Kapitel 5

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Jede dieser Wände war tonlos weiß.
Keine Struktur.
Keine Farbe.
Nicht eine Freundlichkeit in dieser Bedrücktheit.


Es war zu spät.
Wir hatten uns versammelt um Abschied zu nehmen.
Einige Kollegen, Verwandte, Freunde, alle waren gekommen.
Die Geräte waren abgeschaltet, es flossen Tränen voll Kummer.
„Mein aufrichtiges Beileid für ihren Verlust.
Ich wünschte man könnte sagen sie hätte nicht gelitten",
sprach der Oberarzt seine letzten Worte.


Stunde um Stunde verging.
Zusammenbrüche der Verzweifelten
bis nur noch wir zwei übrig waren.

In solchen Momenten wurde einem erst richtig bewusst, wie schwach man doch eigentlich war.
Gab es doch nichts, was man hätte tun können um dies zu verhindern.
Egal wie sehr man sich auch immer bemühen vermochte, es war nie genug.
Wie das Schicksal in Stein gemeißelt, welches nur Leid zukommen lies.
Ein Gott, der nur da saß um die Qualen seiner Schöpfung zu begutachten.


Das darf nicht sein!
So durfte es nicht enden!

„Was hast du vor?"
„Ich werde diesem Kerl gehörig mal die Meinung geigen und jedes noch so kleine Detail aus ihm herausquetschen. Der Typ weiß um einiges mehr und ich werde herausfinden was"

Unsere Stimmen sind die der Toten.
Das waren wir ihnen schuldig.
Wieder dorthin zu fahren und mit ihm erneut zu sprechen war wie mit dem Tode zu tanzen,
doch nichts anderes hätte ich gerade lieber getan.


Es war mitten in der Nacht,
klar dass da jegliche Büros wie leergefegt waren.
Aus einem jedoch lief Musik, welche sich aus der Ferne eher wie eine dieser
alten, kaputten Schallplatten anhörte.
Niemand hätte sich um diese Uhrzeit noch in dieser Etage aufhalten dürfen.

Hand an die Waffe.
Langsam die gläserne Tür öffnen.
Deckung wahren.
Es war nicht gerade die Stimmung dazu einem Einbrecher freundlich entgegenzutreten.
Was ich darin entdeckte war allerdings nicht, womit ich gerechnet hatte.
Ich steckte die Waffe weg.

„Du hast uns ganz schön erschreckt Sammy"
„Aubrey, was machst du hier?"
Sie lehnte ihren Kopf zur Seite,
„Ich habe mich nur nett mit Miss Kagejo unterhalten"
„Ich meinte warum du hier bist und was machen sie noch hier?"
„Der Chief hat mich gebeten Aufnahmen zum Mord an Detektive Thompsen zusammenzustellen",
meinte die Technikerin nur.

Simrah Kagejo wurde mir von Mal zu Mal unsympathischer.
Man sollte ein Buch ja bekanntlich nicht nach dem Cover beurteilen.
Doch mit ihrer Obsession von Schwarz und dunklem Türkis, gemischt mit schmalen, grell gelben Augen wirkte sie dahingehend wie ein Drache.
Und ihre Fröhlichkeit kam mir schon immer gespielt vor.

„Du bist nicht nachhause gekommen Sammy, da habe ich mir Sorgen gemacht",
Aubrey strich ihre Finger durch mein Haar,
„Miss Kagejo war so freundlich mich hier auf dich warten zu lassen"
„Woher wusstest du dass ich herkommen würde?"
„Ach little Sammy, du bist doch immer hier wenn du nicht bei mir bist".
Sie drückte mit einen Kuss auf die Stirn, als wäre ich eines dieser kleinen Kinder.
„Tut mir leid, aber ich habe gerade echt keine Zeit für dich",
ich schlug ihre Hand weg,

„Die Kollegen der Nachtschicht bringen gerade den Mörder von Anna in den Verhörraum".
Aubrey blinzelte interessiert.
„Wir könnten doch wieder zusammen arbeiten.
Wie in der guten alten Zeit, als ich als Psychologischer Berater bei euch ausgeholfen habe"
„Du weißt, dass ich das nicht zulassen kann, das bräuchte die Genehmigung des Chiefs"
„Ach komm schon liebste, lass mich wenigstens von außerhalb zusehen, du weißt doch wie gerne ich dir helfe".

Ihr Blick war schlimmer als das eines Hundewelpen, es gab einfach keine Chance dagegen je nein zu sagen.
„Na schön, aber du wirst dich nicht einmischen"
Sie blicke zu Simrah, die nur wortlos nickte.
„Aber natürlich doch liebes.
Ich bin mir sicher wir sind ein tolles Team und er wird dir alles sagen, was du wissen willst".
Aubrey packte mich an der Schulter und stieß mich regelrecht hinaus.


Happy FaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt