„Du bist ziemlich schlau", stolperte es aus Jungkooks Mund und er lief in der gleichen Sekunde purpurrot an. „Also nicht... ich dachte nie, dass du— also, ich weiß, dass du nicht dumm bist! Ich dachte kein einziges Mal, dass du... Du bist wirklich, wirklich schlau und ehm... also—"
Jesus.
Er plapperte wie ein Verrückter.
„Also, ich— du—"
Weiter kam Jungkook nicht, denn die Lehrerin stolzierte in den Raum und blickte überprüfend durch die Gegend. Ihre dunklen Haare, die bereits graue Stellen aufwiesen, waren in einen strengen Dutt gebunden, dass es beinahe schmerzhaft wirkte.
Wenigstens konnte er so nicht noch mehr Blödsinn vor sich hin stottern.
Jungkook machte sich kleiner auf seinem Stuhl und rutschte näher zu Taehyung. Das brachte Taehyung zum Aufblicken und konnte spüren, wie sich seine Schultern bei dem Körperkontakt anspannten, doch Jungkook wollte nicht, dass die Lehrerin ihn sah, also duckte er sich nur mehr und ignorierte Taehyungs wütenden Blick, der sich in seinen Kopf bohrte.
Er dachte gerade, dass sie sein Zuspätkommen vergessen oder nicht bemerkt hatte, als sie plötzlich sagte: „Jungkook, es ist schön, dein Gesicht zu sehen, nachdem du dich eine Stunde verspätet hast. Die Fehlstunde wurde bereits eingetragen. Kommt das öfters vor, bin ich gezwungen, deine Eltern anzurufen."
Jungkook konnte schwören, Taehyung belustigt Schnauben gehört zu haben.
„Entschuldigung", murmelte er.
Sie seufzte.
Jungkook dachte schon, sie würde endlich gehen und ihn in Ruhe lassen, doch sie kam mit schnellen Schritten zu ihnen rüber, ein zweifelnder Ausdruck in ihrem Gesicht. Ihre Augen huschten über das Blatt Papier und dann blickte sie einmal Jungkook an und dann Taehyung, der aufgehört hatte, auf dem Taschenrechner zu tippen.
„Jungkook, verstehst du das?", fragte sie und zeigte auf die erste Aufgabe.
Jungkook schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Und das?"
Die gleiche Geste.
Sie seufzte. „Und das? Das haben wir in der ersten Klasse gemacht. Das sind Grundlagen, die du beherrschen musst."
Jungkook wurde rot.
„Taehyung", sagte sie streng.
Der Angesprochene blickte langsam auf—etwas blitzte in seinen Augen auf.
„Ich habe mir etwas bei der Gruppeneinteilung gedacht. Es hat einen Grund, warum ich dich und Jungkook zusammengetan habe. Du sollst ihm die Aufgaben erklären und ihn auch etwas rechnen lassen und nicht alles allein erledigen. Das hier ist eine Gruppenarbeit", kam ihre Standpauke und Jungkook schloss beschämt die Augen. Er war also der dumme Junge, den Taehyung etwas lehren musste. „Hast du verstanden?"
Taehyung regte keinen Muskel.
„Du musst sprechen. Erklär's ihm."
Erst als die Stille im Raum unerträglich wurde, verstand Jungkook, dass alle Schüler ihre Augen auf sie gerichtet hatten. Oder besser gesagt, auf Taehyung, der dem Befehl der Lehrerin nicht nachging und still blieb.
Seht weg.
Jungkook wurde wieder warm im Gesicht—Schweiß brach unter seinen Achseln aus.
Seht weg.
„Erklär ihm die erste Aufgabe", befahl sie wieder.
Ein Räuspern erklang aus der ersten Reihe.
Taehyung lehnte sich nach hinten und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Geste hatte etwas Provozierendes an sich.
Die Lehrerin wurde ganz rot vor Wut—oder Scham. Es kam nicht oft vor, dass man ihr widersetzte. Sie strahlte so eine starke Autorität aus, dass jeder unter ihrem Blick zu Pudding wurde. Doch Taehyung... Taehyung schien diese Wut bereits lange in sich zu tragen und ließ sich nicht beirren—nicht von ihr. Er streckte bloß das Kinn etwas höher und hielt den Mund geschlossen.
Im Hintergrund flüsterten einige Schüler: „Freak" oder „Armer Jungkook" oder „Hoffentlich steckt er Jungkook nicht mit seiner Stummheit an" oder „Kann der Typ mal seinen Mund aufmachen? Das kann doch nicht so schwer sein"...
Jungkook war so entsetzt, als er das hörte, dass sein Magen sich drehte und die Welt kurz schwankte.
Seht endlich weg!
Taehyung rollte bloß mit den Augen, als wäre er Schlimmeres gewohnt.
Die Lehrerin sagte nichts zu dem Gemurmel und vielleicht war das sogar das Schrecklichste an dem Ganzen.
Warum sagt sie nichts?
„Na gut", sagte die Lehrerin knapp. „Ihr müsst das untereinander klären, wie ihr in Zukunft weitermachen wollt. Jungkook ich weiß, dass du es nötig hast und Taehyung ich weiß, dass du die Fähigkeit hast, ihm zu helfen. Vielleicht mehr als du glaubst."
Mit diesen Worten verließ sie das Klassenzimmer und Jungkook konnte wirklich nur hoffen, dass der morgige Tag besser werden würde.
„Oh, Gott", murmelte Jungkook. „Mir ist schlecht."
Taehyung hatte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck aufgesetzt—er hatte gerade einer Lehrern die Stirn geboten und saß trotzdem unberührt in seinem Stuhl.
„Jetzt wird sie mich nur noch mehr hassen", wimmerte er weiter.
Es war noch immer zu still.
Alle starrten weiter.
Himmel.
Jungkooks Schultern blieben angespannt, sein Atem wurde hektischer—schneller.
Was mussten sich die anderen denken?
Was sahen sie, wenn sie Jungkook und Taehyung anblickten?
Alles in ihm vibrierte und er konnte kaum atmen, obwohl er so schnell nach Luft rang.
Hatte er etwas im Gesicht, weil sie noch immer starrten?
Schwitze er?
Oh Gott.
Taehyung warf plötzlich jedem einzelnen einen wütenden Blick zu, der vor lauter Hass nur so sprühte und Jungkook konnte nur beten, dass er niemals so angesehen werden würde.
„Hey", kläffte Hoseok alle an, die den Blick von Taehyung und Jungkook nicht abwenden konnten, als wären sie ein Tier im Zoo. Fühlte sich Taehyung ganze Zeit so? Wie ein eingesperrtes Tier, das jeder anstarrte? „Was glotzt ihr so? Macht eure Aufgaben weiter. Die Show ist vorbei."
„Gott sei Dank", sagte Jungkook mit viel zu hoher Stimme.
Hoseok warf ihm einen besorgten Blick zu und deutete auf sein Gesicht—oder Hals. Er wusste es nicht genau, seine Sicht war etwas verschwommen.
Jungkook hatte vermutlich Stressflecken auf der Haut—rote, große Stellen, die juckten und brannten und immer nur dann erschienen, wenn er enorm unter Stress stand.
Er zog sein T-Shirt höher und versuchte, seinen Puls zu beruhigen.
Alles war in Ordnung.
Keiner starrte mehr.
Alles war okay.
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All The Words You Never Said [VKOOK]
Fiksi Penggemar[BEENDET] Der Junge mit der Brille war alles, woran Jungkook denken konnte. Kim Taehyung sprach nicht, er zog sich zurück und um ihn lauerte eine dunkle, wütende Wolke, die Donner und Blitze spuckte, doch Jungkook hatte schon immer etwas für Gewit...