Kapitel 4

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Als sie die WG wieder erreichte, herrschte die bekannte Totenstille. Müde warf Kathy die Jacke achtlos zu Boden und ließ sich auf das Bett sinken. Ihr dröhnte der Kopf und in ihrer Magengegend saß ein Knoten, welcher sich einfach nicht lösen wollte.

Morgen früh würde sie das örtliche Polizeirevier informieren. Während Kathy sich in ihr Schlafzeug quälte, war ihr bereits klar, dass sie diese Nacht kein Auge zubekommen würde.

Der Wecker meldet sich Punkt 8 Uhr. Als Kathy versuchte den Kopf zu heben, tanzen Blitze vor ihren Augen. Die Deutschen sagen dazu: „Das komplette Bett mit anheben!" Das war wirklich das 1. Sprichwort, was sie voll und ganz nachvollziehen konnte.
„Es nützt nichts, hoch! Vor der Uni hast du noch einen wichtigen Termin!" Sie schälte sich aus dem Bett und schleppte sich in Richtung Badezimmer.
„Guten Morgen, du Spielverderber!" Die fröhliche Stimme ihrer Freundin drohte Kathys Kopf zum Platzen zu bringen.
„Wieso Spielverderber? Und bitte nicht so laut!" Laura saß bereits mit frisch gestylten Haare in der Küche und löffelte ihr Müsli. „Nur reine Natur", wie sie immer zu sagen pflegte. Vielleicht sollte ich das auch mal probieren, wenn man am frühen Morgen schon so gute Laune davon bekommt.
„Ach Kathy, warst du noch nicht auf Insta ?? Die ganze Uni spricht von deiner Abfuhr gestern!" Während sie sprach, verführte der Löffel in ihren Händen merkwürdige Tänze.
„Ach lass den Scheiß. Ich geh duschen, hab gleich einen Arzttermin. Wir sehen uns später, in der Uni." Kathy rauschte in Bad und ließ Laura mit einem verwunderten Blick zurück.

Eine Stunde später verließ Kathy die S-Bahn an der Haltestelle, die ihr Dr. Googel vorhin vorgeschlagen hatte. Ihr Herz schlug bereits bis zum Hals, aber einen Rückzieher wollte sie nicht machen. Das würde ihre Mutter ihr nie verzeihen, sollte sie das jemals erfahren.
Das örtliche Revier war in einem alten Backsteinbau untergebracht. Nur die große Glasfassade, zeigte, dass das Gebäude nicht aus einem 20 'Jahre Mafia-Films stammte.
Kathy holte ein letztes Mal tief Luft und betrat ehrfürchtig das Gebäude.

Die Anmeldung war besetzt. Eine große rothaarige Dame mit Hollywood – Dauerlächeln statt hinter dem brusthohen Tresen.
Kathy gab kurz ihren Namen und den Grund ihres Erscheinens an und wurde um Geduld gebeten. Also nahm sie im Wartebereich Platz und beobachte das Treiben. Aufgrund ihrer Familiengeschichte, hatte sie schon viel Zeit in der Umgebung von Polizisten verbracht, genauso wie in Leichenhallen und in irgendwelchen Ausgrabungsfeldern.
Polizisten kam und gingen. Im Hintergrund dröhnte der Funk. Kathy fühlte sich auf einmal richtig heimisch und merkte doch wie ihr das alte Leben fehle. Sollte sie doch zurück in die USA gehen?
Der Klang ihres Namens riss sie aus ihrer Gedankenwelt.

„Frau Cossli?" Ein älter Herr mit dicker Hornbrille sah sich suchend um.
Na das würde ja heiter werden.
„Ich bin hier." Kathy stand auf und folge dem Herrn in eines der vielen kleinen Büros.
„Mein Name ist Meier. Großes M und kleine Eier!" Der Mann begann zu kichern wie ein kleines Schulkind.
„Oh Gott, was wird das?" Kathy ließ sich bereits jetzt entmutigt hinter den Tisch sinken.
„So junge Damen und jetzt erzählen Sie mir ganz genau, was sie gesehen haben. Schön langsam, bitte. Ich kann nur mit einem Finger schreiben!" Er unterstrich die Geste, in dem er den Finger theatralisch in die Höhe regte.
„Ok, die Uni kann ich dann für heute streichen!" Ihr Mut war bereits am Boden, bevor sie ahnte, was sie heute noch alles erdulden musste.

Es sollte am Ende 3 Stunden vergehen, bis Ihre Aussage endlich auf dem Papier angekommen war. Sie fühlte sich müde und dreckig. Das Wiederholen des gestrigen Abends steckte ihr schwer in den Knochen.
„So mein Fräulein, wir wären soweit fertig." Herr Meier klopfe die Papiere in Form.
„Gut, dann werde ich mich auf den Weg zur Uni machen!" Kathy hob ihre Tasche vom Boden.
„Oh nein, nicht so schnell. Sie werden noch mit den Ermittlern reden müssen. Falls doch ein Fall daraus werden sollte, möchte die Herren sie bereits kennen.
„Na ganz toll!" Kathy ließ sich zurück auf den Stuhl sinken. „Und wann können die Herren?"
„Das kann ich ihnen nun auch nicht sagen. Die Herren Ryain und Mario sind schwer beschäftigt, aber die Besten ihres Faches. Ich bringe Sie zurück in den Wartebereich. Kommen Sie!"

Das rote BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt