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Einundsechzigstes Kapitel

Es war schon sehr spät in der Nacht, als James nach Potter Manor zurückkehrte, Harry und Damien waren bereits zu Bett gegangen. Lily war noch wach und wartete besorgt auf James' Rückkehr. Lily hatte ihren Söhnen erzählt, dass James wegen Ordensangelegenheiten zu den Weasleys gegangen war. Sie wusste, dass ihre Söhne, besonders Harry, sich darüber aufregen würden, dass James gegen die Todesser kämpfen würde. James erzählte Lily von der Schwarzen Gruft und von Voldemorts Bedrohung. Lily saß in schockiertem Schweigen und hörte James zu, der immer ängstlicher wurde. Am Ende saßen beide Eltern in entsetztem Schweigen. Schließlich räusperte sich Lily.

"Es ... es wird nicht passieren. Er - er kann Harry nichts antun! Wir werden es nicht zulassen!" sagte Lily mit einer Stimme, die mehr sie selbst als James beruhigen sollte. 

James antwortete nicht. Er konnte nicht anders, als über all die Möglichkeiten nachzudenken, wie Voldemort seine Drohung wahr machen könnte. Zum einen weigerte sich Harry, in Potter Manor zu bleiben. Er weigerte sich strikt, Leibwächter mitzunehmen, wenn er ausging. Das brachte Harry sofort in Gefahr, und James wollte gar nicht daran denken, welche schmutzigen Tricks Voldemort anwenden könnte, um Harry aus der Sicherheit zu locken.

James rieb sich die Schläfen, als er die schrecklichen Kopfschmerzen spürte, die auf ihn einschlugen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sich ins Bett zu verkriechen und zu vergessen, was geschehen war. Aber das konnte er nicht. Er konnte das Bild des unheimlichen schwarzen Marmorgrabes nicht vergessen, das dort mit Harrys Namen auf ihn wartete. Er nahm seine Brille ab, rieb sich die Augen und zwang sich, nicht zusammenzubrechen.

Lily versuchte, ihn zu trösten. Für Lily war es leichter, sie hatte das Grab nicht gesehen. Sie hatte den Namen ihres Sohnes nicht gesehen, der auf dem Grabstein glitzerte, sie hatte die Drohung Voldemorts gegen Harry nicht gehört. Sie hatte nicht gesehen, wie das Feuer in seinen rubinroten Augen brannte, als er schwor, Rache zu nehmen. Es war James, der all das gesehen hatte.

James stand langsam auf und ging die Treppe hinauf. Er fand sich vor Harrys Tür wieder. Lily sah, wie er die Tür öffnete und hineinging. Sie beschloss, James ein paar Minuten Zeit zu lassen. Sie wusste, dass James sich wahrscheinlich vergewissern wollte, dass Harry in Sicherheit war. Lily ging leise in ihr Zimmer, um geduldig auf James zu warten.

James sah, dass Harry fest schlief. Seine Füße führten ihn direkt zu ihm. Er wollte ihn nicht aufwecken, aber er konnte nicht von seinem schlafenden Sohn weggehen. James sah, dass Harrys Atmung ruhig war und er entspannt zu sein schien. In James' Kopf schwirrten beunruhigende Gedanken herum. Die Gruft, Voldemorts Drohung, die Art und Weise, wie Harrys Name auf dem schrecklichen Grabstein leuchtete. James hörte Voldemorts Worte wieder in seinen Ohren klingen. 'Ich habe ihn schon einmal erwischt. Was wird mich dieses Mal aufhalten?'

James brach schließlich zusammen und ließ sich schweigend auf dem Boden neben Harrys Bett nieder. Er wollte aufstehen und gehen, er wollte Harry nicht aufwecken. Aber sein ganzer Körper schien zu erstarren. Er fühlte sich so besiegt. Er wusste, dass Harry von Voldemort gesucht wurde, aber als er das schwarze Grab sah, wurde James klar, wie sehr Harry in Gefahr war. Was konnte James tun, um sicherzustellen, dass Voldemort sich von Harry fernhielt? Wie konnte er Harry ein normales Leben ermöglichen, wenn er nicht einmal sein eigenes Haus verlassen durfte?

Er war in seinen eigenen Tränen und Sorgen versunken und bemerkte nicht, dass sein leises Schluchzen Harry geweckt hatte. Harry regte sich, als er merkte, dass jemand in seinem Zimmer war. Zuerst dachte er, es sei Damien, der ihm nur einen Streich spielen wollte. Dann bemerkte er, dass diese Person weinte. Er konnte das rasche Atmen und das unterdrückte Schluchzen hören. Plötzlich winkte Harry mit der Hand, und das Licht in seinem Zimmer flackerte auf. Harry war über alle Maßen schockiert, als er seinen Vater auf dem Boden liegen sah, den Kopf in den Händen vergraben, die Schultern zitternd, während ihn ein Schluchzen durchfuhr.

The Darkness WithinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt