Kapitel 8

5 1 0
                                    


Mahnmale stehen da, um uns zu ermahnen, dass sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen sollen.


Ryain erreichte das Haus erst spät in der Nacht. Noch mehrfach hatte er, nur um ganz sicherzugehen, das Haus in dem Kathy jetzt hoffentlich schlief umrundet. Doch trotz aller Mühe, konnte er sich nicht beruhigen.
Seit dem Tag, der alles änderte, hatte er keine Ruhe mehr, doch seit dieses Mädchen plötzlich in seinem Büro auftauchte, war es ungleich schlimmer geworden.



Sie hatte ihnen alles erzählt, was sie vermeintlich wusste. Doch Ryain war sofort bewusst, dass dort mehr dahinter stand als sie ahnte. Und dennoch war er ein Arsch gewesen. Ja, ein Arsch, das war er. Frustriert ließ er das Garagentor nach oben gleiten. Das grelle Licht der Garage blendete ihn, während der eisblaue Sportwagen leise auf seinen Platz glitt. Ryain lehnte sich nach hinten und schloss die Augen. Das monotone Surren des sich schließenden Tores wirkte wie eine Hypnose.




Seine Gedanken kehrten an den Tag zurück, als ein junges Paar genau an dieser Stelle entschloss sein Traumhaus zu bauen. Es war Frühjahr und die ersten Blüten des nahelegen Kirschbaumes fingen an zu blühen. Mary trug eine blaues Klein und die Haare hatte sie ungewöhnlicher Weise geöffnet. Die sonst so streng wirkende angehende Staatsanwältin wirkte dadurch fast wie ein Schulkind. Der junge Mann neben ihr, gerade zum Detektiv ernannt, wirkte befreit und lachte über die Diskussion, dass der Kirschbaum auf jeden Fall stehen bleiben musste. Niemand konnte ahnen, dass dieses Glück, nur wenige Wochen später, ein jähes Ende finden sollte.




Als er die Augen öffnete, konnte er fast ihren Duft in der Luft vernehmen. Müde öffnete er die Tür des Wagens. Ein kleiner Zugang führte in eine Art Vorraum und Vorratskammer. Ryain gelangte in die offene amerikanische Küche, die sich wunderbar mit dem anschließenden Wohnzimmer verbannt. Er würde den Kamin anheizen müssen, es war doch reichlich kühl um diese Jahreszeit. Doch sein erster Weg führte, wie immer, zu dem Käfig am Ende des Zimmers. „Hallo Chef!" Ryain griff nach dem kleinen Hacken, der die Tür geschlossen hielt. Als keine Reaktion folgte, ließ er die Tür offen und ging zum Kühlschrank. Es befand sich nicht viel, außer Licht in seinem Inneren und zum 1000. Mal schwor sich Ryain endlich besser einzukaufen. Doch er hatte kaum mehr Appetit. Früher sind sie oft in kleine Restaurant gegangen oder nach Feierabend einfach in eine Tapas-Bar. Sie brauchte nichts besonders. Oft kochten sie auch gemeinsam für Freunde. Doch das alles war vorbei. Er war allein in dem Haus, was mal ein Traum war.




Erschöpft ließ er sich auf den Barhocker in der Küche fallen, als ein leichter Windhauch über sein Gesicht strich. „Hey, Bailey, was gibt's?" Der große Ara ließ sich neben ihm auf der Tischplatte nieder. Als wenn er die Gefühlslage seine Herrchen spüren würde, hob das Tier seine Flüge und berührte damit vorsichtig seine Hände. „Alles gut Großer. Hast du Hunger?" Bailey drehte den Kopf zur Seite und wie bei einem alten Ehepaar verstanden sie sich blind. Nachdem er den Vogel versorgt und das Wohnzimmer durch den Schein des brennenden Kamins in ein flackerndes Licht getaucht war, nahm er die Bierflasche und begab sich über die große, offene Wendeltreppe nach oben.



Hier befanden sich 4 weitere Räume. Das Schlafzimmer, das nie jemand nutzte. Ein Gästezimmer und ein großes Bad. Der 4 und letzte Raum, war das Ziel seines Weges. Ihr Arbeitszimmer, nichts hatte er an ihrem Schreibtisch verändert. Die Akten, an den sie gearbeitet hatte und welche nicht von der Staatsanwaltschaft abgeholt worden waren, lagen noch auf ihrem Platz. Selbst der Papierkorb war noch im Originalzustand. Karten mit Glückwünschen zur bestandenen Prüfung, Bilder von Freunden und Kollegen. Alles blieb auf seinen Platz, alles war so, als würde Sie jeden Moment durch die Tür kommen.




Er schwenkte nach links und ließ sich an seinem einigen Schreibtisch nieder. Im Gegensatz zu dem Schreibtisch von Mary, herrschte hier das blanke Chaos. Akten über Akten stapelten sich neben leeren Kaffeetassen. Trotz allem musste er jetzt schmunzeln. So war es immer gewesen. Seit dem Kindergarten, wo sie sich kennengelernt hatten über die Schule und dem Studium, bis hin zu ihrer Liebe. Sie die korrekte, strebsame junge Frau und er der Chaot mit blauen Flecken und zerrissener Kleidung. Es folgte das gleiche Ritual wie seit 5 Jahren. Er nahm die Akten und begann zu lesen. Immer in der Hoffnung, endlich etwas zu finden, was er übersehen hatte. Ein Hinweis auf den Bildern, egal wie sehr es ihm schmerzte diese anzuschauen, eine Aussage von Zeugen, die er vielleicht falsch gedeutet hatte .Er griff nach dem 1 Foto und begann bereits zu würgen. Zu grausam war das, was er dort jedes Mal sah und dennoch konnte er nicht anders.


Das Klingeln ließ ihn nach oben fahren. Sein Kopf hatte auf der Akte geruht. „Scheiße!" Das war ihm ja noch nie passiert. Bailey schlief oberhalb des Schreibtisches auf der seiner Stange. Verwirrt suchte er nach dem Handy. Ein Anruf zu dieser Zeit konnte nichts Gutes bedeuten. „Ja!" Trotz seiner Verwunderung, war die Stimme klar und der Ton militärisch.3 Minuten hörte er schweigend zu und beendete das Gespräch mit „Ich bin bereits unterwegs. Bitte geben Sie auch Mario Bescheid!" Die Antwort: „Schon erledigt, Sir!" vernahm er bereits nicht mehr. Als er nah seiner Jacke und den Autoschlüssel griff, schaute er zu seinem treuen Freund . „Ja, es ist wieder passiert. Aber vielleicht hat er jetzt einen Fehler gemacht, der uns endliche ein Stück nach vorn bringt!" Als er sein Auto durch die Dämmerung fuhr, war ihm bewusst, dass dies nur ein frommer Wunsch war.

Das rote BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt