14.

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Kai

"Vielleicht ist es doch ganz gut, dass alle Bescheid wissen, dass ich dich hübsch finde." , sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Mein Herz klopfte immer noch wie wild. Ich konnte es nicht glauben, was gerade passiert war. Ich hatte es mir mehrmals vorgestellt, wie es wohl sein würde, eine Bestätigung zu erhalten, dass Sarah mich so sehr mochte, wie ich sie.
Denn das tat ich, ich mochte sie wirklich. Niemals hatte sich es so gut angefühlt, niemals hatte ich es mir so sehr gewünscht, eine Frau zu küssen. Ich hatte das Gefühl, Sarahs weiche Lippen immer noch auf meinen zu spühren.
Sie lächelte mich an, ihr Gesicht immer noch nur wenige Zentimeter entfernt von meinem, was mein Herz warm werden ließ.
"Ich habe nur ein wenig Angst vor deinem Bruder." , gestand ich, woraufhin Sarah lachen musste. Schon seit ich Sarah kannte und mir meine Gefühle ihr gegenüber eingestanden hatte, hatte ich mir Gedanken gemacht, was Joshua wohl über mich dachte. Und jetzt, da er wahrscheinlich genauso das Video gesehen hatte, wie die anderen Mannschaftskollegen, fragte ich mich, wie er sich mir gegenüber verhalten würde.
"Das schaffen wir schon." , sagte Sarah, bevor sie ihre Lippen wieder auf meine legte und ich alle meine Sorgen wieder vergaß.
"Wurde ja auch mal Zeit." , hörte ich die Stimme meines besten Freundes, was mich den Blick von Sarahs Augen abwenden ließ. Ich sah zu Julian, der uns schelmisch angrinste. So dankbar ich ihm auch gewesen bin, dass er Sarah und mich alleine gelassen hatte, ohne das ich ihn darum gebeten hatte, umso genervter war ich jetzt von ihm. Wie lange hatte er da schon gestanden? Sofort überkam mich ein endloses Gefühl von Scham. Auch, wenn er mein bester Freund ist, sowas war schon peinlich.
Ich wandte meinen Blick wieder auf Sarah, die jetzt errötet war, was ich wirklich süß fand.
"Ja, was denn? Es war ja ziemlich offensichtlich mit euch zwei." , sagte er erneut, während er Kopf schüttelnd zum Sofa lief.
Nachdem ich Sarah noch einen Kuss auf die Stirn drückte und sie anlächelte, lief ich ebenfalls in Richtung Sofa und setzte mich neben Julian. Glücklicherweise ist Sarah mir gefolgt, mir gefiel der Gedanken nicht, jetzt unnötig von ihr getrennt zu sein. Hatte er noch nie und gerade jetzt, wo ich weiß, ich könnte sie küssen, könnte sie berühren, wollte ich keine Distanz mehr zwischen uns.
Sarah legte den Kopf an meine Schulter, was mein, sich gerade beruhigte Herz, wieder schneller schlagen ließ. Ob das jemals aufhören würde?
Julian klickte den zweiten Fast & Furious an, ohne ein Wort. Ich hatte Angst, dass es jetzt, da Sarah und ich irgendwie mehr als nur Freunde waren, komisch werden würde zwischen uns, doch Julian war glücklicherweise immer noch so locker, wie immer. Wir redeten, wie zuvor, ich hielt mich zurück, Sarah erneut zu küssen, obwohl das Verlangen danach groß war. Julian war zwar immer noch amüsiert, doch er versuchte locker zu wirken, das merkte ich. In gewisserweise war ich auch amüsiert. Aber nicht so, wie er. Ich fand es witzig, wie sich die Situation geändert hat, und doch noch dieselbe war. Julian war immer noch mein bester Freund, er war immer noch Sarahs bester Freund und Sarah ist immer noch, die Frau, die ich bewundere und begehre.

Als der Film sich dem Ende widmete, war es bereits Nachmittags. Sarah wich während des ganzen Films nicht von meiner Seite, wobei sie zwischendurch glaube ich auch geschlafen hatte, doch jetzt setzte sie sich auf und lief aus dem Wohnzimmer. Ich sah ihr nach, wartete nur darauf, dass sie wieder kam, als ich plötzlich Julians Blick auf mir bemerkte. "Was?" , fragte ich, bereits ein Lächeln auf den Lippen, da ich wusste, um was es gleich gehen würde.
"Nichts, nichts." , sagte er und sah kurz auf den Fernseher, bevor er seinen Blick wieder auf mich richtete. "Und, hast du es ihr, also endlich gesagt?!"
"Was gesagt?" , fragte ich und wich seinem Blick aus.
"Ja, dass du etwas für sie empfindest. Was denn sonst?"
Ich antwortete nicht, weshalb er begann zu lachen. Ich sah ihn an, sah wie er den Kopf schüttelte. "Alter! Du hast ihr nicht gesagt, dass du etwas für sie empfindest, hast sie aber geküsst."
"Ich wusste nicht, ob sie das zu früh findet." , sagte ich und nach ein paar Sekunden fügte ich hinzu: "Außerdem, hat es sich nicht ergeben."
Julian lachte nur und sah wieder auf den Fernseher. Hätte ich Sarah wirklich mein ganzes Herz ausschütten sollen? Wäre das nicht zu viel gewesen? In dem Moment hatte sich es einfach nur richtig angefühlt, sie zu küssen. Ich hatte auf mein Herz gehört, was jetzt immer noch nach ihren Lippen verlangte. Und hieß es nicht, ein Kuss sagt manchmal mehr, als Tausend Worte?
Trotzdem, Julian hatte ja Recht. Ich musste ihr sagen, dass ich etwas für sie empfand und, was ich für sie empfand. Ich wusste nicht wie oder wann, aber ich musste es ihr sagen. Nur so konnte ich Klarheit schaffen. 
"Ähm, Jungs, ich muss heim. Meine Eltern wollen Essen gehen." Sarahs Stimme klang leise, verunsicherter, als sonst.
Julian und ich drehten uns zu ihr um. "Achso, es ist ja Sonntag." , sagte er, weshalb ich die beiden fragend ansah. "Sonntags ist Familientag, sagen sie immer. Wir machen eigentlich jeden Sonntag etwas zusammen, spazieren gehen, Kaffee trinken oder halt Essen gehen."
"Geht ihr Abendessen?", fragte ich, woraufhin sie nickte und mich leicht anlächelte.
"Wieso gehst du dann jetzt schon?" , fragte Julian sie.
"Ähm, ich muss noch duschen, mich umziehen, mich fertig machen und so. Ich kann doch nicht so gehen." , sagte Sarah und zeigte an sich herunter, als würde sie auf irgendeine Weise schlecht aussehen. Sie trug eine Jogginghose und einen Oversize Hoodie, es stand ihr, sie sah wirklich gut aus. Das einziste Problem war die Tatsache, dass sie Julians Sachen trug und das störte mich. Ich fragte mich, ob sie seine Klamotten immer noch anziehen würde, wenn ich ihr erstmal alles erzählt habe, was in mir vor ging.
"Okay, warte, ich fahr dich." , sagte ich automatisch, woraufhin sie lächelte.
Glücklicherweise, nahm mir Julian diesen Zug nicht übel und ließ mir die Möglichkeit, alleine mit Sarah zu sein.
Ich stand auf, suchte noch mein Handy zusammen und zog unverzüglich meine Schuhe an, was auch Sarah tat. Nachdem sie Julian umarmt hatte und, so höflich, wie sie war, sich für alles entschuldigt hatte und sich bedankt hatte, machte ich ihr es nach und wir liefen zusammen zu meinem Auto.
Sarah stieg, immer noch mit einem Lächeln, auf der Beifahrerseite ein, während ich neben ihr Platz nahm. "Ist dein Bruder eigentlich auch da?" , fragte ich sie, nachdem ich ausgeparkt hatte.
Sarah lachte und sah mich an. "Ja, ist er. Immer noch Angst?"
"Einbisschen." , gestand ich und sah sie an. Am liebsten hätte ich den Blick gar nicht mehr von ihr gewandt, doch irgendwie musste ich schließlich noch den Weg zu Sarahs Wohnung finden.
Sarah erzählte mir noch ein bisschen, über ihre Familie, über die Kinder von Joshua, die sie wohl sehr liebte, ich merkte es an ihrer Stimme. Als sie von den zwei Kleinen sprach, war sie weich, liebevoll, als würde sie von ihren eigenen Kindern reden, was mein Herz irgendwie erwärmte. Ich will sie unbedingt mal zusammen mit ihnen sehen, sehen, wie sie mit ihnen umgeht.
Als ich schließlich den Motor meines Wagens, vor ihrem Haus, abstellte, wand ich mich zu Sarah, die mich erwartungsvoll ansah. Jetzt war der Moment gekommen. Ich würde es ihr sagen, wie wusste ich nicht, aber ich musste, ich wollte.
"Sarah-" , begann ich und sah auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß gefaltet hatte. "Als ich dich das erste mal gesehen habe, war ich wirklich begeistert von dir, wie du so mit deinem Trikot und der Schminke einfach nur da standst. Du hast so schüchtern gewirkt und trotzdem hatte ich das Bedürfnis, dich näher kennen zu lernen. Jedesmal, wenn du gelacht hast, habe ich angefangen, mir zu wünschen oder vor zu stellen, du würdest nur mich anlächeln, was jetzt, wo ich darüber nachdenke, einfach nur egoistisch war-" Was mache ich hier nur? Ich sah Sarah kurz an, die jetzt lachte und ihre Hand auf meine legte und mich durchdringend ansah. Jetzt wurde ich nur noch nervöser. Okay, komm auf den Punkt, Kai!
"Und dann war da die Sache in der Bar. Und ich habe einfach gemerkt, wie sehr es mir gegen den Strich geht, wenn du etwas mit einem anderen haben könntest. Das tut mir-" , wollte ich sagen, doch Sarah unterbrach mich. "Hey, nicht schon wieder entschuldigen. Mir ging es genauso." , sagte sie nur und lächelte mich an, was mein Herz warm werden ließ. Endlich ließ ich dem Verlangen nach und küsste sie, was sie erwiderte. Sarah legte ihre weichen Hände an meine Backen und zog mich noch ein kleines bisschen näher.
Als wir uns schließlich von einander lösten, beide ein wenig außer Atem, sah ich sie wieder an. Ich wusste, was ich jetzt sagen musste. "Seitdem weiß ich, dass ich dich nicht nur als Freundin will." , sagte ich schnell und sah sie an.
Ihr Lächeln wurde breiter, bis sie mich angrinste und mir erneut einen Kuss auf die Lippen drückte. "Und ich dachte schon du stehst auf Barbies." , sagte sie lachend, nachdem wir uns wieder von einander gelöst hatten. ich lachte sie nur an und schüttelte den Kopf. "Niemals." , flüsterte ich, bevor ich sie erneut küsste. Mich durchfuhr ein solches Glück, als ich die Bedeutung unseres Gespräches verstand.
"Aber, ich will und kann das nicht geheim halten." , sagte ich schließlich nach unserem Kuss und lächelte sie verlegen an. Sarah lachte nur. "Wie wärs, wenn wir es nicht geheim haltenb?" , fragte sie, woraufhin ich nur nicken konnte. Gesteuert von meiner ungluablichen Freude über ihre Worte, drückte ich meine Lippen auf Sarahs.
Doch abrupt, löste sie ihre Lippen von meinen und sah mich an. "Aber, lass es mich heute erstmal meiner Familie erzählen, bevor wir es an die große Glocke hängen."
"Natürlich-" , begann ich, meine Hände immer noch an ihren weichen Wangen. "Was immer du willst."
Sarah nickte und grinste mich an. "Der Rest erfährt es durch das Video, wo du allen erzählt hast, dass du mich hübsch findest."
Ich schüttelte den Kopf und lachte nur. "Geh jetzt, sonst kommst du noch zu spät."
"Willst du mich etwa los werden? Jetzt schon?", fragte sie, immer noch mit einem herausfordernden und amüsierten Lächeln.
"Nein, will ich nicht, aber ich will nicht an unserem ersten Tag schon einen schlechten Eindruck bei deiner Familie hinterlassen." , sagte ich und grinste sie an.
"Du bist so ein Weichei." , sagte sie mit einem Grinsen und wandte sich in Richtung Tür.
Ich fasste sie an ihrer Taille und zog sie zurück zu mir, um ihr nochmals einen Kuss zu geben.
Nachdem wir unseren viel zu kurzen Kuss beendet hatten, lächelte ich sie an, als sie aus meinem Auto stieg und sagte: "Ich schreib dir."

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