Kapitel 37

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„Du bist es", sagte Juhee. „Schon wieder."

Jungkook lächelte schief und rieb sich die Hände. „Ich bin es, schon wieder. Hallo."

Sie kniff die Augen zusammen. „Das ist das fünfte Mal diese Woche, Jungkook."

Er schluckte. „Ich—Ich weiß."

Jungkook stritt nicht ab, dass Taehyung und er seit ihrer besonderen Nacht jeden Tag zusammen verbrachten. Er selbst schwebte auf Wolke sieben, denn er hatte Taehyung dauernd um sich. Sie küssten sich, wann sie nur konnten. Der Körperkontakt war so intensiv wie noch nie und Taehyung... Taehyung war wundervoll. Jungkook war so verliebt, dass er sich nicht mal traute, Taehyung vor seinen Freunden länger als zwei Sekunden anzusehen, aus Angst, er würde ihn mit Küssen überhäufen.

Juhee seufzte und öffnete die Tür weit, damit Jungkook eintreten konnte. „Taehyung zieht sich gerade um, wenn ich die Geräusche, die aus seinem Zimmer kommen, richtig zuordnen kann." Sie räusperte sich, als hätte sie sich versprochen.

Jungkook wurde heiß, wenn er daran dachte, was sie schon alles gehört haben musste. „Oh, okay. Ich warte hier."

Eine unangenehme Stille breitete sich aus.

„Wem gehört das Auto draußen?", fragte Juhee plötzlich.

„Hm?", summte Jungkook.

„Da steht ein blaues Auto draußen."

„Achso, das blaue. Das... das blaue. Das—das gehört meiner Mutter."

„Und wieso steht das Auto deiner Mutter vor unserer Wohnung?", fragte Juhee ungeduldig. Sie musste merken, dass etwas nicht stimmte.

Jungkook verzog langsam das Gesicht, als hätte er etwas Faules gegessen. „Naja—"

Juhee blinzelte irritiert, dann öffnete sich ihr Mund ungläubig und sie stieß ein Lachen aus. Sie lachte tatsächlich. Jungkook glaubte, noch nie ein komischeres Geräusch gehört zu haben. „Du willst, dass Taehyung in das Auto steigt?"

Als er nichts darauf sagte, begann sie, ihren Kopf zu schütteln. „Es ist sehr... nett, dass du es versuchst. Aber er wird nicht einsteigen. Das solltest du am besten wissen."

Juhee glaubte, Taehyung zu kennen und alles über ihn zu wissen, nur weil sie zusammenlebten, doch sie wusste nichts.

Sie wusste nicht, dass Taehyung mit Jungkook sprach.

Sie wusste nicht, wie sehr Taehyung noch immer unter dem Tod seiner Eltern litt.

Sie wusste nicht, dass er immer noch jeden Tag von Alpträumen geplagt wurde und sie wusste nicht, wie tief der Schmerz in ihm saß.

„Ich habe es versucht, Jungkook. Ich habe es wirklich versucht. Er hat jedes Mal einen Anfall bekommen, wenn ich mit ihm wohin fahren wollte."

Taehyung hatte ihm erzählt, dass sie ihn ins Auto zerren wollte.

Sie hatte es nicht gut genug versucht.

Nicht geduldig genug.

Und sie hat es schon gar nicht so versucht, wie Taehyung es verdient hätte.

Aber Jungkook war zu nett, um ihr das zu sagen. Er war sich sicher, dass sie in ihren Augen wirklich alles versucht hatte, was sie für richtig hielt.

„Er möchte ja nicht einmal in den Bus einsteigen! Ich verstehe das nicht. Was hat denn der Bus mit dem Autounfall seiner—"

Sie brach ab, als Taehyung um die Ecke kam. Sofort blieb er stehen, als hätte er gemerkt, dass sie gerade über jenen Tag sprach, der sein Leben auf den Kopf stellte.

All The Words You Never Said [VKOOK]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt