Kapitel 2

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Gemächlich lehnte ich mich zurück und ließ den Blick durch den üppigen Schlossgarten schweifen, während ich dem melodischen Gezwitscher der Vögel lauschte, die in den alten Bäumen miteinander zu plaudern schienen. Die Luft war an diesem Tag von einer erfrischenden Klarheit, die selbst in der warmen Frühlingssonne nicht erdrückend wirkte. Eine friedliche Idylle breitete sich aus, die jedoch immer wieder von Hawks unruhigen, hektischen Schritten durchbrochen wurde. Nervös lief er vor mir hin und her, seine Hand glitt immer wieder durch das dunkle Haar. So angespannt und fahrig hatte ich ihn noch nie gesehen. Sein Stiefelabsatz klapperte jedes Mal, wenn er den Kies unter seinen Füßen aufwirbelte, was mich trotz meiner Geduld langsam aus der Ruhe brachte.

Mit einem tiefen Seufzer versuchte ich, seine Nervosität zu durchdringen. »Hawk... Es ist nur ein Abendessen...«

Er blieb abrupt stehen, warf mir einen Blick voller Unglauben zu und schüttelte dann den Kopf, bevor er sein ruheloses Auf und Ab fortsetzte. »Ein Abendessen mit dem König...«

Leicht genervt verdrehte ich die Augen und versuchte, seine Aufregung zu relativieren. »Ein Abendessen mit meinem Vater...«

Der Unterschied in unseren Perspektiven war offensichtlich. Für mich war der König nicht mehr als mein Vater, eine vertraute Präsenz in meinem Leben. Für Hawk hingegen bedeutete dieses Abendessen eine Begegnung mit dem Herrscher des Landes, eine Ehrfurcht einflößende Erfahrung. Der Kontrast zwischen meiner Gelassenheit und seiner Anspannung konnte kaum größer sein, und doch spürte ich einen Anflug von Mitgefühl für seine Aufregung.

Er schnaubte frustriert. »Deine Sicht auf die Dinge macht es auch nicht gerade besser...«

Langsam erhob ich mich von der Bank und ging auf ihn zu, um seine rastlosen Schritte zu stoppen. »Hawk, halt ein!« Mit sanftem Druck legte ich meine Hand auf seine Brust. »Warum bist du deswegen so nervös?«

Seine Augen suchten meine, ein Ausdruck von Unsicherheit und fast schon Hilflosigkeit spiegelte sich in seinem Blick wider. Er griff nach meiner Hand, als würde er darin Halt suchen. »Es ist... Er ist... dein Vater. Und ich weiß nicht... ich finde den König irgendwie... angsteinflößend?«

Ich konnte nicht anders, als laut und unkontrolliert zu lachen, ganz und gar nicht majestätisch. »Angsteinflößend?!«

Doch Hawk nahm das Thema offensichtlich ernster als ich. »Sienna, ich bin in meinem Leben vielen Menschen begegnet. Vielen Adeligen und Anführern. Und ich schwöre, niemand, wirklich niemand hat mir bisher so eine Angst eingejagt wie dein Vater.« Seine Stimme war fest, seine Augen weit und eindringlich.

Ich betrachtete ihn weiterhin mit einem Lächeln im Gesicht, eine Augenbraue fragend nach oben gezogen. »Mein Vater, angsteinflößend?« fragte ich belustigt, doch in seinem Gesicht war keinerlei Spur von Humor zu finden.

»Es ist nicht nur das, Sienna. Er hat diese Art, dich zu durchschauen, als könnte er deine Gedanken lesen. Er hat eine Präsenz, die selbst den Mutigsten einschüchtern kann.« Hawk seufzte tief und schüttelte den Kopf, als wolle er die beklemmenden Gedanken abschütteln. »Und dass er dein Vater ist, kommt noch erschwerend hinzu. Was, wenn ich nicht gut genug bin?«

Sanft legte ich eine Hand auf seine Wange und zwang ihn, mir in die Augen zu sehen. »Hawk, du bist mehr als gut genug. Mein Vater wird in dir das erkennen, was ich schon lange sehe: Mut, der selbst in den dunkelsten Momenten nicht erlischt, Ehrlichkeit, die wie ein unerschütterliches Fundament steht, und eine innere Stärke, die so selten und kostbar ist. Vertrau darauf, dass er diese außergewöhnlichen Qualitäten ebenso schätzen wird wie ich.«

Hawk griff nach meiner zweiten Hand und legte sie auf seine Brust, bevor er meine Hände fest mit seinen umschloss.

»Du bist sein wertvollster Besitz. Du bist nicht nur sein Kind, sondern du bist auch die einzige Thronerbin. An dir hängt das Schicksal von Fjallendal. Er wünscht sich einen würdigen Prinzen oder König an deiner Seite. Und dann komme ich plötzlich daher, ein abscheulicher, kleiner Bandit mit furchtbar verwerflichen Gedanken und Vorhaben...«

undressed by the prince [in Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt