Chapter 2

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Die ersten zwei Tage bei meinem neuen Aufenthalt vergingen wie im Flug. Es gab noch keine Schwierigkeiten und Heeseung schien mir und meinen Freunden immer sympathischer, jedoch war die Arbeit umso anstrengender.

Wie gewohnt eilte ich also in der morgendlichen Stille zu dem großen, goldbeschmückten Saal, um diesen für den heutigen Tag vorzubereiten.
Die große Begeisterung spürte ich natürlich nicht. 'Königliche Organisationsbesprechung' stand heute auf dem Plan des Königspaars, weshalb ich heute aufgrund der Gäste einige Dinge mehr zu tun hatte, als sonst.

Ich sah auf meine Liste von Verpflichtungen, die mir Heeseung für die erste Stunde am Tag gegeben hatte.

1: Den Boden fegen
2: Den Meister Heeseung um Hilfe bitten
3: Den großen Tisch aufstellen
4: Tisch decken

Ich grinste bei dem Gedanken, dass sich Heeseung auf der Liste selbst als Hilfe bereit gestellt hatte, wobei er jetzt aber wohl oder übel damit leben musste, mit mir den großen, runden Tisch zu schleppen. Warum der Adel heute einen speziellen Tisch brauchte, wenn Sie Ihren normalen, langen Tisch benutzen könnten, war mir unklar.

"Da bist du gerade selbst Schuld!", rief ich dem schmollenden Heeseung zu, doch er half mir trotzdem bei der genannten Aufgabe, worüber ich ihm sehr dankbar war, da ich mich auch erstmal an die neue Umgebung gewöhnen musste.

Nachdem ich den Tisch qualvoll mit Heeseungs Hilfe einigermaßen aufrecht aufgestellt hatte, war nun die einfachste von allen Aufgaben an der Reihe.

Tische zu decken war meine Spezialität, da ich das schon mein ganzes Leben lang getan hatte, also ging ich rasch in die Küche, um meiner Aufgabe nachzukommen. Ich konnte auf dem Weg kaum anders, als die riesigen Gemälde erneut zu betrachten, die mir schon am ersten Tag ins Auge gefallen waren.
Doch genau in dem Moment, in welchem ich auf dem Rückweg, bepackt mit wertvollem Geschirr, Fuß in den Saal setzen wollte, bekam ich einen Schrecken.

Der König saß- zu meiner Überraschung- schon vorbereitet und wie immer bleich gepudert vor dem großen Esstisch.
Da ich damit noch nicht gerechnet hatte, hielt ich für eine kurze Zeit inne. Ich war der festen Überzeugung gewesen, er würde sich erst in einigen Stunden zum Saal begeben, so wie es die beiden Tage zuvor war.
"Was ist denn, hast du nicht etwas zu tun?", schnaufte der vollbärtige König genervt, was mich wieder auf den Boden der Tatsachen brachte. Er gab einen langen Seufzer von sich und las das dicke Buch in seiner Hand weiter, ohne auch nur in meine Richtung gesehen zu haben.

"Entschuldigen Sie bitte, eure Hoheit."

Eure Hoheit hier, eure Hoheit da. Ich war es zwar satt, für andere Menschen zu dienen, aber eine andere Option ergab sich wohl nicht.
Ich verwarf den Gedanken, dass ich in meinem Leben noch etwas eigenständig erreichen könnte so schnell wieder, wie er aufgekommen war und fokussierte mich darauf, das Besteck und die Teller an die richtigen Stellen zu platzieren.

Ich spürte abwechselnd die Blicke des Königs auf mir, was mir ein befremdliches Gefühl gab.

Dennoch ging ich um den ganzen Tisch herum, um die Ess-Utensilien zu verteilen, bis nur noch der Platz des Königs übrig war.
Wie gewohnt legte ich also Teller, Gabel, Messer und Löffel auf den Tisch, bis meine Hand ins Leere griff.

Ich hatte die letzte Tasse vergessen.

Ich war wohl zu sehr in Gedanken vertieft gewesen, dass es mir gar nicht aufgefallen war.
Der König seufzte.
"Da hab ich aber ein ganz schön unorganisiertes Pack Kinder angestellt."

"Verzeihen Sie bitte, ich bin sofort wieder zurück.", sagte ich und gab ihm eine kurze Verbeugung, ehe ich den Raum verließ.

Ich lief nun also zum zweiten Mal schnell durch den Gang. Aus der Küche schnappte ich mir eine der frisch gewaschenen Tassen und übersah somit auch Jake, der mich mit gerunzelter Stirn begutachtete und mit seiner Stimme meine Handlung unterbrach.
"Jungwon?"
Ich stockte und sah ihm zu, wie er mit einem weißen Teig hantierte.

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