eine verheißungsvolle Begegnung

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Fahrendale. Wie oft hatte ich in den letzten Tagen an mein Zuhause gedacht gehabt, an die Verpflichtungen die dort auf mich warteten, sobald ich zurückgekehrt war. An die verhärteten Fronten zwischen meinem Vater und dem Mann, den ich liebte. Oder an den Krieg, der uns noch bevorstand. Oder an den Verrat eines vermeintlich guten Freundes. Könnte ich nicht viel lieber in diesem Palast bleiben? Für immer verschwinden?

Ich erschrak vor meinen eigenen, entsetzlichen Gedanken.

Wie könnte ich so etwas furchtbares nur den Menschen antun, die mir alles auf dieser Welt bedeuteten oder denen ich alles bedeutete. Hawk hätte ohnehin schon längst herausbekommen, wo ich mich befand. Er würde den ganzen Kontinenten auseinander nehmen, um mich zu finden.

Die Stille der Nacht wurde urplötzlich von lauten Männerstimmen in der Ferne getrübt. Ich lehnte mich vorsichtig über die Brüstung, doch ich konnte nicht genau ausmachen, aus welcher Richtung die Stimmen kamen. In einem der hohen Türme des Palastes flackerte helles Licht und als diese wieder für einen kurzen Zeitraum ertönten, war ich mir ziemlich sicher, dass es genau aus diesem Zimmer kommen musste. Bei all meinen Anstrengungen konnte ich leider nicht genau hören, was gesprochen wurde, doch allzu freundlich schien es nicht gewesen zu sein.

Von der Neugier gepackt versuchte ich, den Stimmen näher zu kommen, endete jedoch an der Brüstung des kleinen Balkons.

Verflucht! Was würde Hawk in dieser Situation tun?

Der Palast war voller Wachen und der Turm befand sich in einem anderen Gebäudeabschnitt, ich würde es also kaum unbemerkt bis dorthin im Inneren gelangen, also sah ich mich draußen genauer um. An den Fenstern vorbei führte immer ein kleiner Vorsprung, mit ein bisschen Geschicklichkeit könnte ich von Fenster zu Fenster springen und zumindest in die Nähe des Turmes gelangen.

Mein Vater würde mich hierfür sicherlich steinigen lassen. Aber er war ja nicht hier.

Vorsichtig kletterte ich über die Brüstung auf den Vorsprung. Anfangs hatte ich etwas mit der Höhe zu kämpfen, doch ich gewöhnte mich schnell daran, ich durfte nur nicht hinunter blicken. Dicht an die Wand gepresst setzte ich einen Fuß neben den nächsten und hangelte mich so von Fenster zu Fenster bis hin zur Erhöhung des Turmes.

Mist, ohne zu klettern würde ich vermutlich nicht weiter kommen.

Ich lauschte, doch ich konnte immer noch nicht genau hören was gesprochen wurde. Es waren auf jeden Fall zwei tiefe männliche Stimmen. Doch dann verstummten diese plötzlich, als hätte einer von Ihnen das Gemach verlassen. Neugierig sah ich mich um und entdeckte eine Efeuranke, die zu einem der Fenster führte. Mein Herz pochte wie verrückt in meiner Brust, doch es fühlte sich unheimlich gut an etwas Verbotenes zu wagen. Fest zog ich an der Ranke, ob sie auch mein Gewicht tragen könne und als ich mir zu einhundert Prozent sicher war hangelte ich mich an ihr hoch. Es kostete mich enorm viel Kraft, doch das Glückgefühl, welches mich ereilte sobald ich den Sims des Fensters erreicht hatte, war unglaublich. Ich fühlte mich wie eine echte Banditin. Vorsichtig zog ich mich hinauf und blickte durch das offene Fenster um mich zu vergewissern, dass mich auch niemand entdecken konnte. Als meine nackten Füße den Boden berührten atmete ich erleichtert aus.

Im Licht der brennenden Kerzen sah ich mich wachsam um. Das Turmzimmer war riesig und verwinkelt. Die Wände zierten riesige Teppiche und Gemälde, der Rest der Fenster wurde mit dunklen, bodenlangen Vorhängen abgedunkelt. Die Decke und der Boden waren mit einem dunklen Holz verkleidet und in der Mitte des Raumes hing ein übergroßer Kronleuchter. Alles an diesem Raum sah... so königlich aus. Und dann lief es mir eiskalt den Rücken herunter, als ich ein leises Knarzen vernahm. Langsam drehte ich mich zum Geräusch und sah das größte Himmelbett, was ich jemals gesehen hatte. Und in diesem lag eine Person.

undressed by the prince [in Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt