𝐄𝐏𝟎𝟒 ➳ Mira

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• Mira Niehaus •

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• Mira Niehaus •

„What are we going to do
with all this future?"

Als Mira am nächsten Morgen aufwachte war ihr schwindelig. Ihre Träume waren in dieser Nacht besonders lebhaft gewesen. Womöglich hatte es am Vollmond gelegen. Oder aber an den Ereignissen des Vorabends, die sie noch lange wach gehalten hatten. Letzteres erschien ihr einleuchtender. Sie war nicht unbedingt der spirituelle Typ, ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die stets alles auf das Wetter oder Mondphasen schob.

Mira erinnerte sich sonst nie an ihre Träume, doch nun spukten ihr, ein sich in Luft auflösender Stein und sonderbare Männer in Kutten im Kopf herum. Eine Weile brauchte sie, um sich zu entsinnen, dass das tatsächlich geschehen war. Die Realität hatte sich mit ihrem Traum vermischt, denn darin war kein Stein in der Farbe von Sonnenstrahlen vorgekommen, sondern von Ebenholz. Er war nahezu schwarz, wären da nicht die  tiefbraunen Farbschattierungen gewesen. Es war, als wäre sein Licht erloschen.

Die Kuttenmänner hatten allesamt vor ihr aufgereiht gestanden, mit teuflischem Grinsen im Gesicht. Sie befanden sich nicht länger in der Aula der Schule. Dies war ein düsterer, geradezu altertümlicher Ort, als wäre dort die Zeit stehen geblieben. Vielleicht hatte ihr Verstand sie auch bloß zurück in das 18. Jahrhundert schicken wollen. Dieses Mal war nicht Herr Chadwick gefesselt worden, sondern sie. Ihre Hände waren über ihrem Kopf an eine Art Rohr gebunden worden. Mira spürte noch immer die Anstrengung, die sie das gekostet hatte und glaubte für einen aberwitzig kleinen Moment, dass sie Muskelkater hatte. Doch das kam wohl eher vom Hockey.

Die restliche Umgebung des Raumes bekam sie nicht mehr zu fassen. Es war, als gäbe es eine Blockade aus wabernden Nebelwolken, sobald sie sich genauer auf etwas konzentrierte. Sie wusste bloß noch, dass sie nicht alleine gewesen war. Auch Lily, Marian und Jonas hatten erneut mit ihr in dieser aussichtslosen Situation gesteckt. Und ein weiterer Mann. Er war groß und stattlich gewesen und war zwischen den Kuttenmännern auf sie zugetreten. Die große Kapuze dabei tief in sein unbekanntes Gesicht gezogen. Er hatte die Jugendlichen kaum erreicht, da griff er nach dem Saum und hob sie an.

Und da hatte ihr Wecker geklingelt und sie aus dem Traum gerissen. Das Gesicht des Mannes würde ihr für immer unbekannt bleiben. Müde rieb sich Mira den Schlaf aus den Augen und spürte wie die Erinnerung bereits begann zu verblassen. Ihr Kopf schwirrte und fühlte sich an, wie mit Watte gefüllt. Eigentlich ging Mira gerne zur Schule, doch an diesem Tag wäre sie am liebsten im Bett geblieben.

Die leichte Benommenheit blieb auch noch anwesend, als sie sich wenig später an den bereits gedeckten Frühstückstisch setzte. Ihre Mutter, eine schlanke, blonde Frau tischte gerade Dinkelpfannkuchen auf. „Morgen", sagte Mira und setzte sich, während sie ihre Augen über die Auswahl schweifen ließ. Der frisch gepresste Orangensaft war genau das Richtige, um ihre Lebensgeister wiederzuerwecken. Gierig kippte sie das Glas herunter, das sie gefüllt hatte. Dabei stieg ihr der himmlische, leicht nach Honig riechende Duft des Pfannkuchens auf ihrem Teller in die Nase.

𝐒𝐀𝐋𝐄𝐌 | Staffel 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt