❝𝐒𝐨𝐦𝐞𝐭𝐡𝐢𝐧𝐠 𝐰𝐢𝐜𝐤𝐞𝐝 𝐭𝐡𝐢𝐬 𝐰𝐚𝐲 𝐜𝐨𝐦𝐞𝐬.❞
Die vier Jugendlichen Marian, Jonas, Lily und Mira haben nichts gemeinsam, bis auf die Tatsache, dass sie eines Nachmittags gemeinsam nachsitzen müssen. Durch einen ihnen unerklärlichen G...
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• Lily Hannig •
„I wish they would only take me as I am."
Auf dem Rückweg zur Schule hatte Lily die gesamte Zeit über Marians dunkelblonden Hinterkopf vor sich, dessen untere Hälfte ganz kurz rasiert war, während an dem oberen längeren Haar vom Wind gezerrt wurde. Neben seinen breiten Schultern, die von einer Bomberjacke von Supreme verdeckt wurden, war sein Gang großspurig und sein Blick berechnend. Ohne seinen besten Freund wirkte der arrogante Elftklässler jedoch merkwürdig verloren, was in ihren Augen definitiv eine nette Abwechslung darstellte.
Lily hatte sehr wohl mitbekommen, dass Felix geradezu ehrenhaft die Schuld auf sich genommen hatte, die eigentlich Marian gegolten hätte. Es sollte ihr recht sein, denn ihrer Meinung nach, hatte es dieses Arschloch definitiv verdient. Sogar mehr als sein kleines Schoßhündchen Marian. Vermutlich war dies der Grund gewesen, warum sie kein Wort gesagt hatte. Es war kein Akt der Nettigkeit gewesen, sondern der Vergeltung.
Der kleine Geschichtskurs erreichte das Schulgebäude des Gymnasiums noch vor dem Klingeln der siebten Stunde, was bedeutete, dass sie an diesem Tag wohl oder übel nicht um Biologie herumkommen würde. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Ein Gewaltiger. Lily bereute es nicht bloß, den Fortgeschrittenenkurs gewählt zu haben, sondern an diesem Tag überhaupt in die Schule gegangen zu sein. Ihre Lehrerin war die Hölle und rief in ihr all die Ängste hervor, die sie all die Jahre geglaubt hatte verdrängt zu haben.
Mit Yuna hatte es angefangen. Es war kein Zeitpunkt der Unaufmerksamkeit gewesen, sondern ganz einfach einer des Nichtwissens, als ihre beste Freundin aufgerufen wurde, ohne sich gemeldet zu haben. Dies war keine Seltenheit, bei keinem von beiden. Doch hartnäckig hatte die Biologielehrerin, Frau Neumann, sie gequält, obwohl ihre Schülerin ganz offensichtlich keine Ahnung gehabt hatte. Solange, bis einige ihrer Mitschüler angefangen hatten zu lachen und Jonas hoffnungslos den Kopf in beide Hände gebettet hatte. Solange, dass selbst Lily die richtige Antwort wusste und ihr unauffällig ins Ohr gezischt hatte, nachdem Yuna zugegebenermaßen sehr weit hergeholte Aussagen gemacht hatte. Solange, bis ihre Lehrerin mit der Meinung, dass sie ihr Abitur mit dieser Einstellung nicht schaffen würde, schließlich von ihr abließ.
Am Ende der beiden Doppelstunden standen Yuna die Tränen in den Augen. Tröstend legte Lily den Arm um die Asiatin, als sie aus der Tür traten. „Heißt es nicht, dass Lehrer eine Pädagogikausbildung absolvieren müssen?", regte sie sich auf. „Es ist alles andere als pädagogisch, Schüler so vorzuführen. Dann sollen die sich nicht wundern, wenn manche sich gar nicht mehr..."
Grob wurde sie im Gang mitten in ihrem Satz zur Seite gedrängt. „Oha, das war echt gemein!", bemerkte das dunkelblonde Mädchen, welches ihren Platz eingenommen hatte. Ihre grünen Augen sahen Yuna mitleidig an, doch Lily hatte ganz genau gesehen, wie Melanie zuvor im Unterricht ein Lachen versucht hatte zu unterdrücken. So eine falsche Schlange.
