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Sarah

Am nächsten Tag wurde ich von dem lauten, nervigen Piepsen meines Weckers aus meinem, so angenehmen Schlaf gerissen.
Immer noch müde stand ich auf, begab mich in meine kleine Küche und richtete mir ein Brot, wie ich es jeden Tag vor der Arbeit tat. Auch, wenn ich mich auf den heutigen Tag freute, ich hatte einen Termin mit einem jungen, frisch verheiratetem Ehepaar, welches ein Haus bauten und mich, als Innenarchitektin, einstellen wollten, doch trotzdem hätte mir ein bisschen mehr Schlaf auch gut getan. Davon hatte ich die letzten Tage eindeutig zu wenig und ich spielte mit dem Gedanken, mich nochmals hinzulegen. Schnell schob ich ihn jedoch beiseite und redete mir ein, ich müsse Verantwortungsbewusst sein und dann kümmerte ich mich weiter um mein Frühstück. 
Nachdem ich gestern Abend Heim gekommen war, hatte ich schon eine Nachricht von Kai auf meinem Sperrbildschirm gesehen. Und, schon wieder zu Hause? , hatte er gefragt. Eine ganz normale Nachricht, die in mir ziemlich unnormale Schmetterlinge auslöste.
Ja, gerade heim gekommen , hatte ich geantwortet und auf eine Antwort gewartet, während ich mich umgezogen hatte. Plötzlich hatte er mich gefragt, ob ich Zeit hatte zum telefonieren, was mein Herz zum unzählbaren Mal an diesem Tag schneller schlagen ließ.
Also hatten wir telefoniert. Ich hatte es so genossen, Kais raue Stimme durch den Höhrer, den ich fest an mein Ohr hielt, zu hören, obwohl wir uns erst vor wenigen Stunden gesehen hatten. Wir redeten, so unbeschwert wie immer,ich erzählte ihm von dem Gespräch mit meinen Eltern, bis ich ihm irgendwann gestehen musste, dass ich sehr müde sei. Ich hatte ihm noch meinen Plan für heute erklärt, der darin bestand, meine zwei Treffen erfolgreich zu absolvieren, und Mittags dann die Vorbereitung für den nächsten Termin zu vollziehen. So war das, wenn man sich selbstständig gemacht hat. Ich hatte keine Mitarbeiter, es gab einfach nur mich und die Kunden, was aber auch bedeutetet, ich musste alles organisieren und die Arbeit druchführen. Jeden Tag meinen offiziellen Innenarchitektin Instagram Account auf den neuesten Stand bringen, Termine organisiren, sie einhalten und vor allem so viele Gedanken machen, Inspirationen sammeln und natürlich zeichnen. Doch ich liebte meinen Job und ich liebte die Tatsache, dass ich durchgezogen hatte, was ich mir in den Sinn gesetzt hatte -mich selbständig zu machen.
Nachdem ich in Gedanken auch Kais Zeitplan für heute durchgegangen war, er hatte heute, wie die ganze Woche natürlich Training und hat immer nur Abends Zeit. Blöderweise, war das nächste Spiel der Nationalmannschaft in Nordirland, weshalb sie nur bis Mittwoch hier trainierten und dann am Mittwoch Abend flogen, um dort noch ein wenig zu trainieren. Heute war Montag, das heißt, noch zwei Tage in denen Kai und auch Julian, um auch mal wieder an ihn zu denken, hier in Deutschland waren. Kai hatte mir noch nicht sagen können, ob er heute Abend Zeit hatte, doch ich hoffte es sehr. Ich vermisste ihn und außerdem hatte ich schon jetzt Angst, vor der Trennung, die uns bevorstand und ob und vor allem welche Konsequenzen sie haben könnte.
Was mich daran erinnerte, dass ich eigentlich noch mit meinen Eltern oder Lina sprechen wollte, wegen dem bevorstehendem Spiel gegen Nordirland. Ich wollte wissen, wo und ob, wir das Spiel zusammen ansahen, da es natürlich ausgeschlossen war, mit nach Nordirland zu fliegen.
Nach einer kurzen Nachricht an Kai mit einem simplen Guten Morgen, welche er wahrscheinlich erst in ein einer Stunden lesen würde, wenn auch er aufstehen musste, zog ich mich an und verließ schließlich, nach meiner täglichen Pflegeroutine im Bad, meine Wohnung.
Mit den Klienten, die ich heute treffen würde, hatte ich bisher noch kein Kontakt, außer über einzelne Emails gehabt. Ich war gespannt, auf sie und auf ihr noch nicht fertiges Haus und natürlich, auf die Herausforderung, ihnen ein schönes Heim zu gestalten. Natürlich überließen sie mir hierbei nie die volle Verantwortung, aber ich hatte sie gebeten, sich für jedes Zimmer einzelne Elemente oder gar Stile auszusuchen, die sie mir präsentieren und dann würden wir zusammen nach einer Möglichkeit suchen, dies best Möglich umzusetzen.
Als ich an der Nochwohnung meiner Kunden ankam, war ich bereits ein wenig nervös. Ich wusste nicht, was mich erwartet, doch als mir eine junge, schwarzhaarige Frau in der Tür entgegen lächelte, freute ich mich einfach nur auf die mir bevorstehende Kooperation.
Nachdem wir uns ein wenig kennengelernt hatten, die Frau, Marie, 28 Jahre alt, war Lehrerin und der Mann, Nick, 29 Jahre alt und Elektriker, zeigten sie mir die Bilder ihres Hauses, Umrisse, alle Zeichnungen und ich notierte mir natürlich alle Maße der einzelnen Zimmer auf mein Ipad. Ich mochte die Grundrisse des Hauses der beiden, es war groß, nicht zu eckig, klare kanten und mein persönlicher Favorit eine schöne Glasfront im Wohnzimmer, mit welcher ich mir schon so viel vorstellen konnte.
Nachdem sie mir auch hier, wir begannen im Erdgeschoss, ihre Raumaufteilungswünsche und Vorstellungen der Gestaltung erklärt hatten, welche ich übrigens sehr gut umsetzen könnte und auch selber als sehr sinnvoll betrachtete, verabschiedeten wir uns auch schon nach zwei Stunden. Einen Termin für nächsten Freitag hatten wir bereits vereinbart, bis dahein würde ich einzelne Konzepte für ihre Räume bereit haben und wir könnten weiter arbeiten.
Ich setzte mich in mein Auto und checkte meine Nachrichten, bevor ich los fuhr.
Zwei Nachrichten von Kai.
Guten Morgen, gut geschlafen?  und Ich muss ins Training, melde mich später. Pass auf dich auf , welche er zwanzig Minuten nach der ersten Nachricht geschickt hatte.
Nachdem ich auf die Nachrichten mit einem, lächeln im Gesicht geantwortet hatte, fuhr ich auch schon nach Hause zurück, wo ich mich direkt an meinen Tisch setzte.
Nachdem ich noch eine Instagramstory für meine, 5000 Abonnenten machte, auf die ich stolz war, begann ich mit der Arbeit. Meinen offiziellen Instagram Account hatte ich nur als Innenarchitektin, hier gab es nichts, als Werbung für mich und mein Beruf und Bilder, von Innenausstattungen, die ich erstellt hatte. Auch wenn es Phasen gab, in denen ich keine Aufträge hatte, konnte ich von diesem Geld leben und schließlich hatte ich einen ziemlich entspannten Job und einen, den ich liebte und mit großer Leidenschaft nach ging.
Ich erstellte zu jedem Zimmer des Erdgeschosses eine Pinnwand, in der ich Möbel und andere Einzelheiten im passenden Stil zusammen stellte, was ebenfalls zwei Stunden gedauert hatte.
Ich speicherte die Datei, als ich bereits für jeden Raum mehrere Möglichkeiten zusammen hatte, von denen sich Marie und Nick am Freitag für jedes Zimmer die Favoriten raussuchen durften.
Bei meinem nächsten Termin, zu dem ich gerade auf dem Weg war, waren wir schon zwei Schritte weiter. Im Erdgeschoss waren für alle Räume bereits der Stil und die Favoriten Möbel und Accessoires ausgesucht und heute ging es an das erste und zweite Obergeschoss. Auch die Vorstellung des Hauses dieser Klienten fand ich super schön und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Das machte es einfacherer. Wenn ich die Entscheidungen meiner Kunden nachvollziehen oder gar selbst gleich gehandelt hätte, einzelne Räume im selben Stil gemacht hätte, machte es nochmal eine Spur mehr Spaß. Denn, auch wenn ich den Stil eines meiner Kunden nicht mochte, nicht nachvollziehen konnte oder eben auch einfach eine Entscheidung nicht verstand, musste ich trotzdem so handeln, dass es ihnen im Endeffekt gefällt.
Auch bei diesen Klienten wurde ich nach Hause eingeladen und nach weiteren zwei Stunden, war auch alles für die beiden Obergeschosse geregelt und die beiden hatten mir sogar schon die Baustelle, auf der ihr Haus entstehen sollte gezeigt, was mir geholfen hatte, alles besser vorzubereiten.

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