Prolog 2 - Im Orden des Phoenix - August 1995 -

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Lautes Lachen ertönte von den noch immer staubigen Stufen im Hause Black. Harry, Hermine und Ron liefen den scherzenden Weasley Zwillingen eilig hinterher nach unten. Mrs. Weasley hatte zum Abendessen gerufen, was im gesamten Haus eine mehr als freudige Stimmung ausgelöst hatte. Fred und George lachten noch immer über einen von ihnen erfundenen Knallbonbon, den sie in Ginnys Zimmer hatten explodieren lassen. Ginny stapfte wütend und mit immer noch rußigen Wangen die Treppe hinunter, versuchte vergeblich ihre nervigen Brüder zu ignorieren. Harry hingegen war erleichtert. Erst heute war seine Anhörung im Zauberministerium gewesen und zu Freunden aller wurde das Hogwartsverbot aufgehoben. Harry freute sich darüber natürlich am meisten. Er hatte sich einfach nicht vorstellen können diesen September nicht mit seinen Freunden nach Hogwarts zurückkehren zu können. Hogwarts war noch immer sein Zuhause. Auch, wenn er in seinem Paten Sirius ein neues Heim gefunden hatte.
Dieser saß schweigend am Tischende der großen Tafel, ein Glas Feuerwhisky in der Hand und starrte in die Luft als wäre er gar nicht anwesend. Und obwohl sich die Bänke unter dem Gewicht der Ordensmitglieder stetig senkten, konnte er seine trübsinnige Stimmung einfach nicht vertreiben. Das war allein Remus Schuld gewesen. Er hätte sie nicht erwähnen dürfen. Noch nicht. Sirius hatte sich erst so langsam damit abfinden können, dass sie vermutlich nicht mehr am Leben war. War doch klar, dass so ein unnötiger Kommentar seitens Remus alles wieder schlimmer machen würde. Dieses Thema war nunmal sein wunder Punkt.

Die anderen hatten bereits angefangen zu essen, während er krampfhaft versuchte die Gedanken an sie zu vergraben, nur bis die Kinder wieder in Hogwarts waren oder wenigstens heute Abend. Er versuchte zu lächeln als Harry zu ihm rüber sah und auf die Frage, ob alles in Ordnung sei, mit: „Alles Bestens. Keine Sorge", antwortete und verstohlen zu Remus hinüber blickte. Er ignorierte den warnenden Blick von Molly Weasley, die immer noch sauer auf ihn war, weil er Harry vor ein paar Tagen zu viel über die geheimen Angelegenheiten des Ordens erzählt hatte. Seiner Meinung nach war es nur richtig den Jungen in sämtliche Ordenstreffen einzuweihen. Er kam viel zu sehr nach James um es nicht auf eigene Faust zu versuchen, wenn man ihn nicht in diese wichtige Angelegenheit aufnahm. Doch auf Sirius hörte ja keiner. Das hatte sich bei dem heutigen Treffen wieder einmal deutlich gezeigt.

Remus seufzte ergeben als er merkte, wie sehr Sirius das Thema noch belastete. Er legte sein Besteck klappernd auf den Tisch und wandte sich an den eingeschnappten Hund.

„Es tut mir Leid, Sirius. Ich wusste nicht, dass es dich noch so mitnimmt." Sirius sah ihn gar nicht an als er antwortet:

„Das wird es immer und das weißt du sehr wohl." Er schwenkte das halbleere Feuerwhiskyglas und nahm einen kräftigen Schluck als würde der brennende Alkohol in seiner Kehle alle schrecklichen Gedanken verschwinden lassen.

„Es ist vierzehn Jahre her. Lange genug um sie zu vergessen."

Sirius stellte das Glas gefährlich klirrend auf den Tisch, erhob sich fassungslos, wobei sein Stuhl über den Boden kratzte und ein fürchterliches Quietschen von sich gab.

„Ich werde sie nie, niemals vergessen. So lange ich lebe, nicht! Du hättest sie einfach nicht erwähnen dürfen!" Auch Remus stand nun auf. Alle anderen blickten die beiden stumm an, verstanden nicht, um was es hier gerade ging.

„Aber es ist doch wahr, Sirius", sagte der Werwolf schon fast flehend. „Mit Elaras Hilfe hätten wir tatsächlich eine Chance. Ich glaube fast, dass wir es ohne sie überhaupt nicht schaffen können. Du weißt doch was beim letzen Kampf passiert ist als sie nicht dabei sein konnte. Niemals hatten wir mehr Verluste." Sein mitleidiger Blick fand kurz Harry, seine schwarzen Haare, die Brille und die strahlend grünen Augen dahinter.

„Du hast doch selbst gesagt, dass sie tot ist. Was soll das ganze also?" Sirius fühlte sich schwach. So schwach, wie schon lange nicht mehr. Seine Schultern waren nach unten gefallen, während er auf Remus Antwort wartete.

„Ich habe nicht gesagt, dass sie tot ist. Man hat sie nur eben seit fast vierzehn Jahren nicht mehr gesehen. Und ich habe dir ihren Zauberstab gegeben. Das einzige, was man noch von ihr gefunden hat."

„Mach mir keine Hoffnungen, wo keine sind, Remus. Selbst wenn, sie hätte vermutlich mittlerweile ihr eigenes Leben." Sie selbst war immer voller Hoffnung gewesen, hatte immer an das Gute geglaubt, an ein glückliches Ende. So war es nur nicht gekommen.

„Ich werde morgen mit Dumbledore darüber reden. Vielleicht können wir sie finden." Remus gab einfach nicht auf. Elara war auch seine Freundin gewesen. Auch er vermisste sie schrecklich. Sirius verstand nur nicht, woher dieser plötzliche Sinneswandel kam.

„Meinst du mit wir, dich und den hier eingesperrten armen Hund?" Sirius leerte sein Glas schließlich und verließ das Esszimmer schweigend, in dem noch immer keiner verstanden hatte, um wen sich die beiden gerade gestritten hatten.

Alle Blicke waren auf Remus gerichtet, doch dieser verließ ebenfalls den Raum und lief dem aufgebrachten Sirius hinterher.

Eine halbe Stunde später saß Remus im Wohnzimmer in einem Sessel und starrte in die Flammen des Kamins. Er hat verzweifelt versucht seinen besten Freund wieder aufzumuntern, hatte allerdings wenige Minuten später wieder aufgegeben. Er wusste wie starrsinnig und stur Sirius sein konnte und dass er Zeit brauchte. Es war schon fast Ruhe im Haus eingekehrt als drei Gestalten die Treppe herunter gelaufen kamen und an der Tür zum Wohnzimmer stehen blieben.

„Harry, Ron, Hermine", sagte Remus und drehte sich lächelnd zu den dreien um. „Was kann ich für euch tun?"

„Wir...", begann Hermine verlegen. „Wir haben uns gefragt, was es mit Elara auf sich hat. Wir haben noch nie von ihr gehört."

Remus erstarrte traurig und winkte die drei dann näher.

„Seid ihr euch sicher, dass ihr die Geschichte noch heute Abend hören wollt? Es ist eine lange Geschichte. Molly bringt mich vermutlich um, wenn sie hört, dass ich euch vom Schlafen abhalte."

„Sie hat euch viel bedeutet, oder?", schweifte Harry von der Frage ab. Remus seufzte tief.

„Ich habe noch niemals jemand anderen, wie sie getroffen. Sie war schön und stolz und so voller Hoffnung egal, wie aussichtslos eine Lage auch war. Doch was ich an ihr am meisten bewundert habe, war ihre Stärke. Ihre wahnsinnige Stärke immer den Mut zu bewahren auch, wenn sie noch so sehr Angst hatte. Der Orden ist nichts ohne sie. Wir alle sind nichts ohne sie. Sie war das Band, das uns damals alle zusammen gehalten hatte."

Harry, Ron und Hermine sahen ihn abwartend an als Remus völlig in Gedanken versunken kurz aufhörte zu reden. Er sah sie einer nach dem anderen noch einmal an, dann begann er die eigentliche Geschichte.

"Wir war fünfzehn als wir sie das erste Mal sahen..."

When Hidden White Turned To Black - *Harry Potter Fanfiktion*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt