15. ⛷️ Fredrik Villumstad

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Charakter: Fredrik Villumstad (Skispringer)
Wichtige Info zum Verständnis: 1€ entspricht knapp 10 Norwegischen Kronen (9,99 sind's genau)... 500 Norwegische Kronen sind also 50 Euro, 200 sind 20 Euro... Ich denke, es wird klar ;)

A/N: Joa, was soll ich sagen... Was ein Adventskalender nh? Kurz vor der Hälfte hat dann die Schreibblockade gekickt... Vor Weihnachten wird das hier vermutlich nicht mehr fertig, ich habe allerdings die Hoffnung, dass es wenigstens noch vor Dreikönig klappt. Auf jeden Fall will ich eigentlich zumindest alle 24 Kapitel hochladen...
Aber jetzt erstmal viel Spaß mit diesem OS, der immerhin besonders lang geworden ist (aber ist ja auch Fred, der norwegische Skispringer, der auch noch segelt, he's too perfect to not make a great OS hehe)

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Ich betrachte den jungen Mann, der schon seit einer halben Stunde mit gesenktem Kopf am Tisch sitzt und eine Tasse Kaffee nach der anderen trinkt. Noch weitere fünf Minuten schaue ich mir das Trauerspiel an, bis ich entscheide zu ihm zu gehen.

"Wussten Sie eigentlich, dass zu viel Kaffee gesundheitsschädlich ist?", frage ich ihn und stelle ein Glas Saft auf den Tisch.
Zum ersten Mal, seit er mein kleines Café betreten hat, hebt er den Kopf. "Ein gebrochenes Herz auch...", sagt er mit leiser Stimme.
Ich nicke nur, die Erfahrung musste ich auch schon machen. "Ich weiß", bestätige ich deshalb. "Aber glauben Sie mir, Kaffee ist auch nicht die richtige Lösung." Ich schiebe ihm also das Saftglas zu. "Geht auf's Haus."

Er lächelt, ein großer Fortschritt. "Danke, aber das ist doch nicht nötig."
"Nein, aber Sie wirken als könnten Sie es gebrauchen."
Er gibt den Widerstand auf und nimmt das Glas entgegen. "Dankeschön. Ich bin übrigens Fredrik, aber Sie können auch Fred sagen."
Ich lächle. "Ich bin Sophia. Nett dich kennenzulernen, Fred."
"Hast du vielleicht Zeit, dich kurz zu setzen?", will er dann wissen.
Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Mir wäre lieber, das würde es nicht tun. Das Herzklopfen verunsichert mich extrem. Trotzdem nicke ich. "Gern, so viel ist gerade ja sowieso nicht los." Mit einer ausladenden Armbewegung zeige ich ihm das leere Café.
"Sehr schade eigentlich, der Kaffee war super. Es sollten viel mehr Leute hierher kommen."

Jetzt strahle ich wie ein Honigkuchenpferd. "Dankeschön, das freut mich wirklich sehr zu hören. Aber zu den Hauptverkaufszeiten ist hier tatsächlich mehr los. Vor allem halt morgens und in der Mittagspausenzeit, ich habe Stammkunden, die hier immer ihren Kaffee für die Arbeit holen. Nur um..." Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr. "... Viertel nach elf an einem Mittwoch sind die eben alle bei der Arbeit."
Er lacht. "Ja, das sehe ich ein. Aber freut mich sehr, dass es gut läuft. Wie gesagt, der Kaffee war wirklich lecker. Am liebsten würde ich noch mehr trinken, aber das darf ich ja nicht."
Ich schmunzle. "Zumindest nicht mehr heute. Ansonsten bist du gern immer wieder willkommen."
Er lächelt immer noch und ich komme nicht umhin, zu denken, dass er sehr hübsch aussieht, wenn er lächelt.
"Ich muss jetzt leider wieder los, aber ich war bestimmt nicht zum letzten Mal hier. Also, man sieht sich. War sehr nett, dich kennenzulernen."
Ich lächle ebenfalls immer noch und stehe auf. "Kann ich nur zurückgeben, ich freue mich, wenn ich dich bald wiedersehen kann."
"Ich muss noch zahlen", meint Fred und ich winke ab.
"Ach was, wer sich so nett mit mir unterhält, der bekommt sein erstes Mal Herzschmerz-Kaffee auf's Haus."
"Das kann ich nicht annehmen", widerspricht er.
"Wirst du aber müssen." Ich lade die Tassen und das Glas vom Tisch auf mein Tablett und laufe zur Theke, wo ich es abstelle.
Fred folgt mir und legt einen Geldschein auf den Tisch. Meine Augen werden groß. Es sind 500 Kronen. "Ich muss gar nichts", sagt er zum Abschied noch und geht dann raus.
Von den 500 Kronen, die jetzt auf meinem Tresen liegen, kann er nicht nur locker seinen Kaffee und sogar den Saft bezahlen, sondern hat trotz allem noch ein sehr großzügiges Trinkgeld von knapp 200 Kronen gegeben.

In den nächsten Tagen kann ich kaum aufhören an ihn zu denken. Ob das an dem hohen Trinkgeld oder doch einfach an seinem Lächeln liegt, weiß ich selbst nicht wirklich. Aber Fakt ist, er hat Eindruck hinterlassen. Damit ist er seit Jahren der Erste, dem das mit mir gelungen ist. Nach meiner letzten Beziehung bin ich nicht davon ausgegangen, jemals wieder jemanden lieben zu können. Und jetzt will Fred, mit dem ich nur ein paar Minuten gesprochen habe, nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden.
Jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, hoffe ich, ihn zu sehen. Und jedes Mal, wenn er es nicht ist, bin ich ein kleines bisschen enttäuscht.

Es ist schon fast eine ganze Woche vergangen, mittlerweile ist Dienstag und ich rechne langsam schon fast nicht mehr damit, dass er wirklich nochmal kommt. Und trotzdem schaue ich bei jedem *Kling* des Glöckchens über der Tür, ob er es nicht vielleicht doch ist. Und dieses Mal bleibt mir fast das Herz stehen. Ein bisschen eingeschneit ist er, aber da steht Fredrik und grinst.
"Hei. Darf ich heute wieder Kaffee trinken?", will er direkt wissen.
Ich nicke. "Klar, ich mach dir direkt einen."

Von der Kaffeemaschine aus beobachte ich, wie er seine Jacke an die Garderobe hängt. Anstatt sich an einen Tisch zu setzen, läuft er heute auf den Tresen zu. "Hmmm...", macht er. "Das riecht lecker. Genau das, was ich nach der Kälte jetzt brauche."
Ich stelle ihm die Tasse hin. "Lass es dir schmecken."
Er bedankt sich und beginnt zu trinken. Da jetzt eine irgendwie unangenehme Stille entstanden ist, beginne ich, auf meiner Seite des Tresens ein bisschen aufzuräumen.
Nach ein paar Schluck Kaffee durchbricht allerdings mein Gegenüber die Stille. "Ich wollte mich nochmal für letzte Woche bedanken..." Er nimmt noch einen Schluck Kaffee. "Mir ging's echt richtig dreckig, aber meine Kollegen haben alle gesagt, ich war zwischen Montag und Donnerstag als sie mich dann wiedergesehen haben, ein komplett anderer Mensch. Weil du mich aus meinem Loch von Selbstmitleid gezogen hast. An der Stelle auch eine ganz große Entschuldigung, weil ich nicht früher wieder gekommen bin, aber ich war beruflich in der Schweiz."
Ich stehe einfach nur sprachlos da. "Danke", hauche ich. Ich weiß nicht so wirklich, was ich sagen will. "Das war so ungefähr das schönste Kompliment, das mir je jemand gemacht hat." Nur mit Mühe kann ich Tränen unterdrücken.
"Kein Ding, hast du verdient", gibt er zurück. Er wirkt dabei nur bedingt entspannter als ich. "Ich ähm... Ich wollte dich noch was fragen", stammelt er dann.
Ich nicke und signalisiere ihm so, dass ich zuhöre.
"Also, hättest du vielleicht mal Lust, was mit mir zu unternehmen? Also irgendwas, was du willst. Du musst auch nicht, ich dachte nur vielleicht..."
Ich lächle. "Unbedingt. Sag mir einfach, wann ich wo sein soll und ich werde da sein." Hoffentlich wirke ich nach außen selbstsicherer als ich mich fühle, mein Puls ist im Moment nämlich bei mindestens 200, eher höher.
"Ich hab gesehen, dass du Mittwoch an den Mittagen nicht geöffnet hast, hättest du vielleicht Lust auf einen Spaziergang im Schnee?", fragt er.
Ich spüre, dass ich rot werde. "Das fände ich sehr schön."
Zu meinem Glück wird Fredrik auch rot, jetzt komme ich mir nicht mehr so bescheuert vor. "Alles klar, dann sehen wir uns morgen. Sollen wir uns um drei am Brunnen in der Stadtmitte treffen?"
Ich nicke. "Das klingt wunderbar."

Und ich meine das genau so, wie ich es gesagt habe. Ich freue mich sehr auf diesen Spaziergang und ich bin wirklich gespannt, wie die Zukunft dieser Begegnung aussehen wird.

Adventskalender 2021 - Multi FandomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt