Epilog

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,,Ich weiß selbst nicht so viel, wie du denkst", beteuerte mein Vater. ,,Deine Mutter meinte immer, es wäre besser, wenn ich so wenig wie möglich wüsste." ,,Aber du weißt etwas, nicht wahr?" Zögerlich nickte er.

,,Dann erzähl mir das, was du weißt. Bitte!" Einen Moment kaute er auf seiner Unterlippe herum, nickte aber dann. ,,Aber sei nicht enttäuscht, wenn es nicht das ist, was du dir erhofft hast." Ich nickte.

,,Als wir uns kennengelernt haben, war deine Mutter auf der Flucht, aber ich kann dir nicht sagen vor wem", begann mein Vater nun endlich zu erzählen. ,,In ihrem kurzen Aufenthalt in meinem damaligen Heimatdorf haben wir uns ineinander verliebt und es hat mich auch nicht abgeschreckt, dass sie meinte, es wolle sie jemand tot sehen, weil ich nicht glauben konnte, dass auch nur ein einziger Mensch eine so liebenswürdige Person wie deine Mutter tot sehen wollen könnte."

Er holte tief Luft, als würde jetzt der schwierige Teil der Geschichte kommen. ,,Auch wenn sie wusste, wie töricht es war, nahm sie mich mit und wir versuchten uns sogar in einem kleinen Dorf niederzulassen, als wir merkten, dass sie mit dir schwanger war. Da hatte sie mir immer noch nicht erzählt, wovor sie eigentlich die ganze Zeit weglief und das einzige, was sie stets sagte war, dass sie vor ihren eigenen Fähigkeiten floh, anstatt sich ihnen zu stellen, aber ich habe nie begriffen, was sie damit meinte."

Gespannt hing ich an seinen Lippen. Sonst erzählte er so wenig über Mama und ich selbst konnte mich kaum noch an sie erinnern, weil sie gestorben war, als ich noch so klein gewesen war.

,,Du warst nicht mal fünf Monate auf der Welt, da mussten wir schon wieder weiter, weil sie meinte, dass wir in Gefahr wären. Ich habe ihr jedes Mal bedingungslos vertraut, auch wenn ich nie etwas von ihren Verfolgern mitbekam. Wir blieben nie länger als ein paar Jahre an einem Ort, weil es zu gefährlich war, wie sie stets sagte. Unsere Sachen passten in unsere Koffer und mehr persönliche Gegenstände besaßen wir quasi nicht. Aber trotzdem war es die schönste Zeit meines Lebens mit ihr an meiner Seite und dir als unser Sonnenschein. Es war eigentlich alles, was ich mir jemals gewünscht hatte, seit ich deine Mutter kennengelernt hatte."

Als würde er sich sammeln, schloss er kurz die Augen, in denen ich Tränen schimmern sehen konnte. ,,Aber unser Glück sollte nicht von langer Dauer sein. Du warst gerade mal acht, als sie sie aufspürten und in unserer Einfahrt damals töteten. Noch während sie in meinen Armen gestorben ist, hat sie mich angewiesen mit dir zu fliehen und dich später auf dieses Internat zu stecken, wo du jetzt bist. Außerdem hat sie mir eine Liste ihrer Freunde im Haus gelassen, bei denen wir sicher wären. Sie ist in meinen Armen gestorben und auf einmal stand ich da, mit dir und wusste nur, dass wir weg mussten. Ihre Leiche mussten wir einfach zurücklassen, aber sie war eh schon gefunden worden."

Die Tränen liefen ihm in Strömen über die Wangen und ich konnte sehen, wie sehr der Tod meiner Mutter ihn immer noch mitnahm. Ich konnte mich kaum an sie erinnern, weil sie so früh gestorben war, aber selbst ich vermisste sie manchmal wie verrückt und hin und wieder hatte ich sogar noch ihren Geruch in der Nase.

,,Danach mussten wir nicht mehr ganz so oft umziehen, weil diese Leute nichts von deiner Existenz wussten, aber aus Vorsicht sind wir trotzdem nie länger als zwei Jahre an einem Ort geblieben. Erst als zu 14 warst, hat mich eine Freundin deiner Mutter darauf aufmerksam gemacht, dass sie wieder diese Leute in unserer Umgebung gesehen hat. Ab da sind wir alle paar Monate umgezogen und du bist auf die verschiedenen Internate gegangen, wo die Freunde deiner Mutter eingeschleust waren und dich beschützen konnten. Ich weiß, dass du mir deshalb oft böse warst, dass wir so oft umziehen mussten, aber ich konnte dir das bisschen, was ich gewusst habe, nicht erzählen, weil ich dich nicht in Panik versetzen wollte und ich gehofft hatte, man würde dir alles ganz genau in dieser Schule für übernatürliche Kräfte erklären."

Ich wusste noch genau, wie verbittert ich gewesen war, dass ich keine Freunde hatte, nie lange genug an einem Ort gewesen war, um überhaupt Freundschaften zu schließen, aber nun kamen mir all die Leute in den Sinn, die immer in meiner Nähe gewesen waren. Die Schulkrankenschwester in Manchester, die immer in meiner Nähe aufgetaucht ist, der Beratungslehrer in dem kleinen Dorf in Bayern, der mich ständig fragte, ob mir etwas in meinem Leben merkwürdig vorkam oder der Hausmeister im Internat in der Nähe von New York, der immer ausgerechnet vor meinem Zimmer beschäftigt gewesen war. All die Jahre waren da immer Leute gewesen, die auf mich aufgepasst hatten, ohne, dass ich es überhaupt bemerkt hatte.

,,Was weißt du über die übernatürlichen Kräfte?", fragte ich nach einer Zeit, in der ich die Informationen hatte sacken lassen müssen und in der auch mein Vater nichts gesagt hatte.

,,Nicht viel. Deine Mutter hatte welche, aber sie hat sie nur ein einziges Mal wirklich benutzt und da hat sie noch versucht mich vorher loszuwerden. Es hat was mit Feuer und Licht zu tun, das ist alles, was ich weiß."

Feuer machte Sinn. Ich hatte auch Feuerkräfte, dann hatte ich die von meiner Mutter geerbt, aber das Licht machte mich stutzig. Sie musste ihre reine Energie als Schutzschild verwendet haben, weil ich in keinem anderen Zusammenhang jemals Licht gesehen hatte, wenn wir unsere Kräfte benutzten.

Einen Moment haderte ich noch, aber er hatte es verdient endlich die Wahrheit zu erfahren.

,,Elementarier. Wir sind Elementarier und meine Mutter war auch einer. Sie hat alle Elemente in sich vereint, was selbst für einen Elementarier sehr ungewöhnlich ist."

,,Wir? Heißt das, du bist auch Element-dings-bums?", fragte Papa, bevor ich meine Erklärungen noch weiter ausführen konnte.

,,Ja, ich bin auch ein Elementarier. Wir beherrschen die vier Elemente, wobei die meisten Personen nur ein einziges haben. Da ist eine Energie in uns, wie eine Quelle, die du als Nicht-Elementarier nicht hast. Wir können jederzeit darauf zurückgreifen und unser Element quasi heraufbeschwören. In den letzten beiden Jahren habe ich gelernt mit diesen Kräften umzugehen und sie einzusetzen in einer Schule, die extra dafür da ist. Meine Freunde von denen ich dir erzählt habe und auch Harry, sie sind alle samt ebenfalls Elementarier und haben mir geholfen meine Energie zu finden und zu trainieren."

Das Feuer und Harrys Unfall ließ ich ganz bewusst aus, ich wollte nicht, dass mein Vater die Schule für gefährlich hielt und mich womöglich nicht mehr hin ließ.

,,Was... was hast du für ein Element?", fragte er zögerlich und ich wusste, dass es ihm schwerfallen musste, weil das alles neu für ihn war.

Ich schloss die Augen, fand den Weg in mein Inneres und griff auf meine Energien zurück, was mir mittlerweile genauso leicht fiel wie atmen. Ich musste schon gar nicht mehr darüber nachdenken, was ich tat. Es kam alles ganz natürlich.

Sowohl die Erdenergie als auch Feuerenergie, gehorchten mir augenblicklich und ich leitete sie jeweils in eine Hand, sodass in der einen eine Flamme erschien als ich sie öffnete und in der anderen ein Erdstrudel. ,,Ich habe zwei Elemente und bin damit schon eine ziemliche Ausnahme. Feuer und Erde."

Papa bekam große Augen und sah so lange auf meine Hände, bis ich beide Energien wieder zurückzog und meine Hände leer hinterließ. ,,Das ist unglaublich", murmelte er und ergriff meine Hände, als wollte er sicher gehen, dass wirklich alles verschwunden war.

,,Ja, das ist es. Absolut unglaublich", stimmte ich ihn zu und schloss ihn in die Arme. Aller Groll, den ich wegen des ständigen Umziehens gegen ihn gehegt hatte, was verschwunden und ich merkte, wie lieb ich meinem Vater hatte. Ich war ihm unfassbar dankbar, dass er mich einfach nur beschützen wollte.

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Hey Guys, ich wollte mich einmal für das umwerfende Feedback bedanken. Jeder Kommentar und jedes Sternchen bedeutet mir unheimlich viel und ich freue mich so sehr, dass euch die Geschichte gefallen hat! Es ist wirklich unglaublich. Als ich angefangen habe über die Elemente zu schreiben hätte ich niemals gedacht, dass ich mal hier sein würde.

Also: Vielen Dank für die ganze Liebe, die ihr bei diesem Buch dagelassen habt. Es bedeutet mir mehr als Worte ausdrücken können! Ihr habt mir in den letzten Tagen jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubern können! 

Alles Liebe und in der Hoffnung, dass der dritte Teil nicht so lange auf sich warten lässt

Eure Lexie <3

Ein Zusammenschluss der Elemente | eine One Direction Fanfiction IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt