Zwei Wochen vor dem Unfall:
Egal, was ich auch versuchte, meine Eltern hörten mir nicht zu. Sie interessierten sich schon gar nicht mehr für das, was ich zu sagen hatte, weil sie bloß auf eine dreckige Lüge fokussiert waren.
»Glaub mir, Dad. Es ist nicht seine Schuld!«
»Du hast gar nichts mehr zu sagen. Du hast schon genug Sachen angestellt!«
Seinem harten Widerspruch hatte ich nichts mehr entgegenzustellen, deshalb schaute ich apathisch zu Boden. Hin oder her, ich konnte diese Situation nicht schönreden.Gegenwart:
Ehrlich gesagt bin ich ein ziemlich komplizierter Mensch. Meine derzeitige Situation macht es auch nicht besser. Manchmal verstehe ich mich selbst nicht und weiß nicht, wie mich irgendjemand anderes verstehen soll. Besonders Julian.
Ich mag mich nicht sonderlich. Zumindest die Emilia, die immer wieder auftaucht, wenn ich sie verdrängen will. Die überhebliche Emilia, die sich für nichts interessiert außer sich selbst.
Nachdem ich gestern todmüde so wie ich war ins Bett gefallen bin, habe ich natürlich vergessen, mir einen Wecker zu stellen. Es ist also das zweite Mal in Folge, dass ich verschlafe. Nachdem Julian mich heil nach Hause geschmuggelt hat, war mein Bett meine größte Schwäche.
Um fünf vor acht stürmt Simon in mein Zimmer. »Emilia! Scheiße!« So schnell er kann hetzt er zu meinem Bett und reißt mir die Bettdecke unter den Füßen weg. Ich murmle etwas von Gemeinheit, realisiere jedoch sehr schnell, dass ich in fünf Minuten losmuss.
Plötzlich geht alles ganz schnell. So wie ich auch eingeschlafen bin, stehe ich nun auf und renne hektisch ins Bad. Mit der Zahnbürste im Mund stopfe ich irgendwelche Sachen in meine Tasche und streife mir unten Schuhe und Jacke über. Für essen und trinken bleibt keine Zeit, deswegen klaue ich mir etwas aus Mom's Spardose. Das werde ich ihr später erklären.
Um eine Minute vor Acht habe ich es tatsächlich geschafft, in dreckiger Jeans und ungekämmten Haaren vor der Tür zu stehen. Gerade noch rechtzeitig, als Simon vorfährt. Blakes Mitfahrgelegenheit habe ich heute wohl verpasst.
Schnaufend steige ich bei Simon ins Auto und suche hektisch in meiner Tasche irgendein nützliches Puder. Ich finde Handcreme und einen Labello. Keine Haarbürste und auch kein Deckstift. Mist.
»Was ist denn in dich gefahren?« Simon biegt nach rechts ab. Für meine Nerven schaut er extra einmal mehr nach links und biegt dann erst ab. Ob ich die Folgen des Unfalls je überwinden werde?
»Wonach sieht es denn aus, Simon? Ich habe verschlafen!« Die ersten Worte an diesem Morgen kommen mir sehr schwer aus der Kehle.
»Ich meine deine Klamotten. So schlimm sahst du seit Tante Mays Tod nicht aus.« Zeit, um zu rätzeln, wer diese Tante May war, bleibt mir nicht. Erschrocken blicke ich an mir hinunter. Auf meiner Jeans sind Flecken, die ich nicht deuten kann. Mein Top ist komplett zerknittert und einige Fäden lösen sich von dem Stoff.
Mir entfährt ein kleiner Fluch, weil mir in dem Moment bewusst wird, dass ich noch Julians Jacke anhabe. Gestern muss ich wohl vergessen haben, sie ihm wieder zu geben. Unmöglich kann ich so in der Schule aufkreuzen.
Ruckartig drehe ich mich um und suche die Rückbank nach einer Alternative ab. Schnaufend lasse ich mich zurück in den Sitz fallen, weil ich nicht fündig werde. »Hallo? Erde an Emilia?«
»Hm?« Meine Laune ist jetzt schon ganz weit unten und der Tag hat gerade erst begonnen.
»Wem gehört die Jacke?«
»Blake.« Zu lügen fällt mir nicht mal schwer, was eigentlich traurig ist.Simon zieht seine Augenbraue hoch und scannt mich von oben bis unten ab. »Also warst du gestern bei ihm? Ich hab gar nichts gehört. Wann bist du nach Hause gekommen?« Simon packt mich ins Verhör, aber ich bin mit meinen Gedanken woanders und antworte daher nur brüchig.
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𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~
Romance»Was willst du wissen?« »Hast du mich wirklich so gemocht?« Er braucht nicht lange, um darauf zu antworten. »Ich habe dich geliebt. Und ich tue es immer noch.« *** Emilia Sant erwacht nach einem schlimmen Autounfall ohne jegliche Erinnerungen an ih...