Prolog

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Entsetzt stürzte der Mann nach draußen, als er den Schrei hörte und was er da sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Seine Frau lag am Boden, schwer verwundet, während einige Gestalten schnellstens die Flucht ergriffen, als sie ihn sahen. Ihr Mission war ohnehin erledigt.

Er sah, dass Blut aus einer Wunde an ihrem Bauch im Takt ihrer langsamer werdenden Herzschläge hervor quoll. Bei dem Anblick wurde ihm ganz schlecht, aber er musste sich zusammenreißen, für sie.

Mit zitternden Fingern kramte er sein Handy aus der Hosentasche und wollte den Notruf wählen, als sie ihn unterbrach und mit zitternder Stimme etwas sagte. ,,Nicht, du... weißt, dass ich sterben werde."

Sofort kniete er sich neben sie, zog sich das Shirt aus und presste es auf ihre Wunde, in dem lächerlichen Versuch die Blutung zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen. ,,Hör zu:", begann sie wieder stockend, wurde aber von ihrem Mann unterbrochen.

,,Pscht, du musst deine Kräfte sparen." ,,Nein, es ist wichtig. Louis... du musst ihn... du musst ihn hier wegbringen. Erinnerst du... dich noch an die Liste... die ich dir gegeben habe?" Ihre Stimme klang heiser und ein feines Rinnsal Blut bahnte sich seinen Weg über ihren Mundwinkel. Weil er wusste, dass es nichts bringen würde sie zu unterbrechen, nickte er einfach nur, während er schon Tränen in seinen Augen brennen spürte.

,,Du... musst ihn zu ihnen bringen. Immer woanders... bleibt nicht lange... an einem Ort." Jedes Wort kostete sie mehr Kraft und durch ihre Stimme klang so viel Schmerz, dass er ihre Qualen beinahe ebenfalls körperlich spüren konnte.

,,Und bring ihn... zu Lilian... wenn er 17 ist. Es... ist... wichtig." Nun wusste er sicher, dass das Ende näher war, als ihm lieb war und er konnte nichts tun.

,,Das werde ich tun", versprach er. Er würde alles dafür tun, den letzten Wunsch seiner Frau zu erfüllen, egal was es kosten mochte. Ein dünnes Lächeln huschte über ihre Lippen. ,,Das Internat... Da muss... er hin."

Der Mann nickte und umklammerte gleichzeitig die Hand seiner Frau. ,,Ich liebe dich, Jay. Jetzt und in alle Ewigkeit." Mittlerweile fiel ihr das Atmen sichtlich schwer, aber sie lächelte ihren Mann an. ,,Ich liebe dich auch. Und... ich werde... über euch wachen", versprach sie zitternd, während ihr Stimme immer dünner wurde und wieder Blut aus ihrem Mund kam und über ihr Kinn lief.

Sie hob ihre Hand um sie an das Kinn ihres Mannes zu legen. Sie war ganz blutverschmiert, weil sie sie an ihre Wunde gehalten hatte, aber das störte sie beide nicht. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, lief über ihre Wange und tropfte schließlich auf den Boden, wo sie sich mit einer Pfütze voll Blut vermischte.

Ein letztes Mal hob sich ihre Brust, dann stand sie still. Einen Moment hielt er sie noch fest, weil er nicht fassen konnte, dass es das Ende seiner Frau sein sollte, aber als er langsam aber sicher spürte, wie ihre Hand kälter wurde und ihre Brust sich nicht mehr hob und senkte, sprang er auf.

Noch bevor jemand hier ankam, mussten er und sein Sohn verschwunden sein, also lief er ins Haus. ,,Was ist mit Mami?", fragte ein kleiner Junge von etwa acht Jahren und schaute mit großen blauen Kulleraugen zu seinem Vater auf, der sich zu ihm herunter beugte.

,,Mami ist zu den Engeln gegangen und wacht jetzt über uns." ,,Wird sie wieder kommen?", fragte der Junge und schob die zitternde Unterlippe vor, die dem Vater signalisierte, dass er bald anfangen würde zu weinen. ,,Nein, wird sie nicht", gab er zu und musste die Tränen, die einen Kloß in seiner Kehle gebildet hatten mit aller Mühe zurück halten.

Auch bei dem Jungen kullerte die erste Träne über die Wange, während er sein Kuscheltier fest an seine Brust presste. ,,Aber wir müssen jetzt stark sein, für deine Mami, verstehst du?" Er schüttelte den Kopf, dass die Haare nur so flogen.

,,Sie ist nicht ganz weg. Sie wird in deinem Herzen immer weiter leben, solange wir die Erinnerung aufrecht erhalten", erklärte der Vater seinem Sohn und hoffte so die Tränen stoppen zu können. ,,Du musst jetzt deine wichtigsten Sachen in deinen Koffer packen, ja?"

Der Kleine zog geräuschvoll die Nase hoch, bevor er nickte und in seinem Zimmer verschwand, um den Koffer unter dem Bett hervorholte und einige Sachen unachtsam hinein warf. Es war nicht das erste Mal, dass er das tat und in der letzten Zeit war es immer öfter passiert, sodass es beinahe schon Routine für ihn war. Viele Sachen besaß er ohnehin nicht, bloß das, was in den Koffer passte, aber er kannte es nicht anders.

Auch der Mann schmiss die Sachen, die sie gerade Mal vor fünf Monaten ausgepackt hatten wieder in die zwei großen Koffer, die alles fassten, was man zum Leben brauchte. Als letztes griff er sich den Rucksack, der schon seit Jahren gepackt immer in der hinteren Ecke des Schrankes lag. Er hatte nie gewusst, was darin war, aber seine Frau hatte ihn gehütet, wie ihren Augapfel, also musste er wichtig sein.

Im Flur stand der Junge schon mit seinem Koffer an der Hand und wartete darauf, dass sein Vater fertig werden würde. Um ihm den Anblick der Leiche seiner Mutter zu ersparen, griff der Mann nach der Hand seines Sohnes und zog ihn mit aus der Hintertür, was sich als Segen erwies, denn er hörte vor dem Haus gerade noch die Sirenen des Rettungswagens, als sie in die nächste Straße einbogen, direkt auf dem Weg zum Flughafen.

Erst als sie im Flieger saßen, begann er zu realisieren, was gerade passiert war, dass seine Frau in seinen Armen gestorben war, für eine Sache, die sie ihm nie richtig erklärt hatte. In dem Moment konnte er die Tränen nicht zurückhalten, egal, wie sehr er es versuchte.

,,Sie ist nicht weg, Papi", hörte er die Stimme seines Sohnes, der ihm auf seinen Schoß kletterte. ,,Aber ich vermisse sie." ,,Ich auch, Louis, ich auch", flüsterte der Mann und drückte die kleine Gestalt seines Sohnes fest an sich.

Wenn er ihn auch noch verlieren würde, wäre er selbst verloren, das wusste er, also schwor er sich den Kleinen mit allem was er hatte, zu beschützen.

Ein Zusammenschluss der Elemente | eine One Direction Fanfiction IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt