𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝙵𝚞̈𝚗𝚏𝚣𝚎𝚑𝚗

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Neun Wochen vor dem Unfall:

»Ich wusste nicht, dass ihr diesen zusätzlichen Garten habt.« Die Dämmerung warf ein schattiges Licht auf all die Blumen und das Gemüse. »Ich auch nicht!«, lacht Julian. An seiner Seite betraten wir erst die kleine Hütte, um uns mit Decken auszustatten. Auf der kleinen Hollywoodschaukel saßen wir bis die dunkle Nacht über uns her brach.

»Ich habe Angst!« Julians Schulter stützte meinen schweren Kopf. Seitdem die Tage endlich wieder länger wurden, schlief ich weniger. In dem Moment hätte ich alles für ein bisschen Schlaf getan.

»Wovor?«, fragte er nach einer Weile.
»Vor der Vergangenheit. Davor, dass sie uns einholt.« Meine Vergangenheit war schrecklich. Manchmal wünschte ich mir, sie einfach zu vergessen und neu anzufangen. Aber wie sollte das gehen? Außerdem würde ich sonst alle Erinnerungen an Julian vergessen.

Und allein das war Grund genug, mit meiner Vergangenheit zu leben. Ich war nicht stolz auf mein vorheriges Leben. Seit ich Julian kannte, hatte sich viel verändert. Mir inklusive.

Gegenwart:

Es wird nicht dunkel, dafür ist es noch zu früh, aber die Wolken bedecken immer weiter den Himmel und lassen mich in meinem dünnen Top erzittern. Keine Ahnung, wie ich es nach einer Ewigkeit trotzdem schaffe, Julians Haus zu finden.

Auf den äußeren Eindruck achte ich gar nicht, sondern renne sofort zu Julians Haustür. Angespannt klingle ich, wobei ich keine Ahnung habe, was ich eigentlich tun werde, wenn Julian wirklich zu Hause ist.

Die Tür öffnet sich mit einem leisen Knarren. »Julian?« In dem schwachen Licht ist sein Gesicht kaum erkennbar. Mein Herz klopf in schnellem Tempo.

»Jacob!«, verbessert mich das immer deutlicher werdende Gesicht. Wow, mit einem älteren Bruder habe ich nicht gerechnet. Dann sieht er auch noch haargenau so aus wie Julian. Stimmt gar nicht, seine Haare sind dunkler und während er grinst, bilden sich kleine Grübchen um seinen Mund herum.

Offensichtlich erkennt er mich sofort und lehnt sich amüsiert an den Türrahmen. »Was gibt's?«, fragt er gelassen. Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass nicht Julian vor mir steht.

»Julian ist nicht da!«, grinst er. Er weiß also doch, warum ich hier bin. Na toll, ich werde von einem zum nächsten Ort geschickt, ohne Erfolg. Seufzend lasse ich meine Arme baumeln. »Weißt du, wo er ist, Jacob?« Langsam nervt mich diese Sucherei.

»Ja.« Angespannt warte ich auf eine weitere Aussage von Julians Bruder. Jedoch zuckt dieser bloß mit seinen Schultern und richtet sich gerade auf. Wie kann er noch größer sein als Julian?

»Kannst du mir vielleicht auch sagen, wo das ist?« Genervt schnaufe ich und kalkuliere in meinem Kopf die Chance, endlich einmal fündig zu werden. So wie es aussieht geht diese gegen Null. »Warum sollte ich dir das sagen?«

Was ist bloß los mit dieser Familie? Können die keine Fragen beantworten, oder wie?

»Weil-« Darauf weiß ich nun wirklich keine Antwort mehr. Von Jacob fühle ich mich überrumpelt. Augenblicklich wünsche ich mir, nie hier her gekommen zu sein. Ich werde Julian sowieso nicht sofort sehen.

»Ich warte?«, drängt Jacob mich zu einer Erklärung. Noch immer scheint er die ganze Situation belustigend zu finden. Ich aber nicht.

»Weißt du was, sag ihm doch einfach, dass ich da war!« Aufgebracht fuchtle ich mit den Händen in der Luft herum. Seit ich beide wieder nutzen kann, tue ich das auch ausgelassen.

Weil Jacob auch darauf nicht reagiert, schüttle ich den Kopf und kann einfach nicht fassen, warum ich ständig von allen reingelegt werde.

»Emilia, warte! Er bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich dich vergrault habe!« Ach, was er nicht sagt? Ist das so, ja? »Also?« Jacob verdreht die Augen. »Ich fahre dich!«

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt