OdetteCorentín ist nicht Tod? Was erzählt er mir da für einen Mist? Schnaubend wische ich mir über meine nassen Wangen. ⋙ Corentín lebt! Was erzählen sie da für ein Mist? ⋘, erwidere ich sauer und schaue dem Mann vor mir in die Augen, der sich wieder eingekriegt hat und sich die Brille auf die Nase gesetzt hat.
⋙Du hast die Neuroleptika nicht eingenommen, die wir dir gegeben haben. ⋘, wissend schaut er mich an und überschlägt erneut sein Bein über das andere und schreibt etwas auf, was mich nervös mit den Händen spielen lässt. ⋙Ich weiß nicht, wovon sie sprechen. ⋘, erwidere ich und beiße mir auf die Unterlippe.
-
Flieh von hier, flieh in die Arme deines Bruders.
Renn aus dem Raum, die Tür ist nicht weit entfernt.
-
⋙Odette, das, was du siehst, ist nicht real. ⋘, versucht er es mir ruhig beizubringen, doch ich sträube mich dagegen. Ich möchte nichts davon hören! ⋙Nein! Sie haben doch ein Knall! ⋘, sage ich und zeige ihm den Vogel. Darf ein Psychologe so etwas denn sagen? ⋙Du hast dir eine eigene Welt erschaffen, in der du lebst, Odette. Doch du weißt, dass diese Welt nicht echt ist. Du möchtest es, doch sie ist nun mal nicht echt! Sträube dich nicht gegen die Hilfe, die du angeboten bekommst! ⋘, was erzählt er da? Wieso gibt er solch ein Schwachsinn von sich? Wieso versucht er mir einzureden, dass es nicht real ist?
⋙Weil sie nicht echt ist. ⋘, mein Blick schnellt in die Mitte des Büros zu der Stimme, die so sehr nach Corentín klingt. Mein Herz pocht wie wild, als ich Corentín mitten im Raum erblicke. ⋙ Corentín ⋘, hauche ich den Tränen nah und erhebe mich von meinem Sessel. Tief in meinem Herzen weiß ich, dass er nicht mehr bei mir ist, allerdings verdränge ich diese Gedanken.
Als ich einen Schritt Richtung Mitte wagen möchte, werde ich in meinem Vorhaben von einer Stimme unterbrochen. ⋙Es ist nicht echt, Odette. ⋘, langsam drehe ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme erschien. ⋙ Corentín ist da! ⋘, freudig schaue ich meinen Psychologen an, der nur traurig den Kopf schüttelt.
⋙Sehen sie ihn nicht? ⋘, meine Stimme klingt deutlich enttäuscht, doch als er nur den Kopf schüttelt, legt sich meine Stirn in Falten. ⋙Nein, ich sehe ihn nicht, Odette. ⋘, erwidert er, woraufhin ich ihn verwirrt anschaue.
Wieso sieht er ihn nicht? Er steht doch genau da!
Ich schaue wieder zu Corentín, der mitten im Raum steht und schaue daraufhin wieder zu meinem Psychologen. ⋙Aber Doktor. Chevalier, Corentín steht direkt da! ⋘, hektisch deute ich mit meinem Finger auf Corentín, der mitten im Raum steht. Chevalier verfolgt meinem Finger, schaut genau dorthin, wo ich hin zeige, ehe er mich wieder anblickt. ⋙Er ist nicht echt, Odette. ⋘, wiederholt er sich, was mich stutzen lässt, ehe die Wut in mir aufkeimt. ⋙Er ist echt! Er steht genau da! ⋘, brülle ich wütend, woher die Stimmungsschwankungen kommen, weiß ich nicht. Doch Corentín Anwesenheit zu verleugnen, lässt mich schwarz sehen!
Wütend wende ich den Blick von Doktor Chevalier ab und laufe auf Corentín zu, der bereits seine Arme für mich ausgebreitet hat. Ich schaue ihn lächelnd an, was er augenblicklich erwidert, ehe ich mich seufzend in seine Arme werfe.
⋙Ich habe dich vermisst... ⋘, murmle ich an seiner Brust und schaue daraufhin zu ihm hinauf.
⋙Ich bin nicht echt, Odette. ⋘, raunt er, als er sein Gesicht nur noch paar Zentimeter vor meinem Gesicht schwebt. ⋙Aber was sagst du denn da, Corentín? ⋘, lache ich leise und drücke mich von seiner Brust, um besser in sein wunderschönes Gesicht zu schauen. ⋙Ich bin nicht echt, Odette. Ich bin nur in deinem Kopf. ⋘, ein schwaches Lächeln ziert seine Lippen, ehe er ein Schritt von mir zurücktritt. ⋙Du bist nicht in meinem Kopf! Du stehst genau vor mir! ⋘, verzweifelt raufe ich mir die Haare, bis mir ein Gedanke in den Sinn kommt.
