𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝚉𝚠𝚎𝚒𝚞𝚗𝚍𝚟𝚒𝚎𝚛𝚣𝚒𝚐

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Vier Jahre vor dem Unfall:

Wir saßen zusammen gekuschelt auf der Couch und sahen durch Mom's Jahrbücher. Ich war fasziniert von den vielen Bildern und was auf ihnen zu sehen war. Besonders gefielen mir die Seiten über ihren Abschlussball. So schöne Kleider und so viele lachende Gesichter.

»Das möchte ich auch! Genauso einen unvergesslichen Abend wie du ihn hattest!«
Mom lächelte schwach. »Das wirst du bestimmt!«

Gegenwart:

Als ich in Northbrook einige Besorgungen erledige, was Make-Up und Styling für den Abschlussball betrifft, muss ich eine merkwürdige Erfahrung machen.

Da ich meinen Schulabschluss durch meine privaten Schwierigkeiten total verdrängt habe, stehe ich mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf nun vor den Regalen des Drogeriemarktes.

Wie schminkt man sich denn perfekt für solch einen Anlass? Ich hole gerade mein Handy heraus, um Jo anzurufen, in der Hoffnung, dass sie einmal in ihrem Leben an ihr Handy geht. Doch zwei tuschelnde Frauen lenken meine Aufmerksamkeit auf sich.

Als sie meine starren Blicke bemerken, verstummen sie sofort, doch scheuen sich nicht davor ihr Missachten mir gegenüber zu zeigen.

Ungläubig sehe ich mich zu allen Seiten um, ob sie nicht doch jemand anderen meinen. Doch es ist ziemlich offensichtlich, dass ich ihr Zielobjekt bin.

Dabei machen die beiden auf den ersten Blick einen ziemlich netten Eindruck. Eine von ihnen ist schwanger, was an ihrem schon halb runden Bauch erkennbar ist.

Die andere hilft ihr bei den Einkäufen und hat ein sehr schönes, dezentes Make-Up im Gesicht. Wenn sie mich nicht so mustern würde, hätte ich mich vielleicht danach erkundigt.

»Kann ich Ihnen helfen?«, bringe ich all meinen Mut hervor, um die beiden anzusprechen. Die Schwangere schüttelt abwertend den Kopf und beide drehen sich ohne ein Wort weg zu den Regalen.

Verwirrt und etwas eingeschüchtert starre ich auf die Lippenstifte.

Habe ich etwas falsch gemacht? Kennen die mich etwa? Das ist schon wieder eine dieser peinlichen Situation, in denen ich mich einfach nur mickrig und hilflos fühle dank meiner verlorenen Erinnerungen.

»Ich bin ja so froh darüber, dass du dich doch dazu entschieden hast, die Kleine zu behalten!«, spricht die Frau auffällig zu ihrer schwangeren Freundin.

»Ich auch! Ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht, sie schon nach zwei Monaten Entwicklung abzutreiben!«

Kopfschüttelnd lasse ich den Lippenstift aus und entferne mich in schnellem Tempo von den beiden, dessen Intentionen ich nicht nachvollziehen kann.

Ich habe nun die wichtigsten Sachen zusammen, mit denen ich hoffentlich etwas anfangen kann, wenn es soweit ist, Lidschatten und Eyeliner zu benutzen.

Leider fehlt mir die nötige Kraft, um mich weiter mit den Frauen zu beschäftigen, denn nach dem Einkauf heißt es erstmal Schule. Glücklicherweise habe ich alle Prüfungen geschrieben und auch mit größerem Erfolg bestanden als ich erwartet habe. Dennoch ist das Schuljahr noch nicht beendet.

Ich habe mich dafür entschieden, nach den Sommerferien ein Soziales Jahr zu machen und vielleicht in einer Kindertagesstätte oder Ähnlichem zu arbeiten.

Ich kenne mich noch nicht lange genug, um zu beurteilen, was ich studieren möchte. Und da ich unbedingt die richtige Wahl treffen möchte, warte ich lieber noch.

In der Schule laufen dauerhaft die Vorbereitungen für den Abschlussball in einer Woche und es wird jede helfende Hand gebraucht.

Da ich mich ohne Lernstoff und Hobbys sowieso zu Hause langweile habe ich mich für die Organisation der Attraktionen eingeschrieben und dank Samanthas Hilfe bei Bennet, wollen die mich tatsächlich noch dabei haben. Zusammen mit ihr und den anderen aus dem Team verbringe ich den ganzen Nachmittag damit, letzte Anrufe zu tätigen, den Termin zu vereinbaren und Programme anzufertigen.

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt