- KAPITEL 97 -

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Ich stand auf und bückte mich zu ihr. Meine Hand platzierte ich an ihrer Wange. Ohne zu überlegen legte ich meine Lippen auf Ihre. Dies war nun unser zweiter Kuss.. Jedoch nur einseitig.

Ich : Ich liebe dich..

Ich schaute sie noch ein letztes mal an. Moment mal. Ist das eine Träne ? Von ihr ? Ich hatte nicht geweint, oder ? Ich nahm mein Handy als Spiegel und betrachtete mein Gesicht. Ich hatte nicht geweint. Es war ihre Träne !

Ich : E-eda? Birtanem?

Keine Reaktion. Aber ihr lief eine Träne hinunter. Das heißt doch, dass noch Hoffnung besteht. Oder ? Sie kann es noch überleben. Verdammt, was soll ich tun? Die Ärzte werden gleich kommen und die Maschinen ausschalten.. Ich kann nichts tun. Ich war so verzweifelt momentan. Kennt ihr das, wenn ihr einfach nichts tun könnt? Die Ärzte würden mir sooderso nicht glauben, wenn ich es ihnen sagen würde. Die sind hier alle so unsympatisch, ihnen geht es nur um ihr schei* Geld.. Ich wusste genau, seit diesem Tag hasste ich Ärzte. Das sind Monster. Wie können sie jemandem das Leben nehmen wollen? Ich würde auf Eda warten, wenn es geht sogar ein lebenlang. Ich würde jeden Tag hierher kommen, ihre Hand in Meine nehmen, mit ihr reden. Ihr sagen, wie sehr ich sie liebe. Alleine ihre Anwesenheit beruhigt mich, ob im koma oder nicht.

Ich : Seni seviyorum

(Ich liebe dich)

Ich küsste ihre Stirn, schaute sie noch ein letztesmal an, und ging dann langsam zur Tür.. Nun verlor ich auch Tränen. Ich machte die Türklinke runter...

"S-sinan?"

In diesem Moment hoffte ich dass es keine Einbildung war sondern Realität. Ich hatte Angst mich umzudrehen und dann zu realisieren, dass ich es mir nur eingebildet hatte. Aber wenn ich nicht gucken würde, dann würde ich es niemals herausfinden. Ich ließ die Tür einfach offen und ging hektisch neben sie.

Ich : Eda ? eda ??

Ich fixierte mich voll und ganz auf sie und ihren Körper. Bitte, bitte gib eine Reaktion.. Eine Einzige.

Ich : Eda kalk.. lütfen .. gözlerini aç

(Eda wach auf.. bitte.. öffne deine Augen)

Ihre Hand zuckte und ich nahm sie sofort in Meine. Das breite Lächeln in meinem Gesicht, welches mit Freude und Trauer zugleich gemischt war, wollte gar nicht mehr verschwinden. Ich konnte es einfach nicht glauben, sie hatte sich bewegt. Und sie hatte meinen Namen gesagt! Mein Herz klopfte so schnell, und das Adrenalin übernahm meinen gesamten Körper. Ich zitterte so abnormal, noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich mich so gefühlt. Eda würde mich nicht verlassen, sie würde bei mir bleiben. Unsere Träume, unsere Ziele, unsere ganzen Vorstellungen waren also nicht umsonst? Also hatten wir es nicht alles umsonst geplant? Wir würden Kinder bekommen, wir würden eine glückliche Familie werden.

++++ EDAS SICHT ++++

Sinans Hand war wieder in Meiner, wieder war ich so beruhigt und entspannt. Was seine Nähe alles mit mir anstellen konnte. Durch ihn war ich immer so glücklich, und ohne ihn war ich nichts. Ein großes nichts. Die Schmetterlinge und die kleinen zwitschernden Vögel flogen wieder im Kreis um uns herum. Sinan näherte sich mir und legte seine Lippen auf Meine. Ich wollte es erwiedern, aber irgendwas hinderte mich. Seit Wochen bin ich hier und kann nichts machen. Nicht mal reden kann ich. Mein ganzer Körper ist einfach stumm, es will einfach nicht reagieren.

Sinan : Ich liebe dich..

Sinan ließ wieder meine Hand los und drehte sich um. Er ging mit langsamen Schritten fort. Ich wollte etwas sagen, ich wollte ihn aufhalten, ich wollte auf ihn zurennen und ihn zurück ziehen. Wieso konnte ich nichts tun? Nur ein Wort.. Meine Welt wurde wieder dunkel. Die Fledermäuse ersetzten wieder die schönen Schmetterlinge und Vögel. Die Wiese wurde wieder zu einer Grube, und der Himmel wurde wieder dunkelblau, statt hellblau. Sollte ich wirklich so leben? In dieser dunkelheit? Sinan war es, der meine Welt so beeinflusste. Er war es, der meine grässliche dunkle Welt zu einer schönen bunten Welt machte. Er war es, der mich und meine Welt komplett veränderte. Jetzt wusste ich, Sinan ist meine Welt. Ich musste etwas tun, damit er nicht geht. Ich musste.

Melike & ErkanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt