Anmeldegespräch

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"Hallo Lia!" Freudig schüttelte mir der Direktor des Internats die Hand.

Er war ungefähr im selben Alter, wie meine Eltern.

Ich erwiderte den Gruß und schüttelte seine Hand.

"Herzlich willkommen, Herr und Frau Feuertänzer.", sagte er daraufhin an meine Eltern gewandt.

Nun bat er uns, uns vor seinen Schreibtisch zu setzen, während er das gleiche auf der anderen Seite tat.

"Also Lia, was sind deine Hobbys?", fragte mich Herr Pürger.

Kurz überlegte ich, was ich sagen sollte.

"Ich lese, schreibe und zeichne gerne. Außerdem spiele ich gerne Karten", erwiderte ich.

"Du liest gerne?", bemerkte Herr Prüger. "Was liest du denn?"

Daraufhin erwiderte ich: "Am liebsten Mangas, aber auch Fantasybücher."

"Schreibst du auch eigene Geschichten?", wollte Herr Pürger nun wissen.

"Ja", erwiderte ich. "Ich schreibe gerne Fantasygeschichten und Fanfictions. Manchmal zeichne ich auch Mangas. Die lass' ich aber normalerweise niemanden lesen, außer meinen Eltern."

Herr Pürger lächelte. "Das musst du auch nicht machen. Falls du aber mal eine Rückmeldung brauchst, sag bescheid."

"Mach ich.", entgegnete ich grinsend. "Das könnte aber noch eine ganze Weile dauern."

"Ich habe Zeit.", meinte Herr Pürger fröhlich.

"Das Warten lohnt sich. Lia ist sehr talentiert.", kommentierte Dad und Mum nickte.

Nach einer kurzen Pause fragte Herr Pürger: "Welche Schulfächer magst du denn am liebsten?"

"Kunst, Deutsch, Englisch und Sport.", erwiderte ich begeistert. "Besonders wenn ich mir selbst etwas ausdenken kann."

"Du scheinst ein sehr kreatives Mädchen zu sein. Ich vermute mal, dass du an Mathematik, Physik, Chemie und Biologie nicht besonders interessiert bist.", meinte Herr Pürger.

Überrascht fragte ich: "Woher wissen Sie das?"

Herr Pürger sagte grinsend: "Du bist nicht meine Erste Schülerin. Ich bin hier schon seit 12 Jahren der Schulleiter und ich habe schon häufiger beobachtet, dass kreative Schüler nicht besonders an den Naturwissenschaften interessiert sind und umgekehrt. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber..."

Daraufhin folgte ein kurzer Vortrag über die Interessen von Schülern.

"Sie kennen sich gut aus.", lobte Mum.

"Danke, Frau Feuertänzer.", erwiderte Herr Pürger.

"Warum willst du eigentlich auf dieses Internat?", fragte er daraufhin an mich gewandt.

Ich zögerte kurz. Sollte ich einem fremden Mann wirklich erzählen, was vor 2 Wochen passiert war? Das war immerhin sehr persönlich.

Andererseits würde er es spätestens bei Kias Anmeldung erfahren, denn wir sahen komplett gleich aus.

Dad nahm meine Hand.

Her Pürger schien zu merken, dass ich mir unsicher war, denn er sagte: "Du musst nichts erzählen, wenn du nicht möchtest. Ich kann verstehen, wenn dir etwas zu persönlich ist."

"Nein, schon gut. Früher oder später werden sie es sowieso merken.", erwiderte ich und atmete nochmal tief durch, bevor ich sagte: "Ich und meine Schwester wurden in verschiedene Familien adoptiert und wir wohnen weit weg voneinander. Wir wollten auf das Internat, um zusammensein zu können."

"Sehr interessant. Wie heißt denn deine Schwester?", fragte Herr Pürger.

"Kia Rüttelmayer.", erwiderte ich. "Sie hat mir geschrieben, dass sie heute Nachmittag dran ist."

"Ich werde tun, was ich kann, um euch zu helfen, aber angenommen nur eine von euch beiden würde genommen werden, was würdet ihr dann machen?", fragte Herr Pürger nun. Er schien wirklich interessiert an unserem Plan zu sein.

"Das haben wir ehrlich gesagt noch nicht besprochen. In dem Fall würden wir uns aber etwas überlegen.", gab ich verlegen zu. "Wir hoffen aber, dass es funktioniert."

Herr Pürger meinte daraufhin aufmunternd: "Bis auf das ist es aber ein guter Plan. Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen?"

"Ich schaute so eine Serie, in der es um das Leben auf einem Internat geht. Dabei ist mir die Idee gekommen.", erklärte ich ihm.

Nun fragte er mich nach dem Namen der Serie und ich nannte ihn.

Her Pürger lächelte."Meine Tochter liebt diese Serie auch. Sie schaut im Moment nichts anderes. Das ist sie. Meine Ronja." Er deutete auf ein Bild von einem ca 9 Jährigen Mädchen mit langen blonden Haaren und einem rosa Kleid mit buntem Tüllrock.

Schlagartig wechselte er wieder in seine professionelle Haltung und erkundigte sich bei mir: "Hast du noch irgendwelche Fragen zum Internat?"

"Ja", sagte ich. "Darf ich, wenn der Plan tatsächlich funktioniert, mit meiner Schwester in ein Zimmer?"

Herr Pürger lächelte erneut. "Ja, es spricht nichts dagegen."

Daraufhin hatte ich keine Fragen mehr und das Gespräch war beendet.

Die Brieffreundin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt