Kapitel 29

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„Ich bin eine fürchterlich langweilige Person

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„Ich bin eine fürchterlich langweilige Person.", schmunzelte er. Es war ein Satz, der nicht mehr für Yannik hätte stehen können. Dieser undurchdringliche Charakter, der sich doch völlig von Darian unterschied. Wo Darian nicht mehr Worte verlieren konnte, war Yannik so völlig in sich gekehrt. Kein Detail drang ohne ein bisschen Zwang einer anderen Person ans Tageslicht. Doch ich wusste, dass ich tiefer zu ihm vordringen musste, wenn ich wollte, dass er sich in mich verliebte. Ich musste zumindest versuchen, dieses große Mysterium, Yannik Baker, zu verstehen.

„So kommst du mir nicht davon. Erzähl mir, woher du kommst. Sag mir etwas über deine Familie. Berichte mir von deiner Kindheit. Einer Schwäche oder deinen Ängsten.", ich sprang von dem Behandlungsstuhl auf und schritt näher an Yannik heran, „erzähle mir, welche Gedanken einen Yannik Baker nachts nicht einschlafen lassen."

Er seufzte laut auf und verdrehte die Augen, wirkte dabei aber nicht wütend, sondern viel mehr erschöpft.
„Wenn du unbedingt darauf bestehst.", antwortete er mit gedehnter Stimme, „mit meinen Eltern verstehe ich mich gut. Ich war in der Schule nie der beste Schüler, aber auch nie der schlechteste. Im Studium war ich nicht der motivierteste Student, aber ich war auch nicht der faulste. Ich habe mich immer, wenn es wichtig war, durchgemogelt und jetzt stehe ich hier, in der Blühte meines noch jungen Lebens und muss mich vor einer Person mit schwerer Amnesie erklären." er stupste mich spielerisch an, „bist du jetzt zufrieden?"

Jetzt war ich es, die die Augen verdrehte.

„Jetzt weiß ich genauso viel über dich wie vorher."

Er lachte auf, doch davon ließ ich mich dieses Mal nicht beirren. Mutig setzte ich einen weiteren Schritt auf ihn zu.

„Yannik, bitte, gib mir irgendetwas.", ich sah ihn so ernst, wie es mir nur möglich war, an. Meine Augenbrauen zog ich nach oben und meine Mundwinkel nach unten. Er stoppte das Lachen und sah mir für einen Moment tief in die Augen. Dann drehte er sich von mir weg.

„Ich glaube, du solltest dich damit abfinden, dass ich nichts besonderes bin.", ich wollte es nicht wahr haben, doch in seiner Stimme schwang etwas kühles mit sich. Der Satz ließ den Krankensaal ein müh dunkler und kälter erscheinen. Ich ahnte, dass ich zu weit gegangen war.

„In Ordnung.", möglicherweise war Yannik eine Person, die wirklich nicht gerne über sich sprach. Ich hatte gehofft, er würde sich mir wenigstens ein Stück weit anvertrauen, jedoch musste ich feststellen, dass ich mich mit dieser Taktik nicht beliebt bei ihm machte. Wahrscheinlich war er noch nicht bereit, mir vollkommen zu vertrauen. Ich musste mir also eingestehen, dass ich ihn noch nicht da hatte, wo ich ihn haben wollte. Es war schmerzhaft einen Schritt zurück gehen zu müssen, obwohl ich doch immer darauf bedacht war, nur nach vorne zu gelangen. Nichtsdestotrotz setze ich eine gutmütige Miene auf und hob beschwichtigend die Hände.

„Das ist völlig in Ordnung. Dann bleibst du wohl ein Mysterium.", er schaute nun wieder zu mir und ich sah, wie etwas trübes in seinem Blick sich aufhellte. Deswegen wagte ich mich doch wieder ein kleines Stückchen vorwärts. Ich stellte mich genau vor ihn, stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte, „mein Mysterium.", ich lehnte mich ein klein wenig zurück, gerade um einen guten Blick auf sein Gesicht und damit seine Reaktion auf das Gesagte zu haben. Wieder einmal entschied er sich für ein diplomatisches, aber nicht unbedingt herzliches Lächeln.

„Wenn du das sagst, wird es sicherlich seine Richtigkeit haben."

Also küsste ich ihn. Ich versuchte in den Kuss das zu stecken, was ich mit Worten nicht auszudrücken vermochte, da er sich ja so vehement dagegen wehrte. Gegen Küsse wehrte er sich nicht. Er ließ sie nicht nur geschehen, sondern erwiderte sie nahezu heftig. Ich spürte seine sanften Lippen und erlaubte es mir ein klein wenig loszulassen. Ich wagte es, mich für einen Moment treiben zu lassen. Mit dem Abschalten meines Gehirns, schienen auch meine motorischen Fähigkeiten nachgelassen zu haben. Meine Beine zitterten und ich nahm verschwommen wahr, wie meine Knie zusammensackten und ich geradezu in Yanniks Arme sank. Er reagierte, indem er mich fest an sich drückte, dachte aber gar nicht daran, den Kuss zu beenden. Wie gut er küssen konnte. Auch, wenn ich keinen anderen Vergleich hatte, wusste ich, dass seine Fähigkeiten äußerst selten sein mussten. Ein Mensch schaffte es normalerweise nicht so leicht, eine Fandea derartig aus dem Konzept zu bringen. Irgendwie gefiel es mir sogar, die Kontrolle zu verlieren.

Viel zu schnell ließ er von mir ab. Noch immer lag ich halb in seinen Armen. Ich nahm meine Umgebung die ersten Augenblicke gar nicht richtig war. Ich sah nur ihn und spürte die Gefühle, die er in mir ausgelöst hatte. Ich lächelte schwach.

„Du kannst das gut.", nuschelte ich noch immer bewusstlos genug, damit mir der Satz nicht unangenehm war. Mein Verführer lachte auf.

„Das freut mich sehr. Aber ich fürchte, ich muss jetzt an die Arbeit."

„Hmm.", brummte ich. Ich wollte aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht, dass er mich losließ. Er war so warm, so stark.

Ich spürte, wie kräftige Hände mich auf die Beine stellten und bekam langsam wieder einen klaren Gedanken. Ich blinzelte einige Male und sah mich verwirrt um. Dann realisierte ich Stück für Stück, was da eben passiert war, was ich gesagt und gedacht hatte. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Wangen sich glühend färbten. Die Hitze schoss mir ins Gesicht und ich drehte mich ruckartig um, um meinen hochroten Kopf vor Yannik zu verbergen.

„Ich gehe nur mal kurz Luft schnappen und dann bin ich zur Stelle, um dir zu helfen.", ich eilte Richtung Ausgang und nahm nur mit einem Ohr wahr, wie er „Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.", rufend erwiderte. Dann plauzte die schwere Tür ins Schloss und ich war unheimlich froh, über den Gedanken frische Luft zu bekommen.

***

Einige Tage später spazierte ich mit Emilie durch den Schlossgarten. Wir plauderten ein wenig über die Arbeit, die ich im Krankensaal ausübte und das Personal, welches ich durch die Tätigkeit kennengelernt hatte. Ich wollte es nicht zugeben, aber es war erfrischend, mal wieder etwas mit ihr zu unternehmen. Auch, wenn mir ihre freundliche Art weiterhin zuwider war, war ich dennoch froh, dass wir uns wieder verstanden.

Allein anhand unserer Kleiderwahl stachen unsere unterschiedlichen Charakter sehr stark hervor. Sie trug ein knielanges Kleid. Auf weißen Untergrund schlängelten sich verschiedenste exotische Blumen entlang. Ein goldenes Haarband vervollständigte das mädchenhafte Aussehen.

Ich wiederum war praktisch angezogen. Emilie hatte mich spontan im Krankensaal aufgesucht und auf einen Spaziergang eingeladen, sodass ich mich schnell aus meiner Arbeitskleidung, einem grauen Hemd und einer weißen Hose, gepellt hatte und nach einer simplen, enganliegende Jeans und einem dunklen Oberteil gegriffen hatte. Meine Haare waren achtlos nach oben gesteckt und ich trug keinerlei Schmuck. Ich musste neben der stets herausgeputzten Emilie wirklich fürchterlich aussehen. Doch, das war ihr egal. Immerhin waren nur wir zwei in dem unendlich scheinenden Schlossgarten.

In dem Moment hörte ich eine Stimme. Es war eine weibliche und sie konnte nicht weit entfernt sein. Emilie, die mir gerade ein Kompliment für meine elegante Jeans gemacht hatte, stockte mitten im Satz und sah mich verwundert an. Gemeinsam folgten wir dem Geräusch und gelangten schon bald in die Nähe eines Brunnens. Ich hörte das friedliche Plätschern des Wassers, welches im völligen Kontrast zu der hohen, fast kreischenden Stimme der jungen Frau stand.

Ebendiese Frau war Blair.

Die Person, die sie anschrie, war Darian.

Just three WordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt