Wahrheit sagen.", argumentierte Kia und mir wurde klar, dass sie recht hatte, also erwiderte ich: "Na gut, versuchen wir's."

Daraufhin liefen wir in das gelbe Haus mit der grauen Fassade, in dem ich seit 14 Jahren lebte.

Hand in Hand.

Die Brieffreundin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt