auf vergangenen Spuren

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Mit jedem Schritt, dem wir uns dem Gartenhaus näherten, wurde mir immer schlechter. Mein Herz raste und der Puls rauschte in meinen Ohren. Ich war so nervös wie ein Sänger vor seinem großen Auftritt vor Publikum. Warum nur, hatte ich so große Angst davor? Lag es an den letzten Erinnerungen an das Gartenhaus, als Hawk und ich von einer unseren Angestellten erwischt wurden? Oder lag es gar an meiner letzten Begegnung mit dem König, kurz bevor wir zu unserer Reise aufbrachen? Wie in Trance lief ich Anthony hinterher, der sich angeregt mit Isabella unterhielt. Ich bekam nicht einmal mit, worüber sie sprachen.

Die ganze Zeit fragte ich mich, was er zu mir sagen würde. Wie groß seine Schimpftriade werden würde und was die daraus folgenden Konsequenzen wären.

Isabella dagegen freute sich wirklich sehr den König kennenzulernen. Armes Ding, sie hatte ja keine Ahnung wie schlimm mein Vater werden konnte. Hatte sie sich denn gar keine Gedanken darüber gemacht, warum unsere Väter nicht mehr miteinander sprachen?

Wir traten in das großzügige Gartenhaus. Der König saß entspannt an dem hölzernen Tisch und war in einen Brief vertieft, hinter ihm standen zwei Diener, die Leibwache stand kaum sichtbar am Eingang. Gedankenverloren murmelte er was vor sich hin und bemerkte uns gar nicht. Während er sich durch seinen weißen Bart fuhr, fiel das Licht der Sonne auf seine großen Klunker an der Hand und blendeten uns fast.

Erst als sich der Hofmeister räusperte sah er in unsere Richtung. Tony verbeugte sich tief »Majestät, Eure Tochter und unser Gast wären nun hier.«

Sofort drückte er den Brief einem der Diener in die Hand und sprang von seinem Platz auf, fast so, als hätten wir ihm bei etwas verbotenen erwischt.

»Sienna! Kind! Endlich!« rief er freudestrahlend und hoch roten Kopfes.

Wir verbeugten uns ebenfalls, so wie es sich für Prinzessinnen einem König gegenüber gehörte.

»Hallo Vater.« begrüßte ich ihn kurz und versuchte meine Nervosität zu verstecken.

Der König lächelte. Er lächelte?

Sofort wandte er sich unserem Gast zu »Isabella von Amarelle, Tochter von Auron dem Ersten. Es ist mir eine große Freude dich endlich kennenzulernen.« sprach er, küsste ihren Handrücken und hielt kurz ihre Hand während er auf ihre Antwort wartete.

»Es ist mir auch eine große Freude, Euch kennenzulernen, König Zion.« antwortete sie höflich und mein Vater erwiderte dies durch ein freundliches Nicken.

»Bitte setzt Euch.« sagte er und wandte sich dann gewohnt streng an Tony »Hofmeister Bennett, Ihre Dienste werden nun nicht mehr benötigt, Sie können gehen.«

»Sehr wohl, Euer Majestät.« antwortete dieser und schloss die Flügeltüren hinter sich.

Wir setzten uns an den Tisch, die Diener schenkten jeden von uns eine Tasse Tee ein und reichten uns Gebäck. Es vergingen ein paar schweigsame Minuten, ehe der König diese durchbrach.

»Ich habe mich immer gefragt, wie Aurons Tochter wohl aussehen mag. Nun, wie ich sehe, kommst du glücklicherweise nicht nach deinem Vater.« scherzte er und nahm einen großen Schluck Tee. Auch Isabella lachte »Nein. Ich bin ein Ebenbild meiner Mutter, Amara.«

Nachdenklich fuhr sich mein Vater durch den Bart »Amara...Ich erinnere mich tatsächlich noch an sie. Sie hat die gleichen dunklen Locken, die Grübchen an der Wange... Eine höchst intelligente und gebildete Frau, aber ein Temperament wie ein wildes, ungezügeltes Pferd. War sie nicht auch die Braut des ersten Sohnes von König Naél, Aram?«

Fast verschluckte ich mich an meinem Tee.

Was hörten meine Ohren da?

Isabella lächelte traurig »Ja, das war sie. Bis zu jenem Unglück welches meinen Vater zum neuen König und Herrscher von Amarelle machte. Die beiden gaben sich einander den benötigten Halt, um diese grauenvolle Tragödie zu überstehen.«

undressed by the prince [in Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt