„Boar, nicht schon wieder!" Im hohen Bogen flog das Tablett in Richtung Bett.
„Das darf doch nicht wahr sein!" Kathy lies sich den Kopf auf die Tischplatte sinken.
„Weltuntergang, Süße?" Laura steckte ihren blonden Wuschelkopf durch die Tür.
„Fast!" gab Kathy zurück. „ Ah die Philosophieklausur, ich habe sie verhauen!"
„Ups, deine Mutter wird alles andere als begeistert sein." Laura ließ sich auf Kathys Bett fallen und nahm das Tablett in die Hand.
„Ach Kathy, dabei waren die Fragen doch diesmal überhaupt nicht so schwer."
Die Angesprochene drehte sich auf dem Stuhl um und schaute ihre Mitbewohnerin enttäuscht an.
„Naja ich bin doch erst seit 2 Monaten bei euch. Kann der Prof dann nicht mal ein Auge zu drücken."
„Vielleicht hättest du mal ein Auge mehr auf die Hefte werfen sollen, anstatt auf Matthias!"
„Hey, das mache ich doch überhaupt nicht. Er ist der Uni-Liebling, ein absoluter Sunnyboy, da hänge ich mich bestimmt nicht mit dran!" Kathy schob die Lippe beleidigt nach vorn.
„Natürlich nicht Kathy, natürlich nicht." Laura verzog sich noch rechtzeitig durch die Tür, bevor das Kissen seinen Weg durch die Luft genommen hatte.
Sie hatte ja leicht reden. Natürlich gefiel ihr Matthias, welchem der gefühlt 2000 Mädels auf dieser Uni nicht? Er ist halt ein Leckerchen, zum anbeißen. Sie stand auf um sich aus zu strecken.
Wenn sie sich so im Spiegel sah, kam sie wirklich nach hier Mutter.
Mit knapp 1,80m war sie relativ groß und sportlich. Das braune Haar hing in einem frechen Bobschnitt in ihrem ovalen Gesicht und bedeckten die katzengrünen Augen zum Teil.
„Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher!" Wie sie diesen Satz hasste.
Sie war nicht ihre Mutter, nein sie war Kathy eine eigenständige Persönlichkeit.
Da sie den Bereich des medizinischen Studium an der renommierten University of North Carolina in Charlotte absolviert hatte, war der Einstieg auf die deutsche Uni keine größeres Problem gewesen. Sie wollte raus, weg von ihrer perfekten Mutter. Seit diese oft für das FBI als Beraterin unterwegs ist, hatte der Hype um sie noch zugenommen.
Frustriert ließ sie sich wieder auf das Bett fallen.
Seit ihrer Ankunft in Deutschland waren nun 2 Monate vergangen. Mit Laura hatte sie bereits eine liebe Freundin gefunden. Auch die meisten anderen Kommilitonen waren sehr nett.
Der Stoff ging auch meist flüssig von der Hand, wenn es auch ab und zu mit der Sprache haperte.
Das Telefonklingel holte sie zurück in die Realität.
„Hey Mum, was gibt es?" Wenn man vom Teufel spricht.
„Hey mein Schatz, ich hab gerade kurz Luft. Wie läuft es in Deutschland?"
„Alles bestens Mum. Es ist wirklich gut und etwas ganz anderes als bei uns in den USA!" Geduldig warte Kathy auf das große „Aber" ihr Mutter und wurde auch nicht enttäuscht.
„Aber du hättest doch deine Ausbildung auch hier in Quantico machen können. Hier arbeiten nur die Besten der Besten!" Wie oft hatten sie diesen Dialog schon geführt?
„Ja Mum, ich weiß. Aber ich wollte etwas eigenständiges, nicht typisch Cossli!"
„Was hast du nur gegen unseren Familiennamen?" Die Stimme nahm, wie bei jeden Gespräch etwas drohendes, beleidigtes an.
„Nichts Mum, ich möchte nur ich sein und nicht die Tochter von!" Kathy war genervt und beschloss die Sache nun zu beenden.
„Sorry Mum, ich muss los! Wir treffen uns jetzt zum lernen. Heute geht es um den Schädel. Also Ciao!"
Kathy atmet hörbar aus. Diese Telefonate gingen ihr einfach auf den Keks. Natürlich liebte sie ihre italienischen Wurzeln, wobei bei ihr nur das Temperament übergeblieben war.
Aber sie war nicht Temprence sondern Kathy und sie war halt anders.
Der Geruch von Kaffee zog ihr durch die Nase und keine Minute später saß sie an dem gemütlichen Esstisch in der WG Küche.
„Du schaust, wie ein begossener Pudel!" Kai, war einer der WG Mitbewohner und ihr bester Kumpel. Einfach ein wandelnder Menschenkenner.
„Warum gießen die Deutschen ihre Pudel?" Kathy verstand kein Wort und erst recht nicht den Lachanfall, den Laura und Kai nach ihrer Aussage bekamen.
„Mensch Kay, das bedeutet, du schaust traurig." Kai hatte sich endlich wieder ein bekommen.
„Ach so, nein meine Mutter. Das übliche Drama!" Kathy hatte das mit dem Hund zwar immer noch nicht begriffen, aber es wahr ja auch egal. Die spinnen manchmal, die Deutschen.
„Weißt du was? Heute ist doch der Ball der Bioklasse?" Kai klatsche vor Freude in die Hände.
„Ball von wem??" Laura sah ihn fragend an.
„Der BIOKLASSE! Du weißt schon, die mit der Bowle aus den Skelettteilen."
„Ach die, stimmt ja. Die machen ja heute ihren hochgelobtes Herbstfest!"
„Los Mädels!! Anziehen, ich sage Thomas Bescheid und dann ab zur U-Bahn!"
„Wann geht den die Sache los und was ziehe ich an?" Kathy war nun sichtlich verwirrt aber gleichermaßen aufgeregt. Ihre 1 richtige Unifeier.
„Am bestens was, was du auch schnell wieder ausziehen kannst." Ein Grinsen, groß wie eine Melone durchzog sein Gesicht.
„Also Kai!" Und diesmal warf Laura das Kissen und dieses Mal traf es auch.
„Das wird die Nacht deines Lebens Kathy!"
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Das rote Band
Mystery / ThrillerManchmal ändert ein Moment das komplette Leben. So oft hat Kathy diesen Satz schon gehört, aber ihm nie wirklich glauben geschenkt. Sie ist die Tochter einer bekannten amerikanischen Anthropologin und während ihre Familie erwarten, dass sie endlich...