Hier stand ich nun, zupfte aufgeregt am unteren Ende meines weinroten Hemdes rum und wartete, dass ich nicht viel zu früh bei meinem Vorstellungsgespräch antanzen würde. Ich schloss kurz meine Augen und zählte bis zehn, um mich etwas runterzufahren. Nachdem ich sie wieder geöffnet hatte, besah ich mir ein letztes Mal die Fassade vor mir. Dort stand ein großes Backsteingebäude, bei welches im untersten Geschoss ein gemütliches Restaurant untergebracht war.
Um genauer zu sein, ein Onigiri- Restaurant.
Um noch genauer zu sein, Onigiri Miya.
Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust. Oh verdammt bin ich nervös. Es würde ein Traum für mich wahr werden, könnte ich hier in naher Zukunft arbeiten. Schon als ich das erste Mal hier gegessen habe, wusste ich, dass ich irgendwann mal genauso leckere Onigiri machen will, wie der Restaurantbesitzer. Ich wollte zwar nicht eingebildet klingen, doch ich war der Meinung, dass ich auf einem sehr guten Weg dorthin war. Viele meiner Bekannten liebten mein Essen und heute hieß es, den Besitzer dieses Restaurants auch davon zu überzeugen.
Und ob es nun Zufall war, oder Schicksal, dass ausgerechnet jetzt der Ladenbesitzer einen zusätzlichen Koch suchte, wusste ich nicht. Meine Ausbildung zum Koch hatte ich erst seit eine Woche in der Tasche und konnte mein Glück kaum fassen, als ich das Ausschreiben sah.
Ich holte ein letztes Mal tief Luft und setzte mich dann in Bewegung.
Das Restaurant hatte ein schönes Ambiente. An der Fensterfronst haben vereinzelt kleine Tische aufgereiht. Ihr gegenüber war eine Theke, vor der fünf Barhocker standen. Von Erzählungen wusste ich, dass diese die beliebtesten Plätze waren.
Vor diesen blieb ich stehen. »Guten Morgen, Miya-san«, begrüßte ich den Mann - der außerdem auch der Besitzer des Ladens war - hinter der Theke und verbeugte mich leicht.
»Oi! Sasaki-san, richtig? Schön, dass du da bist«, lächelte er mich freundlich an, »Wollen wir gleich loslegen?«
Nach einer guten halben Stunde hatte er mich alles Grundlegende abgefragt und sah dabei recht zufrieden aus. »Pass auf, ich habe noch zwei andere vielversprechende Bewerber, daher habe ich mir überlegt, eure Fertigkeiten zu prüfen. Du musst also einfach nur ein Onigiri zaubern. Das kriegst du doch hin, oder?«
»Klar«, sagte ich zuversichtlich. Darauf war ich zwar definitiv nicht vorbereitet, aber machbar war das allemal.
Ich wurde hinter die Theke zum Arbeitsplatz geführt und sah eine Ansammlung von Zutaten ausgebreitet vor mir. Bevor ich jedoch anfing, wusch ich mir sorgfältig die Hände. In der Zwischenzeit überlegte ich, welche Füllung ich in das Reisbällchen tun sollte. Wollte er auf etwas spezielles hinaus? Oder doch her etwas Klassisches? Ich wusste es nicht und nahm mir daher mehr Zeit als gewöhnlich alle Zutaten in meinem Kopf zu erfassen.
Ich tauchte meine Hände in eine Schale voll Wasser, damit der Reis nicht an ihnen kleben blieb. Danach nahm ich mir eine Handvoll Reis und formte es gewissenhaft. In der Mitte drückte ich ein Loch hinein, in welches später die Füllung kam.
Den Reis legte ich bei Seite und nahm mir eine unbenutzte kleine Schüssel. Dort vermischte ich etwas Thunfisch mit Mayonnaise und einigen Gewürzen. Ja, ich hatte mich schlussendlich für eine klassische Variante entschieden, denn dabei konnte ich definitiv nichts falsch machen. Die Tunfischmasse drückte ich dann in die Kuhle des Reisbällchens und schloss ihn.
Ich spürte den interessierten Blick von Miya-san ganz deutlich, was mich zugegebenermaßen nervös machte. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mal wieder total in meinem Element und hatte alles um mich herum weggeschalten. Ich schaffte es dennoch ein perfektes Dreieck zu zaubern, welches nur noch den letzten Schliff verpasst bekommen musste.
Ein ungefähr 15cm langes Nori-Blatt legte ich um die schmalen Seiten des Onigiri, noch etwas Reisgewürz auf die große Fläche gestreut und fertig war er. Ich sah das Bällchen noch einmal genaustens an, bis ich ihn letztlich übergab.
Das Lächeln, welches der Ladenbesitzer schon die ganze Zeit auf den Lippen trug, wurde größer. Ohne zu zögern biss er in das Reisbällchen. Sein Lächeln wich plötzlich aus seinem Gesicht und riss die Augen weit auf.
Shit, das sieht nicht gut für mich aus.
Es war still. Zu still für meinen Geschmack. Ich konnte regelrecht mein Herz pochen hören. Die Uhr, welche neben mir an der Wand hing, schien auch viel lauter zu ticken als noch vor einer Minute.
»Wann kannst du anfangen?«, riss mich der Ältere aus meiner aufkeimenden Panik.
Auf Wiedersehen, du schöner Traum, war schön mit- ...Moment was?
»Ehh?« Hatte ich mich gerade verhört?
»Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so einen leckeren Onigiri gegessen... Und ich führe ein verdammtes Restaurant!« Ich konnte immer noch nicht ganz glauben, was meine Ohren mir die weiß machen wollen.
Ich wollte gerade zur Antwort ansetzten, da klingelte in diesem Moment das Glöckchen über der Tür, was darauf deuten ließ, dass Kundschaft hineinkam. Allerdings war es ja noch geschlossen.
»Oi Samu! Oh, du bist ja gar nicht allein«, sagte der Blonde Neuzugang, während er anzüglich mit den Augenbrauen zuckte und dabei immer wieder zwischen uns hin und her sah. Irgendwoher kenne ich den doch.
Ohne auf die Aussage einzugehen, wurde ihm der Rest meines zubereiteten Onigiri vor die Nase gehalten, welches er, ohne zu fragen, aß.
Auch seine Augen weiteten sich. »Wow Samu, da hast du dich echt mal wieder selbst übertroffen!«
Gespielt getroffen fasste sich der Angesprochene an die Brust. »Autsch! Danke Tsumu, aber dieser Dank geht an ihn hier.« Er deutete dabei auf mich.
Seine Augen wanderten zu mir. Woher kommt er mir so bekannt vor?
»Hast du also endlich einen Bewerber gefunden?«, fragte der Blonde. Hatte er gerade Endlich gesagt?
Ich sah zu dem Dunkelhaarigen, welcher mir nur einen entschuldigenden Blick zu warf. Er hat mich echt angelogen?
»Also nochmal. Sasaki-san, wann kannst du anfangen?«
»Ähm... sofort?« Es klang eher nach einer Frage, als nach einer Antwort.
»Dann herzlich willkommen! Bitte nenn mich ruhig Osamu, und der Depp da drüben ist mein Zwillingsbruder Atsumu.«
»Freut mich-«, setzte ich an, stoppte aber, als mir bewusst wurde, was er da gerade gesagt hat. »Atsumu? Miya?« Oh Gott, na klar! Das Restaurant heißt ja auch „Onigiri Miya"! Aber wer hätte auch ahnen können, dass der Zwillingsbruder von dem Nationalspieler Atsumu Miya der Besitzer dieses Ladens war?
»Oho, da hast du dir aber einen mit gutem Geschmack ausgesucht, Samu«, stichelte Atsumu stolz.
»Du bist ein verdammter Nationalspieler, auch wenn ich mich immer noch frage, wen du alles dafür bestechen musstest. So gut wie jeder kennt sich«, gab Osamu unbeeindruckt zurück. Ich selbst stand allerding immer noch leicht geschockt da. Ich hätte ja auch nicht wissen können, dass ich innerhalb weniger Minuten einen Job bei meinem Traumrestaurant bekam und dann auch noch das Idol meiner kleinen Schwester kennenlernte.
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Werever you are - Suna x male OC
FanficSasaki Akio lebt das Leben als Koch nach aller Kunst. Durch Zufall landet er bei dem kleinen Onigiri-Restaurant von Miya Osamu und lernt dort dessen besten Freund Suna kennen. Mit dieser Begegnung verändert sich Akios Leben schlagartig und sein klei...