Liebe Eda, ich habe dich gewarnt, du hast genug mit meinen Gefühlen gespielt. Schon damals musste ich mitansehen, wie er dich anfassen konnte. Wie er mit dir reden konnte, wie er dir in die Augen schaute, wie ihr euch umarmt habt. Er konnte das alles, und ich musste es mir mitansehen. Schon damals, als wir kleine Kinder waren. Da hat alles begonnen. Du dachtest wahrscheinlich, dass ich über dich hinweg wäre, dass ich nur etwas Zeit brauchte, aber so ist das nicht. Wenn man jemanden liebt, dann so richtig. Und dann denkt man auch nicht ans vergessen, merk dir das. Ich habe dir oft genug gesagt, dass ich es nicht zulassen werde, dass du mit diesem Dreckskerl heiratest. Ihr habt mich nicht ernst genommen, aber mit diesem Brief möchte ich dir verdeutlichen, wie ernst ich es doch eigentlich meine. Niemand weiß wo ich bin, wo ich mich rumtreibe, wann ich wieder komme, oder sonstwas. Also denk gar nicht dran, zur Polizei zu gehen, es würde dir nichts bringen. Ich warne euch Eda, ich warne dich. Sinan wird bezahlen, er wird für dich bezahlen, undzwar mit seinem Leben. Ich will ihn nicht mehr sehen, es reicht, er soll nicht mehr leben. Weißt du wie es ist, wenn man leidet?? Anscheinend nicht! Bald wirst du es aber. Am Tage eurer Hochzeit wird es passieren. An eurem Glückstag. An dem Tag, welches euer schönster Tag eures Lebens sein sollte. Es wird zu eurem schlimmsten Tag. Zu eurem Traurigsten. Ein Autounfall, sagen wir es mal so. Sinan wird der Fahrer sein, er wird es extra so lenken, dass dir nichts passieren wird, stimmts? Ein toter und eine verletzte. Du wirst überleben, er aber nicht. Sinan wird sich für dich opfern, da sind wir uns doch beide sicher, stimmts?
- B
Was Berk damals nicht verstanden hatte war, dass Liebe nicht darin bestand, den anderen sich für sich opfern zu lassen, sondern sich selbst für den Anderen zu opfern. Berk wusste nicht, dass nicht Sinan derjenige war, der sich opfern würde, sondern ich. Das musste so sein. Ich musste mich opfern, einer musste es. Sonst würde er es auf eine andere Art und Weise versuchen, ohne diesmal Bescheid zu sagen. Ohne dass ich wissen würde, was auf uns zukommt. Und dann könnte Sinan sterben. Sinan, mein ein und alles, er könnte sterben. Alleine der Gedanke, dass dieser Tag kommen würde, brachte mich zugleich zum Weinen aber auch zum Lächeln. Er wäre endlich bei Allah swt, aber dann wäre er weg von mir. Sein Verlust wäre wirklich schwer für mich, ich könnte es nicht ohne ihn aushalten. Natürlich wusste ich auch, dass Berk nicht so dumm war und sich selbst riskieren würde. Er würde sicherlich jemand anderen gegen unser Auto fahren lassen, ich hatte an alles gedacht. Ich hatte mir alles ganz genau durch den Kopf gehen lassen. Berk war sich sicher bei seinem Plan, doch ich war es viel mehr. Ich war mir sicher, dass es klappen würde. Wäre das nicht eine Art Selbstmord? Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, ob man das vergleichen könnte. Für mich war nur ein Ziel vor Augen : Sinan durfte nicht sterben.
- 1 Jahr verging -
Ich war vorm Spiegel. Burcu machte mir gerade mein Kleid hinten zu, während Melike yenge mich ganz dezent schminkte. Ich hatte ein schlichtes dünnes und langes Kleid an. Heute würden Sinan und ich standesamtlich heiraten. Heute war es soweit. Sollte ich nicht eher sagen "Heute war es endlich soweit" ? Aber ich hatte doch gar keinen Grund dazu, wieso also? Heute war mein Todestag. Ich wusste es, ich würde sterben. Mit diesem Gewissen konnte ich noch nicht mal glücklich für diesen Tag sein. Für Andere war dies der schönste Tag seines Lebens, für mich war es der Schlimmste. Niemand wusste, was uns erwartete, niemand außer ich. Ich hatte bis heute niemandem etwas davon erzählt. Ich hatte es wirklich durchgezogen, ich konnte es selbst nicht fassen. Erst jetzt realisierte ich eigentlich, worauf ich mich da einließ. Mein Herz klopfte so schnell.
Burcu : Lächel doch mal!
Ich setzte ein gefaketes Lächeln auf, was mir die anderen abkauften. Zum Glück. Als ich ganz fertig war betrachteten mich alle, einschließlich ich. Ich staunte selber. Ich sah wirklich toll aus, wunderschön.
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Melike & Erkan
RandomMelike (18) beginnt ein neues Leben, sie entscheidet sich ein Hijab (Kopftuch) zu tragen. Jedoch warten dumme Kommentare und störende Blicke auf sie. Wird sie ihre Entscheidung bereuen? Als der neue Schüler namens Erkan (20) in ihre Klasse kommt, ve...