Chapter 1

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-Nick-

Seit fast drei Monaten suchte ich wie ein Irrer nach Grace und meinem Kind, vergeblich.

Jedes Mal endete meine Suche hoffnungslos und immer wieder begann ich bei Null. Jedes Mal endete ich mit einem Bier in der Hand auf der Couch, ging diesen Tag jedes Mal aufs Neue durch in meinem Kopf, sowie jede neuen Ereignisse die dazu gekommen sind.

Ich hatte von dem Entführer immer wieder Tipps und Hinweise bekommen und jedes Mal, wenn ich dachte, dass ich Grace gefunden hatte, fing ich bei Nichts und wieder Nichts an.

Er spielte mit mir und ich war wirklich schon am Ende meiner Kräfte gekommen, doch aufgeben war einfach nicht in meiner Wortwahl drinnen.

Ich werde beide finden, mein Kind und Grace in den Arm halten und wenn es das Letzte ist was ich tue.

Ich dachte nicht einmal aufzugeben, denn das würde ich mir selber und die Jungs mir nicht verzeihen. Sie halfen mir so sehr beim suchen, als wären sie in meiner Situation. Sie haben mir jetzt mehr denn je gezeigt, dass sie eine Familie für mich waren. Ohne die Jungs hätte ich diese Zeit und diese Situation, in der ich mich gerade befand, nicht überstanden.

Wir haben langsam das Gefühl wer es sein könnte, aber sind uns nicht zu hundert Prozent sicher und wollen kein Risiko eingehen.

Das Schlimmste von allem war, ich hatte nicht einmal ein richtiges Lebenszeichen von ihr erhalten. Immer nur Tipps und Hinweise, wo sie sich eventuell befinden könnte, aber ich habe sie weder gesehen noch gehört. Diesen Gedanken, dass sie nicht mehr am Leben wäre, wollte ich mir gar nicht durch den Kopf gehen lassen.

Grace war mittlerweile schon im achten Monat und ich wusste nicht, wie es ihr mit der Schwangerschaft erging. Ob dieser Pisser sie laufend untersuchen ließ, ob es ihr gut ging; ob es unserem Baby gut ging.

Ich konnte die ersten richtigen Tritte meines Babys nicht spüren und diese Wichser werden für diese Zeit büßen, die ich mit Grace zusammen erleben müsste.

Auch wenn ich mittlerweile die Hälfte der Schwangerschaft nicht miterlebt hatte, möchte ich Grace vor der Geburt finden. Ich möchte dabei sein und das mit ihr durchleben.

"Nick.", kam Sam in unser Wohnbereich und weckte mich aus meinen Gedanken.

"Was gibt's?", fragte ich ihn monoton und starrte weiterhin die Wand an, die ich schon seit Stunden betrachtete.

"Bro, wir machen uns Sorgen.", sprach er seine Gedanken aus und setzte sich neben mich.

"Was soll ich machen? Ich gehe diesen scheiß Tag immer und immer wieder durch und mir fällt nicht auf, was ich übersehen habe. Es macht mich verrückt, Sam.", sagte ich und merkte die Tränen in mir aufkommen.

Ich bin so ein Weichei.

"Du brauchst dich nicht vor mir verstecken. Wir sind in einem gefährlichen Business und wir müssen Gefühlskalt sein das stimmt schon, aber du darfst auch trauern, wir alle trauern mit dir.

Du kannst nichts dafür, Nick. Mach dir selber keine Vorwürfe. Ich weiß nicht wie oft ich dir das schon gesagt habe. Wir tun alles was in unserer Macht steht und du hast nichts übersehen. Sie waren nur gut im Löschen und keine Spuren hinterlassen.", sprach er.

"Auch wenn ich nicht zu tausend Prozent sicher bin, ob ich der Vater dieses Kindes bin, möchte ich nicht, dass es auf die Welt kommt ohne mich. Ich hatte mich so sehr an den Gedanken, Vater zu werden, gewöhnt. Es bricht mich, Sam.", weinte ich bitterlich.

"Ich will mir gar nicht vorstellen, wenn sie beide nicht mehr am Leben sein sollten.", schniefte ich.

"Meine Kraft geht mir aus, Sam. Ich weiß nicht weiter.", sagte ich ehrlich zu ihm.

"Dave versucht schon zum hundertsten Mal sich in die Kameras von diesem Restaurant zu hacken und die gelöschten Aufnahmen wieder herzustellen.

 
Luke telefoniert mit dem Hacker, Bryan, der die Kameras in der Stadt unter Beobachtung hat.

Justin beobachtet das Haus ihres Vaters und kontrolliert die Akte aller Ärzte, ob sie jemals dunkle Vergangenheiten oder Hintergründe hatten, um ihnen nachzugehen, ob jemand von ihnen sie untersucht.

Dustin versucht mit den Aufnahmen, die wir von Bryan schon haben, die Krankenhäuser durchzugehen. Schließlich ist sie Schwanger und ich denke nicht, dass er so ein Schlappschwanz ist und sie nicht einmal zu einer Ärztlichen Beobachtung schickt.

Siehst du? Wir tun alles mögliche, aber du darfst jetzt weder deine Kraft oder deine Hoffnung noch deinen Kampfgeist verlieren. Wir werden die beiden sicher finden.", machte er mir Mut.

"Hoffentlich lebend.", hauchte ich und deutete auf seine letztere Bemerkung hin.

"Sag sowas nicht. Wir werden sie sicher lebend finden, Nick. Unsere ganze Mühe war sicher nicht umsonst. Irgendwo muss dieser Mistkerl oder diese Mistkerle, wer auch immer sie sind, einen Fehler machen.", sagte Sam und tröstete mich.

"Ich versteh es nicht, Sam. Er hätte doch bis jetzt irgendwas Gegengefordert. Wieso behält er sie so lange und kontaktiert mich nicht, dass er im Austausch von Grace etwas von mir möchte. Geld oder was auch immer. Was hat dieser Mistkerl von dieser Sache?", fragte ich hoffnungslos.

"Vielleicht, dass es dir einfach schlecht geht. Vielleicht will er ja das.", sagte er nachdenklich.

"Aber wer denn? Wer sollte aus dieser Situation profitieren?", fragte ich ihn und mich selbst.



- Grace -

Wie lange ich schon hier war, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass es eine qualvolle Zeit war.

Ich wurde angefasst, aber Gottseidank nichts weiter sexuelles, denn das wäre in meinem Schwangeren Zustand nicht gut.
Sie nahmen anscheinend Rücksicht darauf.

Wer sie waren, wusste ich nicht. Ich sah immer nur einen Mann, der mir die Augen zuband und wer sonst noch in den kleinen Raum kam, in dem ich festgehalten wurde, denn sah ich nicht.

Ich spürte hin und wieder, wie ich niedergelegt wurde und dass jemand meinen Bauch und mein Baby kontrollierte.

Herzlos waren sie anscheinend doch nicht alle.

Ich wollte nur nach Hause. Ich wollte nur noch zu Nick.

Mein Baby tritt mich oft und jedes Mal überwältigten mich Tränen, da Nick diese Freude über die Tritte nicht durchleben konnte.

Das diese Männer mich umbringen würden, dass dachte ich nun nicht mehr, denn dann hätten sie schon viel früher getan, wenn sie es gewollt hätten.

Ich wusste noch nicht einmal das Geschlecht meines Babys, auch nicht wie lange es noch bis zur Geburt dauernd würde.

Davor hatte ich am meisten Angst, dass ich mein Baby hier auf die Welt bringe und wir beide keine ärztliche Beihilfe haben und wir womöglich die Geburt nicht überleben.

Meine Tränen nahmen kein Ende, denn mich umhüllte die Angst auf die Schwangerschaft, auf die ich nicht vorbereitet war.

Mich umhüllte immer wieder die Angst vor dem Tod, aber mehr von dem meines Babys, als mein eigenes.

Die Angst, dass mein Baby stirbt, bevor es noch den eigenen Vater kennen gelernt hat.

Be mine, BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt