Prolog- das neue alte Leben -

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Die Zeit verrann wie Sand durch die Finger nach den aufwühlenden Ereignissen in Fjallendal, als die ersten zarten Strahlen der Morgendämmerung den Horizont erhellten und mein Vater endlich aus seinem langen Schlummer erwachte. Seine Augen, einst strahlend und voller Leben, öffneten sich mühsam, um das fahle Licht des Tages zu begrüßen. Anfangs war er schwach und wankend auf den Beinen, sein Körper ein Schatten seiner einstigen Stärke. Ohne seinen Gehstock konnte er kaum einen Schritt tun, und so lastete die schwere Bürde seiner Genesung auf meinen Schultern.

Schweren Herzens entschied ich mich, in den Palast zurückzukehren, um ihn auf seinem beschwerlichen Weg der Genesung zu unterstützen. Es war eine Pflicht, die ich nicht nur meinem Vater gegenüber empfand, sondern auch meinem Königreich und meinem eigenen Gewissen.

Nach vielen inneren Kämpfen fand ich die Kraft, meinem Vater von allem zu berichten, was geschehen war: meiner Entführung, dem bösartigen Anschlag Silas', der Dunkelheit und dem Licht meiner Tage unter den Falken, und natürlich von Hawk, dem kühnen Banditenkönig, der mein Herz erobert hatte. Einige Details hielt ich zurück, um die Wunden der Vergangenheit nicht erneut aufzureißen, doch meine Liebe zu Hawk verbarg ich nicht, denn sie war wie ein unvergängliches Feuer, das in mir brannte.

Mein Vater, sonst so laut und mürrisch, war ungewöhnlich ruhig, als ich ihm alles offenbarte. Zu ruhig für meinen Geschmack. Sein Blick ruhte schwer auf mir, während er meinen Worten lauschte, und sein Schweigen sprach Bände. Er akzeptierte meine Gefühle, wenn auch nur widerwillig, und gestattete mir, weiterhin Kontakt zu Hawk zu halten. Doch seine Zustimmung kam nicht ohne Bedingungen.

Und so kam der Tag der Begegnung zwischen meinem Vater und Hawk. Ich flehte den Banditenkönig an, sich in Gegenwart des Königs zu zügeln, sein loses Mundwerk im Zaum zu halten und sich angemessen zu benehmen. Die Spannung, die in der Luft lag, war zum Schneiden dick, als Hawk vor den königlichen Thron trat und sich dem steinernen Blick meines Vaters stellte.

Der König empfing ihn mit einem Ausdruck aus Eis. Sein stoisches Schweigen sprach von einer Abneigung, die tief in seinem Herzen verwurzelt war. Doch aus Respekt für mich und aus Dankbarkeit für Hawks Rettungstaten duldete er seine Anwesenheit, solange er die strengen Regeln des Palastes befolgte. Obwohl er sich einen adligen Prinzen als meinen Begleiter gewünscht hätte, unterdrückte er seinen Groll und zeigte äußerlich eine gewisse Nachsicht.

Mein Vater war nun über meine Liebe zu Hawk informiert, doch er ahnte nichts von den Plänen, die wir für die Zukunft schmiedeten. Pläne, die wie ein Sturm heraufzogen und das Gefüge unseres Königreichs in seinen Grundfesten erschüttern würden.

undressed by the prince [in Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt