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O D E T T E

Mit geschlossenen Augen lausche ich der Melodie, die aus der Musikbox ertönt und gehe noch einmal die Schritte nach, die ein wichtiger Bestandteil meiner Choreografie sind. Ich kann seine brennenden Blicke auf mir spüren, doch ich ignoriere sie. Ich liebe Corentín. Wie könnte ich auch nicht? Er ist mein Bruder. Er ist alles, was ich besitze. 
Der Geruch von Bacon liegt in der Luft. Sofort sammelt sich eine Unmenge von Speichel in meinem Mund, zu gern würde ich wieder Bacon essen, doch das geht nicht. Noch nicht jedenfalls. Auch wenn ich meinen Avocadotoast über alles liebe, vor allem mit hauchdünnem Lachs darüber kann es den Bacon nicht toppen.
Odette! Das Essen ist fertig! ⋘, höre ich meinen Bruder über die laute Musik rufen. Allerdings ignoriere ich seinen Ruf und bewege mich weiterhin zur Musik. Von mir wird hundertprozentige Leistung erwartet, da kann ich auch einmal auf mein Essen verzichten. Würde mir definitiv nicht schaden. 
Ich kann die schweren Schritte von Corentín spüren, dank dieser Wohnung kann ich alles hören oder aber auch spüren, genauso wie seine schweren Schritte, die sich Richtung Musikbox bewegen. 
Die Musik wird ausgeschaltet, doch ich tanze weiter. Ein Arm wird um meine Taille gelegt, ich werde gegen eine harte Brust gezogen, die mich aus meiner Gedankenwelt zurückholt.
Mein Atem ist abgehakt, ich bin außer Puste. Wie automatisch legen sich meine Hände auf seine Brust, die hingegen winzig aussehen. ⋙Du sollst dir nicht die Füße wund tanzen! ⋘, Corentíns Stimme ist ganz nah, doch ich traue mich nicht aufzublicken. Allerdings verstehe ich etwas nicht. Wie kam er darauf, dass ich mir die Füße wund tanze, wenn ich überhaupt keine Spitzenschuhe trage? 
Ich kann mir die Füße nicht wund tanzen, wenn ich keine Spitzenschuhe trage, Corentin. ⋘, langsam hebe ich meinen Kopf und lege ihn in den Nacken, um ihm endlich ins Gesicht zusehen. Jedoch ziehe ich unbemerkt die Luft zwischen meinen Zähnen ein, als ich erkenne, wie nah er mir doch ist. Ich fühle mich unwohl, sein durchdringender Blick, der sich in meine Seele bohrt, ist nicht ansatzweise so schlimm wie das Gefühl, welches in mir wie wild tobt. 
Er beschützt mich, hütet mich wie einen Diamanten und doch dreht sich mir der Magen bei der Vorstellung, dass ich ihn mehr liebe, als ich sollte. 
Odette, du tanzt dir die Füße kaputt, wenn du so weiter machst! Ob mit oder ohne Spitzenschuhe! ⋘, knurrt er gefährlich nah an meinen Lippen, ehe er mich plötzlich loslässt und sich von mir entfernt. Mein Atem ist hektisch, mein Puls überschlägt sich, ehe es kräftig weiter pumpt. Ich weiß nicht, wieso doch die plötzliche Distanz zwischen uns macht es mir zu schaffen. Ich möchte nicht, dass er sich von mir entfernt. Dass er mir seinen Rücken zudreht, nachdem er mir so nah gekommen ist. 
Eine unbändige Wut überkommt mich auf ihn, auf seine Freundin, einfach auf alles! Ich bin eifersüchtig, eifersüchtig auf seine Freundin, die ihm so nah sein darf. Neid, dass sie seine Nummer eins ist und nicht ich! ⋙Fick deine Freundin nicht in meiner Anwesenheit. ⋘, schockiert über mich selbst schlage ich mir die Hand auf meinen Mund. Ich weiß nicht woher das raus gekommen ist. Es hatte ja noch nicht einmal etwas mit der Konversation zutun! Wie oft möchte ich mich noch zum Affen machen?
Corentín hält in seiner Bewegung inne, ich kann sehen, wie sich seine Muskeln wegen meinen Worten anspannt. Gott, falls du existierst, erlöse mich von diesem Moment! 
Das Essen wird kalt. ⋘, erwidert er nur und bewegt sich auf unseren kleinen Esstisch zu und nimmt auf seinem Stuhl Platz.  Langsam und jeden meiner Schritte bedacht, laufe ich auf den Esstisch zu. Auf dem Tisch ist ein Teller voll mit Bacon. Ich ziehe die Augenbrauen kraus. Seit wann isst mein Bruder so viel?
Du wirst mitessen. ⋘, kommentiert er nur meinen verwirrten Blick und lässt mich in meiner Bewegung innehalten. ⋙Du weißt, ich kann nicht. ⋘, versuche ich mich da irgendwie rauszureden, doch ohne jeglichen Erfolg. ⋙Das ist mir relativ. Jeden Tag isst du zum Frühstück diesen Avocadotoast. Heute wirst du Bacon essen! ⋘, befehligt er mir und greift selbst zum Bacon zu. 
Geschlagen lasse ich mich auf meinem Platz nieder. Es liegt eine Peinliche oder besser gesagt eine unangenehme Atmosphäre in der Luft. Corentin benimmt sich jedoch so, als wäre alles in bester Ordnung, was ich nicht verstehen kann.
Du.. Also.. ⋘, versuche ich ein Gespräch aufzubauen, jedoch erfolglos. Dennoch schaut Corentín zu mir und lässt mich nicht aus den Augen. Seine Züge sind weich, seine Augen glänzen wunderschön, lassen mich wissen, dass alles in Ordnung ist und er mir nicht böse ist. 
Meine Seele hat sich beruhigt, doch mein Herz nicht. Beim Anblick vom fettigen Bacon dreht sich mir der Magen. Kräftig schlucke ich den Kloß in meinem Hals und greife nach meiner Gabel und greife zu. 
Ich liebe Bacon, doch mein Magen hat sich an leichte Sachen am Morgen gewöhnt, dieser fettige Bacon würde nur meinen Würgereiz provozieren. Tief atme ich durch, schließe meine Augen und beiße in den knusprigen Bacon.

Das letzte Kapitel für dieses Jahr! Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr und einen guten Rutsch!

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Das letzte Kapitel für dieses Jahr!
Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr und einen guten Rutsch!

Ich freue mich, wenn die Geschichte erst so richtig losgeht

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