Kapitel 4

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Das Stadion tobte, als Japan auch den zweiten Satz für sich entscheiden konnte. Wenn sie den nächsten Satz gewannen, hätten sie das Spiel ohne großen Zwischenfall gewonnen. Aber zuerst war kurze Pause. Und das merkte man, denn keine halbe Minute später wuchs die Schlange vor unserem Stand immer mehr. Auch zu zweit hatten wir Mühe hinterher zu kommen, da war ich froh, dass wir nicht die einzigen waren, die hier Essen verkauften.

Das Ganze ging noch weitere 15 Minuten so weiter und inzwischen hatte der dritte Satz angefangen. Wir waren allerdings immer noch damit beschäftigt, die hungrigen Menschen zu sättigen. Osamu verkaufte, während ich einen Onigiri nach dem anderen formte. Durch die geübten Handgriffe ging es zum Glück recht schnell voran.

Nach wenigen Minuten bediente der Größere den letzten Kunden, also drehte ich mich schonmal um, und beobachtete das Spiel. Schon auf dem ersten Blick fiel mir auf, dass die Aufstellung anders ist. Satt Bokuto stand nun Sakusa auf dem Feld, außerdem war die hibbelige Nummer 10 - Hinata - nicht mehr da, stattdessen sah ich Suna, der hoch konzentriert auf den nächsten Ballwechsel wartete. Mein Blick huschte zur Punktetafel. Es stand 7:9 für Venezuela. Gerade hatten die Gegner den Aufschlag. Allein von meinem Standpunkt aus, konnte ich sehen, dass der Ball verdammt stark gespielt wurde, was die Annahme erschwerte. Sakusa nahm ihn allerdings souverän an, als hätte er keine Probleme mit solchen Bällen. Der Volleyball flog sauber auf Atsumu zu, er blickte kurz zur gegnerischen Mannschaft, suchte nach einer Schwachstelle. Ich konnte nur erahnen, wie schwer das in diesem Moment ist. Sie waren schließlich nicht umsonst bei den Olympischen Spielen, die Gegner waren alles harte Brocken.

Der Ball flog so schnell, dass man kaum mitbekam, wie Suna absprang und ihn auf die andere Seite schlug. Der Block von Venezuela war nicht einmal abgesprungen, da hörte man schon den lauten Knall.

Mit diesem Punkt hatte der blonde Miya Aufschlag. Die weiße Mannschaft schien noch von dem Punkt eben verwirrt zu sein, denn Atsumu verwandelte direkt einen Aufschlag-Ass. Die Halle jubelte. Nun stand es wieder Gleichstand. Osamu hatte sich derweil auch zu mir gestellt und beobachtete gespannt das Geschehen. Seine Augen funkelten.

»Du schaust gerade, als hättest du einen super lecken Onigiri von mir vor dir«, witzelte ich und drückte ihm dabei meine Schulter in den Oberarm.

»Tsumu mag zwar ein absoluter Vollidiot sein, aber die Tatsache, dass mein dämlicher Bruder gerade punkte für Japan holt, ist schon atemberaubend. Aber sag ihm das bloß nicht, dafür würde er mich ewig aufziehen!« Ich machte eine Geste, die zeigte, dass sein Geheimnis versiegelt war.

Die Halle war mucksmäuschenstill, bis im nächsten Moment tobender Jubel ausbrach. Nach einem sehr langen Ballwechsel, machte Atsumu eine Finte und drückte ihn beim zweiten Ballkontakt einfach selbst rein. Keiner hatte damit gerechnet, am allerwenigsten die Angreifer, die alle schon zum Schlag angesetzt hatten. Osamu und ich machten es den anderen gleich und schrien vor Freude. Die Mannschaft konnte stolz auf sich sein, dass sie so stilvoll gewonnen haben, und das auch noch 3:0!

»Ich würde sagen, dass schreit nach einer Siegesfeier.« Der Miya neben mir grinste mich bittend an. »Würdest du das Kochen übernehmen? Ich kümmere mich in der Zeit um den Rest.«

»Klar, was soll es denn werden?«, fragte ich nach. Ich fühlte mich ehrlich geehrt, dass er mir das Kochen überließ.

»Überleg dir was. Ich bin mir sicher, dass dir was Gutes einfällt. Wir haben auch eigentlich alles im Restaurant, was du gebrauchen könntest.« Da hatte er durchaus Recht. Ich hatte immer ein passendes Rezept im Kopf. Die einzige Herausforderung war, dass ich diesmal nicht nur für mich und meine kleinen Schwestern kochte, sondern für eine ganze - und vor allem ausgehungerte - Volleyballmannschaft.

Werever you are - Suna x male OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt