𝐄𝐏𝟎𝟒 ➳ Marian

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• Marian Waldorf •

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• Marian Waldorf •

„We just want the world to love
the little monsters that we are."
- Atticus

Marian hätte nicht gedacht, dass er so abhängig von den kleinen bunten Pillen war, dass sich bereits nach einem Tag, an dem er keine einschmiss, Entzugserscheinungen zeigen würden. Es war ihm nie dreckiger gegangen. In seinem ganzen Leben noch nicht. Nicht einmal, als er als Kind Mumps gehabt hatte.

Er war bereits in kaltem Schweiß gebadet aufgewacht und hatte sich übergeben müssen. Am liebsten wäre er an diesem Tag Zuhause geblieben, doch mit Sicherheit hätte seine Mutter ihn zum Arzt geschleppt und aus Angst, dass dieser feststellen könnte, was tatsächlich mit ihm los war, hatte er gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Doch er war sich sicher gewesen, dass es ihm besser gehen würde, wenn Aaron ihm gleich vor der ersten Stunde den neuen Stoff besorgen würde.

Dem war jedoch nicht so. Das Hochgefühl, das Marian so sehr brauchte wie Luft zum Atmen, hatte bloß wenige Sekunden angehalten. Ein hoher Flug in die Weiten der Galaxie mit einem umso tieferen Fall. Dann war alles so wie vorher. Vielleicht sogar noch schlimmer. Er hatte es im Chemieraum einfach nicht mehr ausgehalten. Es war zu stickig gewesen. Zu voll. Zu warm. Zu laut. Er hatte sich sogar eingebildet, dass er jeden im Raum Luft holen und wieder ausstießen hören konnte. Jedes noch so kleine Magenknurren, Schlucken und das Kratzen ihrer Stifte auf Papier, sogar ihre Herzschläge. Es hatte ihn wahnsinnig gemacht.

Neben seinem Gehör hatte auch sein Geruchsinn völlig verrückt gespielt. Er hatte Dinge gerochen, die er niemals hätte riechen sollen. Butterbrote, Chips, Äpfel, aufdringliche Parfüms, Traubenschorle und sogar einen Furz, den er nebenbei bemerkt auch noch gehört hatte. Ob diese tatsächlich da gewesen waren, bezweifelte Marian. Er glaubte eher, dass die Droge all seine Sinne verwirrt hatte. Wahnvorstellungen, vor denen bei jedem Gebrauch einer solchen Substanz gewarnt wurde.

Ob Aaron einen neuen Händler hatte? Diese Pillen waren jedenfalls der größte Mist. Die ganzen Gerüche hatten ihm schließlich den Rest gegeben. Länger hätte er es nicht aushalten können, ohne sich ein weiteres Mal übergeben zu müssen. Er hatte den Raum verlassen müssen. Schnellstmöglich. Glücklicherweise war ihm zunächst auch niemand gefolgt, sodass er sich in aller Ruhe auf dem Klo auskotzen konnte.

Dort war es ihm zuerst aufgefallen, was er zunächst bloß für eine weitere Halluzination gehalten hatte. An seinen Händen, mit denen er die Toilettenschüssel umklammert hatte, waren lange Klauen gewachsen. Sie waren bräunlich und liefen am Ende spitz zu, als wären sie äußerst hässliche Fingernägel, die sich manche Mädchen auf ihre Natürlichen kleben würden.

Er hatte auch Zahnschmerzen bekommen. Es hatte sich angefühlt wie vor wenigen Monaten, in denen er seine Weißheitszähne bekommen hatte. Nur schlimmer. Zunächst war er davon ausgegangen, dass einer dieser Zähne schlicht und einfach noch gefehlt hatte. Doch als er mit seinen Fingern mit den ekligen Nägeln darauf danach getastet hatte war es gewesen, als hätte er eines dieser Gebisse im Mund gehabt, die im Halloweengeschäft in der Stadt verkauft wurden.

𝐒𝐀𝐋𝐄𝐌 | Staffel 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt