Hawk
Die Luft war sandig und es wehte ein zunehmend starker Wind, während wir den hiesigen Menschenmassen unauffällig folgten, die uns in Richtung des Palastes führten. Den Gesprächsfetzen der Einwohner konnte ich entnehmen, dass von einer großen Ankündigung die Rede war. Alle schienen in heller Aufregung und hoch begeistert.
Ich nicht.
Wie ich große Menschenansammlungen verabscheute, die verhießen im seltenen Fall Gutes. Die letzte große Versammlung, der ich beigewohnt hatte, war meine eigene Hinrichtung. Im Nachhinein betrachtet, doch ein erstaunlich amüsantes Schauspiel.
Es kamen nicht viele Ereignisse in Frage, die eine solch große Begeisterung unter einem Volk auslösen würde.
Der Tod ihres doch noch relativ jungen Königs? Ausgeschlossen. Ich kannte die Beziehung des Volkes zu ihrem Herrscher nicht, aber so abgebrüht und unzivilisiert schätzte ich diese Menschen nicht ein.
Eine vorzeitige Amtseinführung des Prinzen als neuen Herrscher? Wohl kaum. Ohne den König persönlich zu kennen, würde ich einfach behaupten, dass die Krone erst von dem kalten, steifen Leichnam heruntergerissen werden muss, bevor diese freiwillig an den nächsten Thronfolger übergeben werden würde. Kein Monarch hatte während seiner Amtszeit vorzeitig abgedankt.
Blieb also noch eine einzige, logische Theorie übrig, und diese gefiel mir ganz und gar nicht.
Die meisten Menschen versammelten sich direkt vor den großen Toren des Palastes, um möglichst nah am Geschehen zu sein, wir allerdings zogen es vor, uns in der Nähe abseits des Trubels zu verstecken. Von der kleinen, schmalen Gasse hatte man den perfekten Blick auf die riesige Empore des Palastes. Es dauerte Ewigkeiten, bis sich das erste Palastpersonal nach gut einer halben Stunde dort blicken ließ. Absolut unnötig, seine Mitbürger warten zu lassen.
Mein Magen verkrampfte sich, schlimmer als nach einem exorbitanten Saufgelage oder nach dem Verzehr von vergorenem Fisch. Unwillkürlich spürte ich wieder Leilas festen Faustschlag, der nach Tagen immer noch an meinem Kieferknochen pochte. Mit meinen Fingerspitzen massierte ich die Stelle und bekam einen spöttischen Blick ihrerseits zurück.
»Musstest du so hart zuschlagen?« fragte ich sie mit ernster Miene und die Banditin zuckte unbeeindruckt mit den Schultern »Du warst doch derjenige, der zu mir gesagt hat, es soll möglichst echt aussehen?! Jetzt heul bitte nicht so rum ...«
»MÖGLICHST!« pampte ich zornig zurück und Roger mischte sich amüsiert ein »Insgeheim wollte Leila das schon immer einmal machen!«
Grinsend wandte sie sich an ihn »Wer weiß...«
»Seh es von der positiven Seite, Boss. Sie hats dir abgekauft.« sagte Sam gewohnt ernst.
Noemi versuchte mich zu trösten »Und die Stelle ist auch nur noch leicht gerötet...«
Die Erinnerungen an den Abend von vor etwa zwei Wochen waren noch immer nicht verblasst, im Gegenteil. Sie verfolgten mich jede Nacht in meinen Träumen, und wann immer ich die Gelegenheit hatte, nachzudenken.
»Haltet die Augen offen, gut möglich, dass sich die Fuegos dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollen.« wies ich meine Banditen an.
Unsere Unterhaltung wurde alsbald unterbrochen, als die Menge das Jubeln anfing und kein geringerer als Prinz Ian auf die Empore hinaustrat, in Begleitung einer wunderschönen Frau. Ich musste zweimal hinsehen, um zu erkennen, dass es sich dabei um Sienna handelte. Ihre Augen wurden so dunkel geschminkt, dass das Leuchten in ihnen unterging. Sie trug ein figurbetontes, purpurfarbenes Kleid. Goldene Schmuckketten, die ihr über die Arme, Schulter und über die Brust gelegt wurden, umschmeichelten nochmal zusätzlich ihren Körper. Das Haar wurde ihr aufwändig gelockt und sie trug ein goldenes Stirndiadem.
DU LIEST GERADE
undressed by the prince [in Überarbeitung]
Romance**der zweite Teil der undressed-Reihe** Achtung: dieser Teil steckt noch in der Überarbeitung. Namen wurden noch nicht abgeändert - Lesen auf eigene Gefahr^^ In einem schwindelerregenden Tanz zwischen Pflicht und Freiheit steht Sienna vor der größte...