Ich schaue über meine Schulter, direkt in die Augen des Doktors und pikse mit meinem Zeigefinger in Corentín Brust. ⋙Sie sehen ihn auch, stimmts? ⋘, frage ich verzweifelnd und lächle den Doktor bittend an, damit er es bestätigen kann. Er soll bestätigen, dass Corentín hier im Raum steht! Doch dieser schüttelt nur verneinend den Kopf und beobachtet das ganze Spektakel weiterhin, während er immer wieder etwas aufschreibt.
-
Er ist nur in deinem Kopf! Höre ich die Stimme in meinem Kopf sagen.
Das alles ist nicht echt. Dein Bruder ist nicht echt, gar nichts ist echt! Alles ist nur in deinem Kopf! Du hast nur das gesehen, was du sehen wolltest! Gehässig lachen die Stimmen in meinem Kopf.
-
⋙Nein! ⋘, verzweifelt schlage ich meine Hände auf die Ohren, um ihre Lache nicht mehr zu hören.
Mein Blick schnellt zu Corentín, doch mit einem Mal bereue ich es, ihn angeschaut zu haben.
Kreischend gehe ich einige Schritte zurück, ehe ich über meine eigenen Fersen stolpere und volle Kanne auf dem Boden lande. Panisch robbe ich über den Boden zurück, Weiterweg von Corentíns verunstaltete Gestalt. Ein Loch ist in seinem Brustkorb zu sehen, überall an seinem Shirt klebt Blut. Schluchzend halte ich mir die Hände vor die Augen, um mir diesen schrecklichen Anblick zu ersparen.
Doch als plötzlich Hände nach mir greifen, schlage ich wild um mich, kreische und wehre mich gegen die Hände, die mich durchschütteln, ehe ich die Augen öffne und in das Gesicht von Doktor Chevalier sehe.
⋙Odette! Komm zu dir! ⋘, ruft seine Stimme, die nur im Rausch zu mir durchdringt. ⋙Komm zu dir! ⋘, er rüttelt mich an meinen Schultern durch, doch meine Augen huschen zu der Stelle, an der Corentín steht. Jedoch steht er dort nicht mehr. Dort steht niemand.
Doktor. Chevalier scheint meinen Blick zu sehen, denn er folgt diesen sofort unaufgefordert und schaut mir wieder in die Augen. ⋙Er stand vor paar Sekunden dort... Er hat mich hierhin gebracht...? Wir hatten gemeinsam gefrühstückt...? ⋘, ausdruckslos schaue ich auf die Stelle, genau wo Corentín am Stehen gewesen ist.
⋙Du leidest an Schizophrenie, Odette. Alles, was du gesehen hast, ist nicht echt. ⋘, beantwortet er meine Frage, die ich mir gestellt habe. ⋙Du bist seit zwei Jahren in psychiatrischer Behandlung und die Psychiatrie hast du auch seitdem nicht verlassen. ⋘
⋙Du hast weder heute Morgen mit Corentin gefrühstückt, noch bist du eine Ballerina. ⋘, erzählt er weiter und zerschmettert mein Herz bei jedem weiteren Satz. ⋙Ich kann Corentin nicht sehen, für mich ist er Transparenz nicht sichtbar, doch er ist für dich nicht Transparenz. ⋘, er erzählt und erzählt, jedoch wirkt seine Stimme so weit entfernt, kaum zu hören, als würde er versuchen, durch den Ozean zu mir zubrüllen.
⋙Du kannst ihn sehen, denn du hast in deinem Kopf eine Welt erschaffen, in der dein Bruder noch lebt. Eine Welt, die du angefangen hast mit der Realität zu vermischen. Du kannst weder Realität noch die Welt, die du erschaffen hast, auseinanderhalten. ⋘Ich konnte mich nicht gedulden ✨
!Wichtig!
Hey, ich muss mal etwas los werden und zwar: Es ist meine Geschichte und ich lasse sie genauso enden, wie ich es möchte.
Da kann ich mir keine Respektlosen und beleidigende Kommentare von Lesern geben.Wenn euch die Geschichte nicht gefällt -> da ist Tür
Vor allem kommt mir nicht mit: „die Geschichte wird genauso scheiße enden" an.
Entweder seid ihr konstruktiv oder lässt es sein, sonst wird man auch ganz easy geblockt. (:
DU LIEST GERADE
Me+You = Transparenz
Short StoryABGESCHLOSSEN| Er befreite seine kleine Schwester aus den Fängen ihrer Eltern. Zusammen leben sie in einer kleinen Wohnung, in einer nicht gerade beachtlicher Gegend, obwohl ihr Bruder genug verdiente, um sie in ein schickes Apartment umzusiedeln...