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Ich hasse Hitze. Ich hasse sie einfach, Punkt.

Für Ellens Geschmack sind sie schon viel zu lang unterwegs, obwohl sie bis jetzt nur in dem Nachbardorf Grape Creek gewesen sind.

Der Wald liegt so ziemlich am Dorf und mit einem Auto bräuchten sie bloß Fünf, höchstens zehn Minuten, nach San Angelo.
Doch sie sind mit Pferden unterwegs, wo die meisten, Ellen mit eingeschlossen, erst am heutigen Tage ihre ersten richtigen Erfahrungen machen, mit dem Reiten.
"Also wenn du vom Pferd fällst und dir unnötig den Fuß brichst, dann ist das nicht deine Schuld, sondern seine, falls du dann noch von diesen Viechern gefressen wirst."
Aber dafür kann er doch nichts. Wir können froh sein, dass überhaupt wer, der Erwachsen ist, bei uns ist. Denn rein theoretisch könnte er auch auf uns scheißen und uns alleine lassen.

Sie sind schon am Sonic Drive-in und am Church's Chicken Laden vorbei, welches zeigt, das sie am Stadtrand, auf den Weg ins Innere sind.

Sie folgen weiter der Hauptstraße und sind ... schockiert.
Einfach nur schockiert.

Von dem was sie sich erspähen konnten, als sie vom Militär aufgegriffen wurden, haben sie das Chaos gar nicht wirklich wahrgenommen.
Wahrscheinlich haben die Soldaten auch den Schutt und die Leichen weggeräumt, da sie mit Sicherheit die Passagen öfters nutzen werden, aber dennoch ist es unfassbar und ungewohnt die Stadt so leergefegt und vor allem auch so tot zu sehen.
"Vielleicht sollten wir uns von den Hauptstraßen fern halten. Wer weiß wann wir demnächst auf ein paar Kumpels der Militärfutzis treffen."

Etwas weiter vorgerückt, mehr in die Stadt hinein, vor einer Autowaschanlage, haben sie gesehen, wie die Fenster im Domino's Pizza Laden mit Bretter zu genagelt worden sind.

Ein paar Schatten wanderten hinter der improvisierten Blockade und Ellen kann sich gut ausmalen, ohne wirklich viel Hirnschmalz zu fordern, wer sich hinter den Brettern befinden mag.
Auf den Straßen haben sie aber noch niemanden erblickt.
Keine Menschen, keine Infizierten.

Kann man sie überhaupt 'Infizierte' nennen? In dem Bericht des Formulars steht, dass sie möglicher Weise an einem unbekannten Virus infiziert sind. Also wohl schon, oder? Für Viecher oder Monster wirken sie irgendwie noch zu 'menschlich'. Wer weiß ob die Personen noch in ihnen stecken und die ganze Zeit über leiden.
Wer weiß wie groß ihr Schmerz ist, dass sie so austicken und andere Menschen zerfleischen müssen ... Was macht dieses etwas nur mit einem?
Belassen wir's bei Infizierte. Wenn man sie Kranke nennen würde, klinge es irgendwie unhöflich, als wäre es gewollt, dass sie so sind oder sie wären einem schrägen Experiment zum Opfer gefallen - Oh Gott. Bitte lass das nicht Wahr sein!
"Kranke Fantasien."

Abgesehen von kleineren Häusern und einer Tankstelle, die aussieht als wären die Zapfsäulen explodiert, gibt es immer noch keine weiteren Anzeichen von Leben

Sie kehren in eine weitere Straße ein.

Sie sind vorhin in einer Nachbarschaft gewesen und haben sich umgeschaut und ein paar erste Häuser geplündert.
Die Besitzer waren nicht sehr komfortabel damit gewesen, wenn man sich versteht.
"Ist vielleicht jetzt auch besser so. Sie haben sich schrecklich angehört."

Die Straße wird von einer riesen Brücke beschattet und alle Läden stehen leer.
Es ist einfach alles leer.
Es liegen viele Koffer mit Kleidung und Dosenfutter auf der Straße verteilt, teilweise vor und unter den Autos.
"Da wollten wohl welche mit dem Auto fliehen ..."

»Sollen wir die Sachen aufsammeln? Vielleicht ist dort etwas, was wir gebrauchen können«, fragt Eugene in die Runde.

»Ja, können wir machen«, willigt Sam ein.

Die Zwei springen ab, als sie von einem Knall bei ihrem Vorhaben unterbrochen werden.

Ellen dreht sich mit dem Rest um und sie erblicken den Rest einer Explosions-Wolke.
»Scheiße, darüber haben sie sich doch unterhalten«, murmelt sie mit weit aufgerissenen Augen.

»Du meinst die beiden Soldaten, oder?«, fragt Rhonda.

»Ja, sie haben doch so etwas mal erwähnt oder nicht? Kurz bevor wir weggefahren werden sollten.«
Der Rest nickt.
"Klar. Waren ja auch alle dabei."

Man hört, kurz nachdem Ellen ihren Satz zu Ende gesprochen hat, das aneinander Ratschen von Metall und Stein.

Es wird ein Gullideckel zur Seite geschoben und es krabbelt eine triefnasse Blondine heraus, die den Deckel wieder zurück schiebt.
Ihre langen Haare kleben ihr im Gesicht und verdecken ihr die Sicht.
Ihre Hände zittern und als sie sich umdreht bleibt sie abrupt stehen. Sie streicht hastig ihre Haare aus dem Weg und ihr Gesicht zeichnet eines aus - Erleichterung.
Ihre Augen weiten sich und sie nähert sich ein paar Schritte.

Jackkie weicht ein paar Hufe zurück - was eigentlich nichts neues ist, weil er schon öfters auf dem Weg hierher ein wenig herumgezickt hat.

»Ellen bist du das?«, fragt das Mädchen.

Ellen beäugt sie scharf.

Ihr kommt das Mädchen selbst sehr bekannt vor.
Blonde Haare, zierliche Stimme.
»Oh mein Gott-«

»Du lebst!«, wird ihr das Wort von Sandy abgeschnitten.

»Du ... bist kaum wieder zu erkennen, mit deinen nassen Haaren und der nicht gerade wohlig riechenden Kleidung ... Nein im Ernst, du stinkst wie die Pest«, meint Ellen, die ihre alte Mitbewohnerin schon aus mehreren Metern Entfernung riechen kann.

Sandy lacht kurz auf, welches aber schnell wieder verstummt.

Die Schreie unter ihnen werden immer lauter.
Die Infizierten klopfen an den Gullydeckel, welches schon beinahe droht aufzuspringen.
Viele Hände und Finger kommen zum Vorschein, die Verzweifelt nach der Außenwelt greifen.

»Könnt ihr mich mitnehmen ... bitte? Bitte, ich überleb das sonst nicht lang!«, fragt die Blondine und legt ihre Hände ineinander, als wolle sie die Sechs anbetteln. Man sieht wie sie zittert.

»Was ist das denn für eine Frage, komm!«
Ellen reicht ihr die Hand und zieht sie mit zu sich rauf.
Es ist Sandy, was soll schon dabei sein? In der kurzen Zeit kann sie ja kaum ein anderer Mensch sein.

Schleunigst treiben sie ihre Pferde an und reiten unter der Brücke entlang.
Sie springen über eine umgestürzte Ampel, die noch mit ihren letzten Funken um sich sprüht.

Die Quälenden Laute rücken wieder ein wenig näher.
Die Infizierten sind direkt hinter ihnen und haben ihren Fokus auf sie gesetzt, dass spüren sie ein wenig zu deutlich.

Sie reiten in die Oaks street, Richtung eine Kapelle die Straße hinunter.

»Halt dich fest!«, brüllt Ellen Sandy zu, als sie bemerkt, dass sie ihren Griff ein wenig um sie gelockert hat, um nach Hinten zu spähen.

McLarrys Experiment -Kontrollverlust-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt