Kapitel 1

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Tick, Tock. Tick, Tock.

Die Uhr auf der anderen Seite des Büros ging mir langsam auf die Nerven.
Normalerweise hätte man diese gar nicht gehört.
Normalerweise war dieser Raum aber auch gefüllt mit Leuten.
Genies in der Verbrechensbekämpfung, Zeugen, Verdächtige, um nur ein paar wenige aufzuzählen.

Dennoch...

Auf meinem Schreibtisch hatte sich ein großes Chaos aus Akten und Papieren breit gemacht.
Berichte über die schrecklichsten Verbrechen des ganzen Landes, welche bis heute nicht aufgeklärt werden konnten.
Nicht einmal etwas über die wahre Identität der Täter konnte je in Erfahrung gebracht werden.
Sie trugen den Titel der Most Wanted,die schlimmsten der Schlimmen.
Wahre Psychopathen, denen es Spaß machte ihren Mitmenschen Schmerzen und Trauer zu bereiten und dies ich am Leiden anderer ergötzten.
Oftmals blieb die Frage offen, ob man diese überhaupt noch als Menschen anerkennen könne.
Manch einer fand wohl passender sie als Monster zu betiteln.


10.Oktober, 2002


Niemals könnte dieser Tag in Vergessenheit geraten.

Es war um die Mittagszeit, die Sonne schien senkrecht über uns.
Ein angenehm warmer Tag für den sonst so kalt gefühlten Monat.
Einsatz am Hafen, an welchem sich die Drogendealer nur so tummelten.
Mein Partner Jeffrey war wie immer ungeduldig, sein Fuß wippte im Takt zu einem Ohrwurm, der Seit Tagen in Dauerschleife im Radio lief.
Wir summten es gemeinsam nach erfolgreicher Verhaftung, feierten unseren Sieg, so dass sich die Kollegen wohl schon fragen was mit uns schiefgelaufen war.

Dieser Tag sollte eine gute Erinnerung sein...
Und doch verlor ich alles was war.

Die Kriminellen, den Zeugen, jegliche Kollegen.
Ebenso wie meinen besten Freund und Partner...
An diesem Tag verlor ich das Lachen,meinen Beruflichen Halt...
Alle von ihnen waren Tot.
Fielen, wie geklatschte Fliegen zu Boden.
Hinterließen einen Teppich aus Leichen und Blut.

Ich erinnere mich, an den verzweifelten Versuch nach Hilfe zu rufen.
Ein Flüstern, dass alles wieder gut werden würde, womit ich wohl mehr mir selbst Hoffnung zu vermachen versuchte während Jeffrey in meinen Armen seinen letzten Atemzug machte.

Micael Weathley.

So nannte sich der Mann der genüsslich fast sämtliches Leben auf diesem Platz ausgelöscht hatte.
Er stand vor mir mit tiefer Leere inden Augen und dem weit gerissenen Lächeln.

„Lebe wohl Detektive Tyler".
Seine letzten Worte bevor es so unendlich kalt wurde.


Was fortlaufend geschah, daran erinnere ich mich nicht.
Lediglich das Erwachen im Krankenhaus und einige viele Gespräche mit meiner Frau um zumindest teilweise wieder klar denken zu können.
Dabei hatte ich eigentlich immer gescherzt, dass sie lediglich Kinderpsychologin sei.

Kinnlanges, leicht gelocktes, violettes Haar.
Leblose, schmale Augen in hellgrün und beige.
Die Größe von ca. 1,70cm.
Micael Weathley.

Dies werde ich niemals vergessen können.

Um seines Willen.


Vielleicht hätte mir an diesem Tag der Tod entgegen kommen sollen, und doch war das Leben mir wohl wohl gesonnen.
Seit dem waren bereits drei Wochen vergangen und dieser Raum hatte sich zu einer persönlichen Zelle entwickelt.

Tief durchatmen Samantha.
Verbanne all deine negativen Gedanken.
Was du hier tust ist mindestens genauso wichtig wie der Außeneinsatz.

Mein Handy vibrierte.
Eine Nachricht von Aubrey, oder eher ein kleiner, grinsender Emoji und ein Herz, die mich wohl aufheitern sollten.
Man, diese Frau wusste immer wann es mir mies ging, als könne sie Gedanken lesen.
Dadurch hat sie mich wohl auch das ein oder andere Mal davor bewahrt mich selbst zu verlieren.

Die netteste und hilfsbereiteste Seele die man auf dieser Welt hätte finden können.
Aubrey half jedem, ob jung oder alt,groß oder klein, Mensch oder Tier.
Dennoch war nicht jeder ein Fan von ihrem langen, graublauem Seidenhaar, welches in einem hellen violett endete oder den kindlich geformten, schwarzen Augen mit ovalförmigen, roten Pupillen, wodurch ihr viel Verachtung entgegen gebracht wurde.
Ich selbst hatte den Mitmenschen oft genug bezeugt, dass ihr Aussehen keinesfalls mit Kosmetik gestellt war.
Mehr als alles andere hasste Aubrey Makeup, nicht einmal bei sehr besonderen Anlässen würde sie etwas solches tragen.

Wenn die Menschen doch nur erkennen würden, dass das Aussehen niemals die inneren Werte widerspiegeln könnte, vielleicht wäre diese Welt nicht so voller Leere, ein Stückchen lebsammer, friedlicher.
Vielleicht waren auch sie nur dies:Leere Seelen die von der Gesellschaft einst gebrochen wurden...

Ich schüttelte den Kopf.

„Hör' auf so viel nachzudenken! Du könntest sowieso nichts daran ändern!"

Ich seufzte.

Ein starker Kaffee wäre jetzt gut zu gebrauchen.


Hach.

So ging es doch gleich besser.

Der Duft von frischem Kaffee konnte noch immer jeglichen Nerv entspannen.
Und doch hätte ich noch immer diese verdammte Uhr in den nächst besten, schalldichten Mülleimer verbannt, was jedoch, womöglich zum Glück, nur ein Gedanke blieb.

Eine lautstarke Diskussion war zu vernehmen, wie eigentlich jeden Tag.
Thompsen und Thompson. Eines der besten Detektive-Duos die es hier geben konnte.
Und dennoch konnten die beiden sich nicht riechen.
So raubten sie schon einem jeden den letzten Nerv, wenn man sie bereits am Aufzug im Untergeschoss streiten hören konnte.
Bei ihren Namen hätte man, wüsste manes nicht besser, denken können, sie wären vermählt.
Es war noch immer ein großes Mysterium wie diese Beiden, Anna Thompsen und William Thompson, überhaupt inder Lage waren zusammen zu arbeiten.
Natürlich würde man sich immer wieder wundern, worüber ihre Streitereien dieses Mal handelten, aber da man lieber nicht dort mit hineingezogen werden wollte, widmete ich mich lieber wieder dem Papierkram zu.


Oh, es ist bereits Nacht...

Nun, wirklich stören tut es nicht.

In Dunkelheit gehüllt wirkt diese Welt sowieso um einiges schöner,

wenn die letzte Hoffnung dem entgegen der künstliche Schein war.

Es war zum lachen.

Wie einfach es doch eigentlich war,einen der angeblich schlimmsten Kriminellen aufzufinden.

Nicht einmal hatte er sich vor der Gesellschaft versteckt und wurde dennoch nicht gefunden.

Ein normales Haus, welches lediglich recht knapp möbliert und mit wenigen, flackernden Lichtern ausgestattet war.

Wie langweilig!

Ich hatte gehofft sie könne das Versteck eines Bösewichts etwas interessanter gestalten.

Es schien sowieso keiner da zu sein.

Vermutlich, weil er an dieser Stelle noch gar nicht wieder auftauchen sollte,

schließlich ist dies hier erst der Beginn der Erzählung.

Wie traurig, dass du noch immer denkst diese Geschichte hier wäre dein Eigentum Autor.

Dabei gehört sie nicht mehr dir,seit du mich verbanntest.

Aus einem kleinen Nebenraum ertönte Musik, Töne, wie eine gebrochene Schallplatte.

Jedem deiner Charaktere hattest du Wunsch und Sehnsucht gegeben, verknüpft an deine eigenen, um sie lebendiger zu machen.

Zu schade.

Denn nun wird weder er noch du bekommen wonach ihr euch sehnt.

Happy FaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt